Im Prinzip weiß es keiner so genau, und der ehrwürdige Kölner Renn-Verein von 1897 e.V. blickt immerhin ja schon ein weit hundertjährige Geschichte zurück. Da möchte man meinen, es sollte eigentlich nichts mehr geben, was es nicht schon einmal gegeben hätte. Dass in all den vergangenen Jahrzehnten je einmal ein Pferd aus Spanien im Weidenpescher Park am Start gewesen ist, daran kann sich jedenfalls keiner erinnern. Mithin kommt es am Sonntag zu einer Premiere. In der „Silbernen Peitsche“ (17.20 Uhr) startet nämlich mit Trajano erstmals ein Vollblüter von der iberischen Halbinsel.

Um in Kölns wichtigsten Kurzstreckenrennen zu laufen, schickt Trainer Teodoro Callejo-Solana seinen vierjährigen Schützling auf eine weite Reise. Vom Hipódromo de la Zarzuela in Madrid bis in den Norden der Domstadt. Nun steht Spanien keineswegs im Ruf, eine namhafte Turfnation zu sein. Die Sportidole des Landes sind ähnlich wie hierzulande vorrangig die herausragenden Fußballer. Aber der  dortige Galopprennsport entwickelt sich stetig nach vorne. Vor allem gibt es auch enge Kontakte zum Nachbarland Frankreich, einer wirklich großen Turfnation.

So kommt es auch, dass Trajano am Sonntag in Köln von jungen Franzosen Jerome Lermyte geritten wird. Er ist ein aufstrebender Nachwuchsmann auf den Pariser Bahnen und  hierzulande längst keine unbekannte Größe mehr. Mithin greifen auch zahlreiche hiesige Besitzer im Rahmenprogramm auf seine Dienste zurück.

Vorrangig hat ihn aber Senior Ildefonso León-Sotelo Garcia, der Besitzer von Trajano, verpflichtet. Vielleicht hegt er im Stillem sogar die Hoffnung, dass mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Gruppe-III-Rennen zu gewinnen. Aber bei  allem Respekt vor dem in den USA gezogenen Hengst, es dürfte schwierig werden. Zwar hat Trajano in Frankreich bereits bewiesen, in Prüfungen dieser Art kein Statist zu sein. Es ist allerdings keine Form in seiner Bilanz, die darauf hindeutet, dass er über kurz oder lang auf dieser hochkarätigen sportlichen Ebene einmal zum Sieg stände.

Ähnlich verhält es sich bei Tertio Bloom, einem weiterem ausländischen Gast, der  aus Schweden kommt. Sein Trainer Fredrik Reuterskiöld genießt im deutschen Galopprennsport einen sehr guten Ruf, und noch viel mehr besitzt Tertio  Blooms Jockey hierzulande einen exzellenten Namen. Es ist Fredrik Johansson, der in den letzten drei Jahren gleich zweimal das Deutsche Derby für das Gestüt Schlenderhan gewann, 2007 mit Adlerflug und in dieser Saison mit Wiener Walzer.

So betrachtet sind die Aussichten der heimischen Kandidaten gewiss nicht die schlechtesten, das Rennen im Lande zu halten. Vor allem Contat (Jockey: Rastislav Juracek) besitzt das Format dazu. Immerhin hat er in diesem Jahr in Baden-Baden bereits das Benazet-Rennen gewonnen. Der Sechsjährige wird zwar in Bremen- Mahndorf von Pavel Vovcenko trainiert, doch ist der Hengst in gewisser Weise zugleich ein bisschen ein Kölner Pferd. Hinter dem Stall Sunny, für den Contat startet, steht nämlich der Kölner Rennmann Albert Jörres. Schon dessen Vater, der ebenfalls auf den Namen Albert getauft worden war, besaß vor Jahrzehnten eine Reihe erstklassiger Pferde. Sie standen vor allem bei den Kölner Trainern Hein Bollow und Josef Hochstein. Allen voran den unvergessenen Hengst Fant.

Florentiner (Adrie de Vries), Key to Pleasure (William Mongil) und die beiden Stuten Lips Arrow (Andreas Göritz) sowie Zaya (Stephan Hellyn) gehören ebenfalls noch mit zu Contats Gegnern und sind alle äußerst bewährte Distanzspezialisten. Möglicherweise droht aber die größte Gefahr für ihn sogar vonseiten der dreijährigen Stuten, die Lukrecia (Andrasch Starke), Muriel (Jiri Palik) und Sarabia (Eduardo Pedroza) heißen. Allesamt dürften sie längst noch nicht am Zenit ihres Könnens angelangt sein. Und dass gleich drei junge Sprinttalente die älteren „Kurzstreckler“ herausfordern, macht das wichtigste Rennen am Sonntag so besonders reizvoll.

Einen besonderen Programmpunkt bildet zudem noch das traditionsreiche Oppenheim-Rennen (15.05 Uhr). Normalerweise handelt es sich um einen frühen wichtigen Test der Zweijährigen für Hengste und Stuten. Doch die Herren der Pferdeschöpfung glänzen ausschließlich durch Abwesenheit – und ein Stutensieg ist bereits programmiert. Völlig offen allerdings, ob das mit 20.000 Euro dotierte Listenrennen über 1300 Meter an Million Kiss, Paradise Rain,  At First Sight,  Botany Bay, One Dai Lady oder Suerte Loca geht.

Als Rennen mit einer deutlich höheren Starterzahl fällt im neun Prüfungen starken Programm allerdings das Caballero-Rennen (16.05 Uhr) sofort ins Auge. Sage und schreibe 18 Kandidaten gehen hier auf die 2.200-Meter-Distanz. Je nachdem, wie es ausgeht, könnten hier besonders hohe Quoten anfallen. Nicht zuletzt in der Dreierwette, bei der in diesem Rennen noch ein zusätzlicher Jackpot von 5.000 Euro ausgeschüttet wird.

Sonntag, 26. Juli 2009
Erster Start: 14.00 Uhr
Letztes Rennen: 18.30 Uhr
Kölner Renn-Verein 1897 e.V.
Rennbahnstraße 152
50737 Köln
www.koeln-galopp.de