Die TÜV Rheinland Holding AG und TÜV SÜD AG wollen fusionieren. Die Unternehmen prüfen derzeit die Gestaltung ihres Zusammengehens. Durch die Fusion der beiden Trägervereine und anschließende Zusammenlegung der beiden Konzerne soll bis Ende des Jahres ein international schlagkräftiger technischer Dienstleistungskonzern entstehen, mit den Kernkompetenzen Prüfen, Testen, Zertifizieren und Ausbilden. Das neue Unternehmen würde weltweit etwa 25.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Umsatz von mehr als 2,2 Milliarden Euro erwirtschaften. Das teilten die Vorstandsvorsitzenden von TÜV Rheinland und TÜV SÜD, Prof. Dr. Braun und Dr.-Ing. Stepken heute auf zwei gemeinsamen Pressekonferenzen in Düsseldorf und München mit. Das Vorhaben unterliegt den Vorbehalten, dass die zuständigen Kartellbehörden und die relevanten Gremien der Vereine und der Gesellschaften ihm zustimmen.

„Ein starkes internationales Unternehmen mit einer starken deutschen Marke, das durch neutrale Überprüfung und Zertifizierung von Qualität und Sicherheit wirtschaftlichen Mehrwert für seine Kunden schafft, wird international noch stärker“, sagte Prof. Dr.-Ing. habil. Bruno O. Braun, Vorsitzender der Vorstände TÜV Rheinland Holding AG. „Mit dem Zusammenschluss gewinnen wir deutlich an internationaler Schlagkraft und Reichweite. Als Arbeitgeber werden wir noch attraktiver für qualifizierte Fach- und Führungskräfte.“ Mit Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen erklärten beide Vorstandsvorsitzenden, dass die Fusion keine Arbeitsplätze kosten wird.

Neben der Fusion der Vereine und der Konzerngesellschaften ist auch die Gründung einer gemeinsamen Stiftung geplant, die als unveräußerbarer, neutraler und unabhängiger Dritter Aktienanteile an dem neuen Konzern halten soll. Stiftungszweck soll insbesondere die Förderung des Ingenieursnachwuchses sein. Es ist vorgesehen, den Sitz des fusionierten Vereins und der Stiftung nach Köln zu legen. Der Hauptsitz der gemeinsamen Konzerngesellschaft soll sich in München befinden.

Den Vorstandsvorsitz des neuen Konzerns soll der amtierende Vorstandsvorsitzende der TÜV Rheinland, Prof. Braun (65), übernehmen. Sein Stellvertreter und designierter Nachfolger soll Dr. Stepken (49), amtierender Vorstandsvorsitzender des TÜV SÜD werden. Es ist vorgesehen, dass dies zum 1. Januar 2010 stattfinden wird und Prof. Braun dann in den Aufsichtsrat wechseln und dessen Vorsitz übernehmen wird.

Der Fusionszeitplan sieht vor, dass bis Mai 2008 mit einer Due Diligence — also einer Prüfung der Stärken und Risiken der Unternehmen —  sowie der Einleitung der Prüfungsverfahren bei den zuständigen Kartellbehörden die Voraussetzungen für die Zustimmungen der zuständigen Gremien geschaffen werden. Nach den Verwaltungsräten und Mitgliederversammlungen der Vereine sollen die Hauptversammlungen der AGs bis Ende Juni dem Zusammenschluss zustimmen. Nach der Zustimmung der Kartellbehörden ist die Fusion der Vereine vorgesehen.

Aktualisiert, 18:51 Uhr > Hier das Statement des Kölner Wirtschaftsdezernenten:
Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans sieht in der möglichen Fusion zwischen dem TÜV Rheinland und dem TÜV Süd die Chance, einen wichtigen Image- und Beschäftigungsträger Kölns mit internationaler Ausstrahlung insgesamt zu stärken und an die Stadt zu binden. Zugleich berge das Vorhaben aber auch die Gefahr eines Rutschbahneffekts Richtung München, dem geplanten Sitz der künftigen Holding. Das müsse verlässlich ausgeschlossen werden. Das künftig als TÜV AG Berlin-Köln-München firmierende Unternehmen mit weltweit 25.000 Mitarbeitern habe aber auch das Potenzial, ein wichtiges Qualitätsmerkmal des "Made in Germany" noch prägnanter international zu verankern und mit dem Namen Köln als einem der wichtigsten Qualitätsstandorte zu verknüpfen. Insofern könne die geplante Fusion die Rolle Kölns als Standort für international renommierte Qualitäts- und Sicherheitsdienstleister stärken.

Dass München Sitz der Holding werden solle, gebe allerdings auch Anlass zur Sorge, auch wenn die geplante Aufteilung von Funktionen und Unternehmensbestandteilen als Fusion unter Gleichen beschrieben werde. Wichtig sei es jetzt, für den TÜV-Standort Köln Rahmenbedingungen zu erhalten, die das Gleichgewicht der Pole Köln und München als Erfolgsbasis für beide Städte und das Unternehmen sicher stellten. Damit sei auch eine Erwartung an die Kölner Unternehmensleitung verbunden. Auch künftig müssten TÜV-Karrieren in Köln möglich sein, so der Dezernent. Das habe ihm der Vorstandsvorsitzende des TÜV Rheinland, Prof. Bruno O. Braun, fest zugesagt.

[nh]