Gegenüberstellung von Fotografie und Collage
Zu einem Großteil besteht die Ausstellung aus Werk-Paaren. Einem Bild des italienischen Fotografen Ciro Pascale ist jeweils ein zweiter Abzug des selben Bildes gegenübergestellt, nun aber mit den Mitteln der Collage, Montage und Zeichnung verfremdet durch den Künstler und Architekten Thomas Schriefers.

Es ist bereits die zweite Zusammenarbeit der beiden Künstler. Bereits 2003 widmeten sie sich mit einem ähnlichen Konzept des kleinen Ortes Portici bei Neapel, Geburtsort des Wahlkölners Pascale.
Die aktuelle Ausstellung hat nun die Stadt Köln zum Thema. Der Fokus der Darstellungen liegt dabei auf dem Oberthema ’Wandel’. Gemeint ist, so erläuterte Schriefers, einerseits ein sich wandelndes Bewusstsein der Stadt, die ihre rechtsrheinischen Bezirke langsam anders wahrzunehmen beginne; andererseits der greifbare Wandel der Architektur. Eine Inspirationsquelle war für die Künstler das Verschwinden alter Bausubstanz und die sich damit auftuenden freien Flächen, die dazu einladen, über ein mögliches zukünftiges Stadtbild zu spekulieren. Für Schriefers liegt hier eine Kernaussage der Ausstellung: "Wir wollen nicht didaktisch sein, aber das Sehen ein wenig motivieren."

"Gibt es wirklich die Schäl Sick?"
Der Titel der Ausstellung, "Der Rhein ist die Mitte", ist durchaus programmatisch zu verstehen. Es finden sich auch Darstellungen linksrheinischer Motive, doch liegt ein Schwerpunkt auf Deutz, Mülheim und dem rechten Ufer des Rheins. 

Thomas Schriefers stellt für sich – auch im Bereich der Kunst – eine Konzentration Kölns auf die linksrheinische Seite fest. Doch würden beide Uferseiten zu Köln gehören, denn der Rhein sei die Mitte. "Gibt es wirklich die Schäl Sick?" fragte Schriefers nach seiner Analyse und verwies anhand der Bilder auf die "schlummernden Potentiale" der rechten Seite Kölns.

Thomas Schriefers erläutert seine architektonischen Visionen


Wandel – Abriss – Utopie
Auf seinen Streifzügen durch die Stadt hält Pascale, der sich schon seit 1970 mit Architektur-Fotografie beschäftigt, immer wieder auch leerstehende Gebäude und verfallende Indurstrieanlagen im Bild fest. "Un-Orte", wie Schriefers sie nennt, deren ganz eigene Qualität nach seiner Auffassung oftmals erst zu Bewusstsein kommt, wenn sie verschwunden sind. Er führt aus: "Es ist ein bisschen auch der Umgang mit Verlust, ohne das jetzt hochstilisieren zu wollen."

Seine eigene Bearbeitung der Motive soll dann immer auch ein wenig provozieren, erklärte Thomas Schriefers. Er möchte Bilder und Ideen artikulieren, die ihrerseits wieder als Gedankenanstöße fungieren können. Die leere Fläche des ehemaligen Barmer Viertels etwa verwandelt sich in seiner Vision über eine Verbindung mit dem Rhein in eine Hafen- und Kanal-Landschaft. Dass es sich dabei letztlich um den spielerischen, künstlerischen Umgang mit Bildern und um architektonische Utopien handele, dürfe, wie Schriefers betont, nicht übersehen werden. "Es geht gar nicht darum, dass wir konkrete Projekte realisieren wollen. Wir sind hier nicht als Architekten."

Fabian Sieg für report-k.de / Kölns Internetzeitung