Vor dem Bettenhaus wurden Patienten-Infos verteilt.


„Tarifvertrag jetzt“ ist das Motto unter das ver.di den Warnstreik am heutigen Mittwoch gestellt hat. An sechs nordrhein-westfälischen Universitätskliniken wird warngestreikt: Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster.






Alle füllten die 100 Euro-Schein-Karten auf dem Rücken der Kollegin oder des Kollegen aus.


und so sieht die Karte von vorne aus, lachend sagte eine der Streikenden, „ich hatte
noch nie einen 100 Euro Schein in der Hand“.


Randvoll mit den Karten war die Jacke des 100-Euro-Postkarten-Sammlers.


 


Begeleitet wird der Warnstreik von einer Postkarten-Aktion. Die Beschäftigten senden Postkarten mit einem Faksimile-Druck eines 100-Euro Scheines an ver.di. Dort wird fleissig gesammelt und dann komplett der Protest an den Arbeitgeber übergeben. Aufschrift: „Wo sind meine 100 Euro?“ 100 Euro –  denn die bekamen die Beschäftigten der kommunalen Kliniken im April.




 


Worum geht es?


„Die Uni-Kliniken verweigern die Übernahme des Tarifabschlusses, den ver.di im Februar mit den Kommunen und dem Bund getroffen hat“ so Sylvia Bühler vom Landesbezirk NRW ver.di. Aber es geht laut ver.di nicht nur ums Geld. So befürchtet ver.di auch Wettbewerbsnachteile für die Uni-Kliniken, sofern der modernere Tarifvertrag öffentlicher Dienst, wie er an den kommunalen Kliniken ab 1. Oktober 2005 zum Einsatz kommen wird, nicht auch auf die Unikliniken angewendet wird.


 


Neben der Forderung nach Einführung des „TVöD“-Tarifvertrages ab 1.10.2005 fordert ver.di: Gleiche Arbeitsbedingungen für alle und die 38,5 Stunden-Woche. In den Jahren 2005 bis 2007 jeweils 300 Euro Einmalzahlung, Urlaubsgeld und ungekürztes Weihnachtsgeld.


 


So ist nach Aussagen von Warnstreikern, bereits das Urlaubsgeld gestrichen das Weihnachstgeld gekürzt worden. Alle die die jetzt an der Uniklinik anfangen arbeiten bereits 41 Stunden. Die Arbeit wurde verdichtet, Stationen zusammengelegt und Personal abgebaut. Auch ein Resultat der Gesundheitsreform und der Fallpauschalen. Dazu der stressige 3-Schichtbetrieb. Zudem sollen die Nacht- und Feiertagszuschläge abgeschafft werden.


 


 „Wer täglich anderen Menschen hilft, braucht gute und abgesicherte Arbeitsbedingungen.“ So ver.di in der Forderung weiter. Von Seiten der Gewerkschaft gibt man sich betont kämpferisch. Lenken die Arbeitgeber nicht umgehend ein, hätten sie die Eskalation des Konfliktes zu verantworten.


 


Für die Uniklinik kam der Warnstreik sehr überraschend und war wohl nicht lange genug im Vorfeld von ver.di angekündigt. Über dieses Vorgehen von ver.di ist man in der Uniklinik befremdet. So hätte man natürlich rechtzeitig Notfallpläne für den Tag des Warnstreikes, bzw. der aktiven Mittagspause erarbeiten müssen. Schließlich ist die Uniklinik das Top-Krankenhaus in Köln in dem die medizinische Versorgung der Bürger 24 Stunden am Tag gewährleistet sein muss. 


 


Rein rechtlich gesehen ist das Uniklinikum eigentlich auch gar nicht für die Tarifabschlüße verantwortlich, sondern die Landesregierung in Düsseldorf. Der Warnstreik, also eigentlich am falschen Ort? Nur ist der Düsseldorfer Landtag nicht so spektakulär. Die Landesregierung, als Träger der Uniklinik, schließt  mit den Mitarbeitern die Verträge ab. Hier hatte man in den letzten Jahren von Seiten ver.di auf die Umsetzung des BAT gedrängt. Ob allerdings so kurz vor der NRW-Wahl, die in zehn Tagen stattfindet, noch eine Entscheidung zu erzielen ist, bleibt fraglich.


 


Richtig und wichtig ist allerdings die Diskussion um den Punkt „wie wichtig und teuer ist uns eigentlich unsere Gesundheit“, gerade in den Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft. Wollen wir wirklich von frustrierten und unmotivierten Pflegerinnen und Pflegern betreut werden, genau dann wenn es uns nicht so gut geht? Muss es wirklich unterschiedliche  Tarifverträge geben, zwischen Bund, Land und Kommune. Oder schlimmer noch Rivalität zwischen städtischen und Landeskliniken? Mit dem Warnstreik hat es ver.di geschafft den Finger in diese offene Wunde zu legen.