Europas Elite-Cowboys am Start
Der Sand spritzt wild auf und die Pferde werden auf den Punkt geritten, mit rasender Geschwindigkeit um Ölfässer, oder im Stangenslalom und beim Rescue Race – dem Aufsammeln eines Cowboys. Das Sportprogramm ist vielfältig: Saddle Bronc Riding, Bareback Riding, Calf Roping, Wild Horse Race, Bull Riding, Flag Race, Pole Bending, Rescue Race und Post Race. Rund 100 Reiter und Cowboys traten gegeneinander an. Darunter auch der amtierende Europameister im Bull Riding und Saddle Bronc Riding aus dem Emsland mit dem Spitznamen „Garfield“, Hans-Hermann Büter. Der zeigte am Sonntag auch zwei exzellente Ritte. Für den Europameister zählt neben der sportlichen Komponente und den Adrenalin Schüben auch der Zusammenhalt der Cowboy Community und den Spaß den man gemeinsam erlebt. Büter reitet von Kindesbeinen an und wurde mit dem Western-Rodeo Virus in einer Westernstadt im Harz infiziert und das hat ihn nicht mehr losgelassen. Der selbstständige Bauunternehmer reist durch die ganze Republik um an den Rodeos teilzunehmen und reitet das ganze Jahr im heimischen Emsland. Dort reitet er aber nicht die Bullen der örtlichen Bauern zur Übung, sondern trainiert mit einem alten Ölfass auf einem Holzbock. Mit dem Rodeo reiten hat Büter im Jahr 2002 begonnen. Der jetzt 42jährige Sportler denkt aber auch ans Aufhören mit den Rough Stocks, denn die harten Disziplinen kann man nicht unendlich absolvieren. So satteln viele Cowboys dann auf die Geschicklichkeitsdisziplinen wie etwa „Calf Roping“ mit 40 um.

Ein engagierter Idealist
Der Macher des Rodeos ist Dieter Brand. Er hat das Western Rodeo von Alan Jacob übernommen der die amerikanische Sportart in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Europa brachte. Der studierte Maschinenbauingenieur hat sich intensiv mit der amerikanischen Kultur auseinandergesetzt und war von Anfang an von der Idee Western Rodeo in Europa überzeugt. Mit viel Idealismus und großer Erfahrung als Veranstaltungsmanager hat er das Rodeo vorangebracht. Arena, Ställe und Boxen alles Sonderanfertigungen. Auch Tiere wie den Bullen „Bad Boy“ zu finden ist nicht einfach. Die meisten Bullen werden im Alter von 2 Jahren geschlachtet, die Bauern nehmen ihnen die Hörner und in der Massentierhaltung verlernen die Bullen das Laufen. Bullen im Rodeo werden wesentlich älter und auf stark gesicherten Weiden im Freiland gehalten. Nur so erhalten sie ihre Agilität und Kraft. Aber auch Experten wie Brand haben einen höllischen Respekt vor den großen Bullen, die eine enorme Kraft entwickeln können.

Rodeo ist international
Die Cowboys und Reiter kommen zu etwa 50 Prozent aus Deutschland. Der Rest sind häufig amerikanische Soldaten die in Deutschland stationiert oder hängengeblieben sind, Mexikaner, Belgier und Tschechen. Bevor man allerdings als Cowboy mitmachen darf muss man zunächst viel trainieren, vor allem für die Rough Stock Disziplinen. In den Reitdisziplinen nehmen auch viele Sportreiter mit ihren eigenen Pferden teil. In den Reitdisziplinen kommt das Quarter Horse zum Einsatz, das besonders wendig und schnell auf der Viertelmeile-Distanz ist. Bei den Disziplinen gibt es auch Punkte. Und die 6-8 Besten aus den europäischen Ländern treffen sich dann zur Europameisterschaft.

Auch wenn es immer wieder wie aus Kübeln schüttete, die Besucher waren begeistert und die kleine Tribüne war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Cowboys trugen lange Ölmäntel. Das Faszinierende ist auch die Eins zu Eins Auseinandersetzung Mensch und Tier. Und nicht immer geht der Mensch als Sieger aus dem Wettkampf hervor.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung