Früh um neun Uhr morgens versammelten sich die streikenden Erzieherinnen und Erzieher zu einer Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Hans-Böckler-Platz. Die Redner bekräftigten die Forderungen, über die die Gewerkschaft in der aktuellen Tarifrunde im öffentlichen Dienst in Potsdam zur Zeit verhandelt. Erzielt werden soll eine Lohnerhöhung von acht Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr Gehalt im Monat. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine verbindliche Übernahmeregelung für ihre Auszubildenden. Einen Tarifabschluß, der eine Kompensation der Forderungen über eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit vorsieht, wie von den Arbeitgebern gefordert, lehnt ver.di ab. "Arbeitszeiterhöhung geht mit uns nicht." erklärte etwa Friedel Giesen-Weirich, Gesamtpersonalratsvorsitzender der Stadt Köln, der als Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission an den Gesprächen in Potsdam teilnimmt. Für Giesen-Weirich ist das bisherige Arbeitgeberangebot "mehr als ein Hohn".


Foto: Protestplakat mit aktuellem Bezug

Unmut über "Diebe am öffentlichen Gemeinwohl"
Ihre Forderungen setzten die Redner immer wieder in Relation zu verschiedenen anderen Themen.
Hermann Metzmacher vom Fachbereichsvorstand Gemeinden der Gewerkschaft ver.di führte aus, dass nicht erwartet werden könne, dass die Angestellten des öffentlichen Dienstes die steigenden Lebenshaltungskosten ohne angemessene Lohnerhöhungen tragen, während die bundesdeutschen Parlamentarier regelmäßige Diätenerhöhungen erhielten. Dazu Metzmacher: "Das erinnert mich an den Spruch: Wasser predigen, aber selber Wein saufen."

Insbesondere waren es aber die Verwendung von Steuermitteln zur Rettung einzelner Banken, die aufgrund von Fehlinvestitionen und Spekulation milliardenschwere Schulden angehäuft haben, aber auch die Fälle von Steuerbetrug im großen Stile, die in letzter Zeit publik geworden sind, die von den Rednern thematisiert wurden.


Foto: Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen

Der Vorsitzende der DGB-Region Köln, Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, kritisierte am Beispiel von Ex-Postchef Klaus Zumwinkel die "Diebe am öffentlichen Gemeinwohl", womit er Steuerbetrüger bezeichnete. Betrug am Staat sei kein Kavaliersdelikt und der Staat als solcher kein anonymes Konstrukt oder gar "Monster", dessen Hintergehung nicht ins Gewicht falle. Der Staat, so Uellenberg-van Dawen weiter, das seien viel mehr die Angestellten der KiTas und der Müllbetriebe, die Lehrerinnen und Lehrer, und alle weiteren Angestellten der öffentlichen Hand.

Not-Hotline von Eltern nicht genutzt
Die Eltern der Kinder der vom Streik betroffenen Kindertagesstätten schienen sich gut auf den Ausstand vorbereitet zu haben. Wie das Jugendamt der Stadt Köln mitteilte, wurde die eingerichtete Hotline für eine Notbetreuung einzelner Kinder heute nicht in Anspruch genommen. (Den Bericht dazu finden Sie hier bei report-k.de >>>)

Streik bei der KVB am morgigen Freitag
Zum Abschluss der ersten Welle von Warnstreiks müssen sich die Kölner am morgigen Freitag, 22.02.2008, aber noch auf Unannehmlichkeiten gefasst machen. Mit Betriebsbeginn werden morgen die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) bestreikt. "Bis Mittag wird kein Bus und keine Bahn in dieser Stadt rollen", verkündete Peter Densborn, Betriebsratsvorsitzender der KVB. Auch die Beschäftigten der der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB), der Stadtwerke, der Rhein-Energie und Rheinische Netzgesellschaft nehmen am Warnstreik teil. Am Montag und Dienstag werden die Verhandlungen zwischen Vertretern der Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaft in Potsdam fortgesetzt.
 
Fabian Sieg für report-k.de / Kölns Internetzeitung