Erniedrigung, Diskriminierung, Intoleranz, Ausgrenzung − Gewalt in der Öffentlichkeit hat sehr unterschiedliche Erscheinungsformen. Viele sind damit schon konfrontiert worden. Wie aber mit Gewalt umgehen? Wie kann erfolgreich Courage gegen körperliche Übergriffe oder gegen
Diffamierung und Diskriminierung gezeigt werden? „Courage zeigen! − Gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus“ heißt das neue Bildungsprogramm, mit dem die Landeszentrale für politische Bildung
Nordrhein-Westfalen und die BUBER-ROSENZWEIG-Stiftung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Jugendlichen Antworten geben wollen auf diese Fragen. Im Rahmen der Woche der
Brüderlichkeit der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wurde das Programm in Düsseldorf interessierten Lehrern präsentiert.

Gegen antidemokratische Tendenzen und gegen körperliche Gewalt
Das aus einzelnen Projekttagen zusammengestellte Programm soll für Jugendliche Wegweiser sein, wie sie sich couragiert und erfolgreich gegen antidemokratische Tendenzen und körperliche Gewalt wehren können. Ausgangspunkt ist das Verständnis der Grund- und Menschenrechte als normative Grundlage der Gesellschaft. „Demokratie ist mehr als eine Staatsform“, so die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, Maria Springenberg-Eich, in ihrer Eröffnungsrede. „Grundwerte wie Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde sind auch die Grundregeln individuellen Handelns in einer demokratischen Gesellschaft.“ Gewalt widerspreche in jeder Form diesem demokratischen Selbstverständnis. Sich gegen Gewalt zu behaupten, sei darum eine Frage der Demokratiekompetenz. Springenberg-Eich: „Diese Kompetenz wollen wir mit den Jugendlichen trainieren.“

Der Geschäftsführer der BUBER-ROSENZWEIG-Stiftung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Rudolf W. Sirsch, hob hervor, dass Courage gegen Gewalt auch Mut zur Wahrheit bedeutet. „Wahrhaftigkeit gehört zu den Grundlagen des Zusammenlebens in einer demokratischen Gesellschaft“, so Sirsch. „Bei uns hat dies aber noch eine ganz besondere Bedeutung. Wir brauchen den offenen Blick auf die deutsche Geschichte, um uns Rassismus und Antisemitismus frühzeitig in den Weg zu stellen. Wir brauchen den Mut zur Wahrheit vor allem jenen gegenüber, die die Vergangenheit verleugnen oder umdeuten wollen.“ Sirsch begrüßt, dass ein Programm gelungen sei, das die Jugendlichen gleichzeitig sensibilisiere für rassistische und antisemitische Tendenzen sowie aufzeige, wie sie sich in kritischen Situationen gegen solche Tendenzen wehren können.

Die Schwerpunkte
„Courage zeigen! − Gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus“ umfasst insgesamt neun Projekttags-Angebote mit drei inhaltlichen Schwerpunkten:

1. „Cool sein – cool bleiben“ − ein von Expertinnen und Experten aus dem Jugend- und Polizeibereich entwickeltes Trainingsprogramm, das sich konkret mit körperlicher Gewalt im öffentlichen Raum auseinander setzt. Wie sind Gewaltsituationen frühzeitig erkennbar? Wie verhalte ich mich als Opfer? Wie helfe ich richtig?

2. „Courage zeigen für Demokratie“ greift das Thema Gewalt im Zusammenhang mit Rassismus und Rechtsextremismus auf. Jugendlichen werden theoretische Grundlagen und praktische Erfahrungen
an die Hand gegeben, wie sie in ihrem Alltag solchen demokratiefeindlichen Erscheinungen erfolgreich begegnen können.

3. „Antisemitismus“ − Ziel dieser Projekttage ist es, Jugendliche für den immer wieder anzutreffenden Antisemitismus zu sensibilisieren. Antisemitismus wird unter anderem aus der Perspektive „Vorurteile und Stereotypen“, „Moderner und nationalsozialistischer Antisemitismus“ und „Antisemitismus und Nahostkonflikt“ beleuchtet.

Handlungskompetenz erzeugen
Das Programm „Courage zeigen! − Gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus“ wurde für Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 jeder Schulform konzipiert und in Zusammenarbeit mit dem Dresdner „Netzwerk für Demokratie und Courage e.V.“, den in Berlin ansässigen Vereinen „Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.“ und „Tacheles Reden! e.V.“ sowie mit der Trainerin Martina Hetzel erstellt. Methodisch steht die Interaktivität im Mittelpunkt. In Rollenspielen werden Gewalt von situationen szenisch umgesetzt und so die spezifischen Probleme beim Umgang mit Gewalt erfahrbar gemacht. „Die Jugendlichen lernen nicht nur, sie spüren, um was es geht“, sagt Maria Springenberg-Eich, „und daraus entsteht schließlich die Handlungskompetenz.“

Die Projekttage können in Blöcken oder auch einzeln bei der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen kostenlos gebucht werden. Einzelne Projekttage können aus verschiedenen Themenbereichen individuell zu mehrtägigen Blöcken zusammengestellt werden. Die Projekttage eignen sich insbesondere als Themenschwerpunkte für Aufenthalte in Schullandheimen oder als Projekttage an Schulen. Ausführliche Informationen bietet die 100-seitige Lehrerhandreichung „Courage zeigen! − Gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus unter www.politische-bildung.nrw.de .

[nh]