Alleinerziehende eher von Armut gefährdet
Etwa 30.000 Kinder gelten derzeit als arm. Meist wachsen sie bei Alleinerziehenden auf. Sie sind eher als andere Gruppen von Armut gefährdet. Dies geht aus der Bilanz hervor, die die Sozialdezernentin Marlis Bredehorst fünf Jahre nach ihrem Amtsantritt  heute präsentierte. „Das ist erschreckend für die Zukunft der Stadt“, sagte Marlis Bredehorst. Sie halte deswegen Ganztagesangebote in Kitas und Schulen für sinnvoll, um den Kindern durch Bildung Chancen zu ermöglichen, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.

Auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf Sozialleistungen angewiesen
Damit gehören bedürftige Alleinerziehende und ihre Kinder zu rund 120.000 Kölnern, die  auf Hartz IV Gelder von der Arge angewiesen sind. 30.000 Menschen wie etwa Asylbewerber erhalten ebenfalls finanzielle Unterstützungen. Schätzungsweise weitere 50.000 Kölner nutzen zwar den Kölnpass, beziehen jedoch keine weitere Transferleistungen wie beispielsweise die Sozialhilfe. „Im vergangenen Jahr konnten wir rund 15.000 Kölnern den Schritt in den Arbeitsmarkt  ermöglichen“, berichtete Sozialamtsleiter Stephan Santelmann. Gleichwohl räumte er ein, dasses  nicht wenige Arbeitnehmer gebe, die wegen zu geringer Löhne weiterhin finanzielle Hilfen vom Sozialamt erhalten. „Die genaue Zahl können wir nicht bestimmen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit lässt dies nicht zu“, erklärte Santelmann. Dass jedoch auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf Zahlungen des Sozialamts angewiesen sind, weil ihre Gehälter ebenfalls nicht ausreichen, fand Marlis Bredehorst „sehr bedauerlich.“ Dies sei dem geschuldet, dass Städte unter enormen finanziellen Belastungen stehen und ihnen hohe Sozialausgaben aufgebürdet würden. Betroffene Mitarbeiter stammten aus unteren Gehaltsgruppen und hätten Familien zu versorgen. „Wir haben Probleme, Mitarbeiter für den Öffentlichen Dienst zu finden, gerade jetzt, wo die Konjunktur angezogen hat“, sagte Bredehorst. Insgesamt fiel 2007 die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die Hartz IV beziehen um vier Prozent. Jedoch nicht die Zahl der Bedürftigen. Sie lag 2006 wie auch 2007 bei rund 120.000 Menschen. „Kleine Familien schaffen es eher raus aus der Lage als Familien mit mehreren Kindern“, erklärte Stephan Santelmann.

62 Wohnungslose ins Arbeitsleben vermittelt
Bundesweit modellhaften Charakter habe hingegen das Resozentrum im Kalk-Karré. Dort erhalten wohnungslose Menschen, die beispielsweise psychisch erkrankt sind oder drogenabhängig sind, Hilfestellungen. Das besondere dabei ist, dass ihnen alle Unterstützungen aus einer Hand gewährt werden. Derzeit sind es 1030 Bedürftige. Von ihnen wurden im vorigen Jahr 62 in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. „Wenn man bedenkt, wie weit weg diese Menschen vom Arbeitsleben entfernt waren, ist das ein großer Erfolg“, meinte Santelmann.

Jeder siebte Kölner ist überschuldet
Bei den Überschuldungen – also Fälle, bei denen Menschen den Überblick über ihre Schulden verlieren und sie auch nicht mehr zurückzahlen können – stieg in Köln wie bundesweit die Zahl solcher Fälle. Mittlerweile gilt jeder siebte Kölner als überschuldet.  Im Vergleich zum Vorjahr nahm ihre Anzahl 2007 um 12 Prozent zu. Um dem entgegenzuwirken, bietet die Stadt neben einer Schuldnerberatung auch einen so genanten Haushaltsführerschein bei der Verbraucherberatung an, damit Betroffene ihre Einnahmen und Ausgaben in den Griff bekommen-  beispielsweise, indem sie etwa ein Haushaltsbuch anlegen. Zudem nimmt die Fachstelle Wohnen vermehrt frühzeitig Kontakt zu Betroffenen auf, wenn es Probleme bei Mietzahlungen gibt. Dies soll verhindern, dass sich später größere Schwierigkeiten entwickeln.
 
Gründung der Arge als größte sozialpolitische Herausforderung
Rückblickend sei die Gründung der Arge im Jahr 2003 die größte sozialpolitische Herausforderung gewesen. Träger sind  die Stadt Köln und die Agentur für Arbeit „Innerhalb eines Vierteljahres mussten wir eine neue Behörde aufbauen“, sagte Sozialdezernentin Marlis Bredehorst. Dies habe anfangs sehr großes Engagement von den Mitabeitern abverlangt. In der Zwischenzeit habe man mehr Personal eingestellt.

„Besseres Beratungsangebot als vor fünf Jahren“
Demnächst will die Sozialdezernentin ein innovatives Konzept zur Bekämpfung von Altersarmut vorstellen. Dazu gebe es eine wissenschaftliche Zusammenarbeit der Katholischen Fachhochschule Köln. Für Menschen mit Migrationshintergrund sollen Hilfen verstärkt interkulturell ausgerichtet werden. Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollen deshalb entsprechende Fortbildungen besuchen  und es sollen auch mehr Menschen eingestellt werden, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben. Darüber hinaus ist geplant, nachbarschaftliche Hilfe in den Stadtteilen zu intensivieren. „Sozialer Kitt wird im Veedel produziert“, meinte Santelmann. Alles in allem zog die Sozialdezernentin vorläufig ein positives Fazit ihrer Amtzeit: „Wir haben heute für viele Menschen eine bessere Beratung als noch vor fünf Jahren.“

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: hofschlaeger/www.pixelio.de