Die insgesamt fünf Preisträger teilen sich die Auszeichnung, die mit zwei Millionen Schwedische Kronen (umgerechnet: 218.000 Euro) dotiert ist. Sie erhalten die Auszeichnung am 7. Dezember im schwedischen Parlament. Der Preis soll Personen und Initiativen ehren, die bei der Vergabe der Nobelpreise nicht beachtet werden.

„Nordrhein-Westfalen ist stolz auf ein solches Engagement. Sie haben die Welt menschlicher gemacht“, würdigte NRW-Frauenminister Armin Laschet die Preisträgerin.


[Aktualisiert: 20:10 Uhr]

Mit Monika Hauser unterhielt sich Report-k.de über ihre Arbeit mit vom Krieg und Vergewaltigung traumatisierten Frauen und darüber, was ihr der Alternative Nobelpreis bedeutet:


Report-k.de: Herzlichen Glückwunsch Frau Hauser zum Alternativen Nobelpreis. Wie haben Sie davon erfahren?
Hauser: Der Geschäftsführer der Right-Livelyhood-Stiftung hat mich angerufen. Ich wusste zwar, dass ich nominiert bin, habe allerdings nicht damit gerechnet, dass ich dieses Jahr schon dran bin.

Was ging Ihnen als erstes durch den Kopf?
Ich konnte es zunächst gar nicht glauben. Aber dann war es einfach überwältigend und ich habe mich wirklich sehr, sehr gefreut.

Was bedeutet Ihnen der Preis?
Er ist eine tolle Anerkennung für mich, meine Kölner Mitstreiterinnen und auch für meine weltweiten Projektkolleginnen.  Er macht Mut und stärkt unsere Arbeit und die Frauen in den Nachkriegsregionen.


"Ich habe mich wirklich sehr, sehr gefreut"


Seit 15 Jahren engagieren Sie sich bei medica mondiale. Was liegt Ihnen am meisten am Herzen?
Dass man konkret über die Taten öffentlich spricht und die Frauen nicht stigmatisiert. Im Kongo [Anm. d. Red.: Demokratische Republik Kongo], wo beispielsweise Männer in Banden wahllos Frauen vergewaltigen, muss klar sein, dass sie ein Kriegsverbrechen begehen.  Es muss endlich ein Signal geben, dass  sie tatsächlich dafür verurteilt werden, damit den Frauen Gerechtigkeit widerfährt. Resolutionen dazu gibt es bereits. Doch nichts geschieht und Politiker unternehmen sehr wenig dagegen. 

Welches war bislang Ihr erschütternstes Erlebnis?
Schwerig zu sagen. Ich habe schon so viel Schreckliches gehört. Ein Beispiel ist eine 13-Jährige aus Kabul, die mehrfach von ihren Onkeln vergewaltigt und mit dem Gefängnis bestraft wurde. Sie wurde schwanger und dadurch noch mehr ausgegrenzt. Wir haben ihr eine Strafverteidigerin gestellt und sie schließlich frei bekommen. Dann haben wir nach den Verantwortlichen geforscht. Zwei junge Männer wurden eingesperrt, aber nach kurzer Zeit von der Familie wieder freigekauft. Das war eine erneute Demütigung für das Mädchen.


"Mir war klar, wie sehr Gewalt zum Frauenalltag gehört"


Und Ihr Schönstes?
Im April bin ich zu einer Konferenz nach Bosnien gereist. Dort habe ich eine damals 28-Jährige wieder getroffen, die damals Tage lang festgehalten und mehrfach vergewaltigt worden ist.  Wir haben ihr damals geholfen, wieder Lebenskraft zu entwickeln. 15 Jahre später hat sie eine Selbsthilfegruppe gegründet. Es ist eine große Freude zu sehen, dass ehemalige Opfer auch selbst aktiv werden und andere Frauen unterstützen.

Wie kam es damals zu Ihrem Engagement?
Als angehende Gynäkologin habe ich auch in Friedenszeiten in NRW viel Gewalt an Frauen feststellen können. Mir war klar, wie sehr Gewalt zum Frauenalltag gehört. Dann kam der Bosnienkrieg und ich wollte mich einmischen. Ich war wütend, wie die Medien damals über Frauen als Opfer berichtet haben, nämlich mit einem ekelhaften Schlüssellochblick. Außerdem haben die Hilfsorganisationen damals nichts bewirken können. Deshalb ging Ende 1992 nach Bosnien und habe mit 20 lokalen Fachfrauen ein Therapiezentrum für betroffene Frauen errichtet.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Im Kongo ist es wieder zu einer neuen Kriegswelle gekommen. Mit einem Teil des Preisgeldes möchten wir unsere Arbeit dort weiter intensivieren.

Werden Sie heute Abend noch feiern?
(lacht) Wenn die Mikros und Kameras weg sind, bestimmt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Nadin Hüdaverdi.

[ Foto: Medica Mondiale]