Der ganze Altermarkt trägt schwarze Nasen und kein Künstler, kein Offizieller des Kölner Karnevals, der nicht fordert, die Volkssitzung auf dem Neumarkt zu erhalten: Henning Krautmacher von den Höhnern, Markus Ritterbach vom Festkomitee des Kölner Karnevals, Marita Köllner, Prinz Rainer I. Der Protest geht durch alle Reihen, die Jecken am Alter Markt greifen zu den schwarzen  Pappnasen und setzen sie sich auf. Der Freude tut dies keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, die Stimmung auf dem Alter Markt ist so gut, so fröhlich wie schon lange nicht mehr. Als die Höhner auftreten, kommt die Sonne vollends raus und strahlt den Jecken entgegen. Prinz Rainer I ruft den Jecken entgegen: "Ihr seid Köln, ihr seid Kölner Kulturkamellen, das Volk ist der Karneval, nicht die Politik". Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach hatte zuvor gerufen: "Ihr seid das Volk, wir alle sind Karneval". Als das Dreigestirn, dem eine riesige Sympathiewelle entgegenschwappt "So ne Tag wie hück…" intoniert, nachdem der Kölner Oberbürgermeister von 10 abwärts gezählt hatte und dann den Straßenkarneval eröffnete, ist eines klar: Jetzt regiert das jecke Volk.

Die Jeckinnen und Jecken sind wieder fantastisch kostümiert. Zwei Männer schieben eine kleine Lokomotive vor sich her, auf der Emma steht und sind als Lukas und der Lokomotivführer verkleidet. 1666 Kronenkorken, alle von einer Kölner Biermarke zieren Roberts Kostüm. Das Werk entstand in zwei Jahren und das Ganze Kölsch wurde mit Freunden getrunken. Letztes Jahr hatte er erst die Hose fertig, jetzt das ganze Kostüm. Herrlich. Freunde aus Remscheid und einer aus Hamburg sind große Fans der Serie "Bauer sucht Frau" und haben sich das Motto auf die Hosen geklebt und machen den jecken Damen eindeutige Avancen. Ob es wirkt, konnten wir nicht feststellen. Alles schunkelt, singt und freut sich. Als die Höhner "Wenn nicht jetzt, wann dann" singen, müsste man den Gesang noch in Düsseldorf gehört haben. Es wird geflirtet und gefeiert,was das Zeug hält. Die Damen sind sexy Stewardessen, phantasievoll verkleidete kölsche Clowns, Häsinnen, Tigerinnen und einfach jeck…

Marita Köllner legt einen grandiosen Auftritt hin und wird von Altstädter Präsident Hans Kölschbach zum Leutnant der Reserve ernannt. Danach ist Fussich Julchen nicht mehr zu halten, steigt über die Brüstung der Bühne, setzt Norbert Haumann ihre rote Perücke mit den Worten "das habe ich noch nie im Fernsehen gemacht" auf, und heizt den Jeckinnen mächtig ein. Die Stimmung siedet.

In der Südstadt rollt derweil schon ein Hunnenkönig zur Aufstellung des Jan und Grietzugs Vor den Kneipen in der Südstadt, wie dem Spielplatz, oder dem Mainzer Hof stehenschon lange Schlangen gut gelaunter Jeckinnen und Jecken, die sich aufs Feiern freuen. Durch die Straßen dröhnt "Du bes Kölle…" von Tommy Engel und ein vielstimmiger Chor von Stimmen begleitetet ihn. Es ist gerade mal 12:30 Uhr und der Straßen- und Kneipenkarneval erlebt seinen ersten Höhepunkt: Köln ist so jeck wie immer und ein bischen mehr. Außerhalb von Köln ist dies kaum nachzuvollziehen. Köln feiert sich selbst und sein jeckes Ich. 

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Köln, 31.1.2008, 8:30 Uhr [Vorbericht]> Petrus und der liebe Gott mag die Jecken. Noch um Mitternacht, Nieselregen und fieses Wetter und schon beim Aufstehen und Schmincken werden echte Kölner Karnevalsfreaks nur ein Lied auf den Lippen haben: "Und wenn die Sonn schön…" Es gab ja auch gestern schon Karnevalisten, die sich auch von Miesepetern nicht den Wetterbericht erklären ließen, sondern steif und fest behaupteten: Morgen an Weiberfastnacht wird es schön. Denn heute wird in Köln um 11:11 Uhr traditionell der Straßenkarneval auf dem Alter Markt eröffnet.  

Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Köln, dem Kölner Dreigestirn und in Anwesenheit des Präsidenten des Festkomitees eröffnen die Altstädter Köln 1922 eV die Festivitäten an Weiberfastnacht bereits seit 55 Jahren.
Seit 1953 präsentiert und verantwortet das Traditionskorps der Altstädter Köln die Auftaktveranstaltung auf dem Alter Markt in den grün-roten Farben der kurkölnischen Landmilizaus dem 18. Jahrhunderts und in Sichtweite von Dom und Rathaus.

Verantwortlich für das Programm zeichnet der Literat der Altstädter, Hubert Koch: 3 Colonias, Elke Abs, Swinging Fanfars, M. L. Nikuta, Blom &Blömcher, Kolibris, Leo Colonia, Altstädter, Blötschkopp, Höhner, Klüngelköpp, M. Köllner, Britz, Lutz Kniep, Klääfbotze und Kess Express.

Report-k.de berichtet im Laufe des Tages über die Eröffnung des Straßenkarnevals, die Bälle, dem Spiel von Jan und Griet und vielem mehr…

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung