Schon am frühen Abend war der Heumarkt gut gefüllt.

„Das Motto Null Toleranz verbunden mit der offensiven Stopp-Hand im Logo drückt aus, dass wir nicht länger dulden wollen, dass unsere Rechte verletzt und unsere Würde von Teilen der Gesellschaft mit Füßen getreten wird“, beschreibt der Kölner Lesben und Schwulentag das Motto des diesjährigen Cologne Pride und weiter „Selbstverständlich treten wir weiter grundsätzlich für Toleranz und Akzeptanz ein. Nur Kräften gegenüber, deren eigene Haltung von Ablehnung und Intoleranz geprägt ist, bringen wir keine Toleranz mehr entgegen und fordern zugleich Politik und Gesellschaft auf, diesen Tendenzen gemeinsam mit uns Einhalt zu gebieten.“ Fünf Plakate, stringent als Vermissenplakate gestaltet arbeitet mit fiktiven und realen Sujets, die die Intoleranz thematisieren. Auf einem sieht man Erzbischof Kardinal Meissner der homosexuelle Partnerschaften als „verderblich“ in einer Predigt bezeichnete. Er steht für das Themenfeld Religion, dem man unzeitgemäße Auslegung religiöser Texte vorwirft. Der KLUST sieht die Religionsfreiheit dort eingeschränkt, wo sie die Menschenwürde verletzt.

Das zweite Plakat zeigt den Gangster-Rapper G-Hot, der in einem seiner Songs die Textzeile „ich geh´mit zehn MGs zum CSD“ singt und damit Hass sähen will, so der KLUST. Hier wird das Medium Musik dazu genutzt Vorbehalte gegenüber Lesben und Schwulen weiter zu schüren. Auch in den Familien sieht man immer wieder Vorbehalte und nach dem Coming out  herrsche oftmals Unverständnis, an dem Ort an dem man sich eigentlich geborgen fühlen müsste. Dazu zählt sicher auch das vierte Plakat, dass einen jungen Mann zeigt. Er steht synonym für die hohe Suizidrate unter schwulen und lesbischen Jugendlichen. Auch die Schule ist hier nur zu oft der Hort der Ausgrenzung: „Schwule Sau“ ist eher Alltag denn Ausnahme an deutschen Schulen. Hier fordert man von der Politik und den Pädagogen endlich Konzepte, die sich diesem Problem stellen. Auch im beruflichen Alltag werden Lesben und Schwule häufig gemobbt. Üble Witze bis hin zum Arbeitsplatzverlust sind heute noch Realität.

Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes begrüßte die Gäste: „In den vergangenen Jahren hat sich unsere Stadt immer mehr zu dem Zentrum der schwul-lesbischen Szene in Deutschland und Europa entwickelt. Die Community liebt diese Stadt – und Köln erwidert diese Liebe.“ Fest machte die Bürgermeisterin dies auch an der Gründung von „Schleks“, Schwule und Lesben der Kölner Stadtverwaltung. Die Bürgermeisterin forderte mehr Toleranz und Gleichberechtigung: „Doch trotz aller Offenheit und Toleranz in dieser Stadt bleibt zum Beispiel das Coming-Out für die Betroffenen ein schwieriges Thema, stoßen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender auch in dieser Stadt auf Intoleranz. Auch werden immer noch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht wirklich gleichberechtigt behandelt, gibt es kein gesetzlich verbrieftes Recht auf künstliche Befruchtung für lesbische Frauen und keine gleichberechtigte Behandlung beim Thema Adoption, trotz des seit nunmehr sieben Jahren bestehenden Lebenspartnerschaftsgesetzes. Es sollte daher unser gemeinsames Ziel sein, uns für eine vollständige Gleichberechtigung einzusetzen. Hier sind wir alle aufgefordert, in Kirche, Schule und am Arbeitsplatz, aber auch beim Besuch im Stadion, für mehr Toleranz und Akzeptanz einzutreten.“

Bei der Eröffnung waren noch nicht zu viele Menschen auf den Heumarkt gekommen, aber das änderte sich minütlich und schon am Abend war der Heumarkt voll und auf dem Straßenfest herrschte reges Treiben zwischen mondän, rockig und flippig.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung.