Heute wurde in Berlin Bundesaußenminister Joschka Fischer mit dem Leo Baeck-Preis ausgezeichnet. Dies ist die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er wird seit 1956 zur Erinnerung an den jüdischen Wissenschaftler und Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) vergeben. Mit diesem Preis werden Menschen geehrt, die sich in hervorragender Weise für die jüdische Gemeinde in Deutschland, aber auch für Israel eingesetzt haben.


  


Uneingeschränkte Solidarität mit Israel


Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats, sagte bei der Übergabe des Preises, Bundesaußenminister Fischer habe sich als „ehrlicher Makler“ für einen gerechten Frieden im Nahen Osten einen Namen weit über Partei- und Landesgrenzen erworben. Sein Einsatz für ein Ende des Terrors, ergänzt durch eine „kritische, aber uneingeschränkte Solidarität“ mit dem Staat Israel sei in Zeiten verschärfter, antisemitisch geprägter Israelkritik „ein wichtiges Signal und eine ermutigende Geste gegenüber der jüdischen Gemeinschaft.“ 


 


Bundesaußenminister Fischer warnte in seiner Erwiderung auf die Worte Spiegels vor einer Vermischung des Gedenkens an Opfer und Täter des Nationalsozialismus. „Folge man so manchen öffentlichen Äußerungen und Beiträgen, so stoße man überall und immer vor allem auf Opfer und nur noch auf sehr wenige Täter“, sagte Fischer. „Ursache und Wirkung drohten dabei im allgegenwärtigen Leid zu verschwinden und dies gelte auch für die so unverzichtbare klare Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern. Ohne eine solche klare Unterscheidung verkehre sich aber historische Wahrheit in Lüge, so Fischer.


 


Ein Mittler zwischen den Fronten


Der israelische Schriftsteller Amos Oz, der die Laudatio auf Fischer hielt, sagte, Fischers Haltung als „kritischer Freund“ Israels könne als „politische Richtlinie für viele“ gelten. Fischer habe in den letzten Jahren bewiesen, „dass man ein starker Kritiker gewisser Aspekte der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern sein kann, ohne je das israelische Recht auf eine Existenz in Frieden, Integrität und Sicherheit in Frage zu stellen“. Daher werde Fischer selbst in der arabischen Welt als „aufrichtiger Vermittler“ akzeptiert.


 


Bundeskanzler Gerhard Schröder gratulierte Joschka Fischer mit den Worten


„Joschka Fischer, Sie haben verinnerlicht, dass Verantwortung für diese Vergangenheit heute und in Zukunft Verpflichtung für Politik und Gesellschaft in Deutschland ist. Das Einstehen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für die Menschenwürde, für Toleranz und Glaubensfreiheit und die entschlossene Bekämpfung all dessen, was danach trachtet, diese Würde zu missachten, ist Teil Ihrer politischen Biographie.“


 


Bisherige Preisträger waren u.a. Ralph Giordano, Hans-Jochen Vogel, Friede Springer und Helmut Kohl.