Mit dem Ende der Londoner Aufführung sieht der Dezernent die Chancen in hohem Maß gefährdet, Finanziers für die geplante Kölner Produktion des Musicals zu begeistern.

Noch am gestrigen Montagabend, 17. März, fanden sich Wallace und sein Team deshalb bei Walter-Borjans ein, um die aktuelle Entwicklung zu erläutern. Nach Ansicht des Dezernenten stellt sich die Lage nach dem konstruktiven und vertrauensvollen Gespräch zwar weiterhin angespannt, aber durchaus mit Perspektive dar. Er sei, so Walter-Borjans, "bedingt zuversichtlich, dass das Vorhaben wie geplant gelingen kann".

Wichtig sei vor allem die belegbare Information gewesen, dass "Herr der Ringe" in erster Linie Opfer eines Verdrängungswettbewerbs geworden sei. Die zweifellos beeindruckende Londoner Inszenierung sei zwar sehr aufwändig und tue sich deshalb schwer, die hohen Produktionskosten selbst mit gut ausgelastetem Haus einzuspielen. Hier sei man aber offenbar auf einem guten Weg gewesen. Vieles spreche dafür, dass das Aus vor allem darauf zurückzuführen sei, dass im Theatre Royal künftig eine von der BBC ausgestrahlte Casting Show des Musical-Komponisten und -Produzenten Andrew Lloyd Webber aufgeführt werden solle. Gegen die mit Gebühren gesicherte Rentabilität der Show sei – so vermutet die angesehene Sunday Times – das Musical chancenlos.

Gleichwohl gilt es nach den Worten des Wirtschaftsdezernenten jetzt, bei potentiellen Geldgebern Überzeugungs- und Vertrauensarbeit zu leisten. Man sei übereingekommen, den Termin für die erste Sitzung der vor drei Wochen in London verabredeten Arbeitsgruppe am 10. April 2008 beizubehalten. Mit ausreichendem Vorlauf müssten dann aber alle Informationen und Daten vorliegen, die für eine seriöse Einschätzung der Erfolgsaussichten einer Kölner Produktion nötig seien. Walter-Borjans: "Eines werde ich nicht tun: mögliche Geldgeber zu einem Abenteuer animieren. Eine solche Investition birgt immer ein Risiko – und ich halte eine Erfolgsgeschichte mit diesem Musical nach wie vor für möglich. Gerade nach so einem Vorlauf müssen die Musical-Macher aber auf alle kritischen Fragen ganz besonders überzeugende Antworten haben."

Anders als zunächst gemeldet beabsichtigen die Produzenten nicht, mit einer "abgespeckten" Inszenierung nach Köln zu kommen. Das gelte vielmehr für Australien und Neuseeland. Köln solle exklusive Spielstätte in Europa mit einer "Vollversion" werden. Durch den vorzeitigen Abbruch in London sinke der Finanzierungsbedarf in Deutschland um rund acht Millionen Euro, weil Mittel und Equipment für die britische Aufführung in das Kölner Projekt einfließen könnten.

[fs; Quelle: Presseamt Stadt Köln; Foto: Klett-Cotta]