Für den Betrachter von außen bietet sich an diesem kalten Freitagmorgen ein uneinheitliches Bild. Bahnsprecher Felser sagt, das der Notfahrplan im Personenverkehr aus Sicht der Bahn funktioniert. Natürlich wisse man nicht, wie die individuellen Verbindungen bei den einzelnen Bahnkunden klappen. Die Bahnhöfe sind allgemein leerer als an normalen Tagen und die Kunden seien gut informiert, so Felser weiter. Auch im Güterverkehr rollen in etwa 40% der Züge. Allerdings würde, so Felser, die Gewerkschaft ein falsches Bild vermitteln, dass Güterzüge das Schienennetz und damit letztendlich auch den Personenverkehr blockieren würden. Man habe noch viel Luft auf den Gleisen um Güterzüge zu parken.


8:45 Uhr Zoobrücke

Steht man auf der kleinen Fußgängerbrücke über die Innere Kanalstraße bim Eis- und Schwimmstadion Lentstraße, dann staut sich der Verkehr bis ungefähr auf Höhe der Amsterdamer Str. zurück. Es ist der normale Freitagmorgens Stop an Go Verkehr. Auch die Polizei meldet keine Auffälligkeiten und äußert sich sehr zufrieden über den Verlauf des morgendlichen Berufsverkehr.




9:15 Güterbahnhof an der Kalker Hauptstraße

Über allen Gleisen ist Ruh, so könnte man die Situation dort beschreiben. Drei Bauarbeiter warten auf jemanden und unterhalten sich, rauchen eine Zigarette. Auf den Bahngleisen tut sich gar nichts, mindestens 10 Minuten lang. Zwar stehen ein paar Güterzüge auf den dortigen Gleiseanlagen, aber nicht so, daß alle Gleise besetzt sind. Auch auf dem Güterbahnhof über der Kölner Stadtautobahn und der Auffahrt zur Zoobrücke herrscht gespenstische Ruhe. Vielleicht ist das auch immer so, denn die meisten Güterzüge verkehren ja Nachts. Aber auch hier kann man nicht erkennen, dass alle Gleise mit Güterzügen verstopft wären.


Service-Mitarbeiter der Bahn helfen bei der Suche nach den Verbindungen

Viele Leerstellen auf der Anzeigetafel

10:00 Uhr Köln Hauptbahnhof
Schon an den Eingängen des Kölner Hauptbahnhofes kleben Plakate, die auf den Streik der GDL Lokführer hinweisen. Im Hauptbahnhof hat die Deutsche Bahn AG ihr Servicepersonal verstärkt und berät Kunden. Die Athmosphäre ist ruhig, die Menschen sind fröhlich, suchen die für sie günstigste Verbindung heraus. Der Streik scheint niemanden zu stören. Dies berichten auch die streikenden Lokführer der GDL, die von den überwiegend positiven Gesprächen mit den Kunden überrascht sind, viele muntern sogar auf und sagen: "Macht weiter so". Auf dem eisekalten Bahnhofsvorplatz wechseln sich die Streikposten schichtweise ab. Aber man zeigt sich weiter streikbereit: "Wir haben doch gar keine andere Wahl und wenn es sein muss sind wir für den unbefristeten Streik". Viel Kritik übt man an Bahnchef Mehdorn und fordert Investitionen in der Ausbildung, eine Rücknahme des Monobetriebs* und wieder die Einführung des Mischbetriebes, damit wieder jeder Lokführer jeden Zug steuern kann.


Ein ICE donnert am Eifeltor an einem rangierenden Zug vorbei Richtung Bonn

11:00 Uhr Köln Eifeltor
Keine langen LKW-Rückstaus bis auf die Autobahn und auch auf den Parkplätzen für LKW noch viele freie Plätze. Ein Terminal arbeitete ganz normal, das zweite ruhte, an einem der größten Containerumschlagebahnhöfe der Redion. Auch Güterzüge verliesen den Terminal Eifeltor oder wurden rangiert. Auch hier hatte man nicht den Eindruck, dass der Streik große Spuren hinterläßt.

Die Kölner Unternehmen
Die Unternehmenssprecherin Andrea Bleesen der Deutz AG in Köln spricht von überhaupt keinen Schwierigkeiten, denn das Unternehmen setzt auf den Transport per LKW und ist aus diesem Grund nicht vom Streik bei der Bahn betroffen.

Bei Ford ist man gut vorbereitet
Bei Ford in Köln ist man gut vorbereitet, die Logistik-Spezialisten haben sehr gut geplant, so Unternehmenssprecher Bernd F. Meier. Immerhin produziert man pro Tag 1950 Fiesta und Fusion und davon werden 85 Prozent in 60 Länder der Erde exportiert. Normalerweise transportiert Ford zu je einem Drittel auf den Wegen LKW, Schiff und Schiene. Dank vieler privater Anbieter, wie zum Beispiel der Kölner HGK konnte man die Ausfälle durch den Bahnstreik kompensieren und auch Teile der Fracht auf die großen Schiffstransporter umschichten. Heute Abend wird noch ein Zug mit Fiestas und Fusion-Fahrzeugen das Kölner Ford-Werk Richtung Rußland verlassen. Sollten die Lokführer aber jetzt in einen unbefristeten Streik treten, dann würde man das bei Ford mit Sorge sehen.

Die Gewerkschaft streikt noch bis Samstagmorgen 2:00 Uhr. Sicher wird es auch noch im Laufe des Samstagvormittags bis in die frühen Nachmittagsstunden Behinderungen geben. Vor allem im Osten, in dem die GDL traditionsgemäß einen höheren Organisation hat, waren die Auswirkungen viel deutlicher zu spüren,als im Westen. Im Fernverkehr fuhren ungefähr zwei Drittel aller Züge. Bahnsprecher Felser betonte, dass die Bahn viele Fernzüge auch für Reisende des Nahverkehrs geöffnet habe.Aber nicht alle und bittet die Reisenden auf Durchsagen am Bahnsteig zu achten.

Die Lokführer vor dem Kölner Hauptbahnhof sind wild entschlossen, trotz Kälte ihren Streik fortzuseten. Wenn nötig auch zeitlich unbefristet zu streiken. An ihrem Streikbus haben sie auch die Schlagzeile eines Kölner Boulevard-Mediums befestigt auf dem in dicken Lettern steht der Bahnvorstand hat sich eine 77% Gehaltserhöhung gegönnt – übrigens ohne dafür im Kalten streiken zu müssen.
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INFOBOX
Hier können Sie sich informieren:
www.bahn.de

Für telefonische Informationen hat die Bahn rund um die Uhr eine kostenlose Hotline unter 08000 99 66 33 geschaltet; Kunden aus dem Ausland können sich telefonisch bei der Hotline +49 1805 33 44 44 informieren (Gebühren) Abweichungen vom Fahrplan: www.bahn.de/ris

Nutzer eines WAP-fähigen Mobiltelefons können aktuelle Reiseinformationen über mobile.bahn.de/ris abrufen.
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* Mischbetrieb: Bis 1997 wurden alle Lokführer so ausgebildet, dass sie jeden Zug lenken konnten. Seitdem können die Lokführer nur eine Lokomotive, oder Zugart bedienen.
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Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung