Preisverleihung des "Froschkönigs" mit Bürgermeisterin Angela Spizig

220 Studentinnen und Studenten studieren zur Zeit an der "ecosign/Akademie für Gestaltung" und wer auf der kleinen intimen Präsentationsshow im überhitzten OFF-Broadway Kinosaal 1 dabei war, der spürte Inspiration, Aufbruch und hohe Qualität in der Gestaltung. Der traf aber auch auf eine kleine eingeschworene Gemeinschaft, die trotz nichtstaatlicher Anerkennung der Hochschule bis heute, sich nicht die Lust auf intelligente Gestaltung für die Zukunft nehmen lässt, sondern gerade darin eine Herausforderung sieht und sich dem Thema Markt, Design für Märkte im Sinne von Verbraucher und Ökologie stellt. Also der Zukunft. Diese Schule könnte abseits der festgefahrenen staatlichen akademischen Ausbildung und deren Ranks und Titeleien, die Ulmer Tradition des Vordenkens schaffen, denn sie besinnt sich auf drei Grundregeln der Design- und Kunstausbildung. Talent bringt der Student/-in mit, das Handwerk und die Vertiefung intellektueller und visueller Fähigkeiten erfolgt an der Hochschule, ohne ihn/sie zu indoktrinieren. Und der dritte wichtigste Punkt, Lehrende und Lernende verbindet eine Vision.

Das kann man auch begründen, anhand der gezeigten Arbeiten. Da spielen die Studenten im Fach Typo mit riesigen projezierten Lettern an Kölner Häuserwänden, aber sie kennen auch die Klassifikation der Druckschriften, da werden Schriften gezeichnet und ausformuliert und man spricht noch von den Grauwerten des Lesetextes. Oder Typografie mit Baustellenabsperrbändern, Terrassensteinen und Mettbrötchen gezaubert. Da setzt sich ein Erstsemester-Student auf unglaubliche Weise mit Klimaschutz auseinander und entwickelt eine grandiose Kampangne mit einem "Flut-Knut-Stuhl" mit extra langen Beinen eines schwedischen Möbelhauses und sehr guten Texten. Ein anderer entwickelt eine formschöne, zusammenfaltbare und knöpfbare Wäschebox mit Filz und ökologisch verträglichem Kunststoff. Die Wäschebox könnte man morgen produzieren und hätte damit einen riesigen Erfolg. Die ist ausgereift.

Anna Fankhaenel hat aber mit ihrem wandhängenden Schuregal einen Coup gelandet. Warum nicht die sündhaft teuren Schuhe aufhängen, fragt die 27 jährige Studentin, die bereits eine Tischlerlehre hinter sich hat und jetzt ihre gestalterischen Qualitäten verbessern will. Gestaltung wollte sie aber nicht nur aus Selbstzweck lernen, sondern an einer Schule, die zukunftsorieniert und ökologisch handelt, da war das Konzept von ecosign überzeugend. Die Studentin lobt ausdrücklich die hervorragende Betreuung durch die Dozenten. Schuhe sind Statussymbole und müssen ausgestellt werden, findet Anna. Ein Schuhregal, dass wie eine Wiese aussieht mit Tulpen aus Biopolymerkunststoff, das man sich an die Wand hängen kann ist ihre einfache aber geniale Lösung. Das Regal ist aus Stahl, wasserlackiert und zu 100% recycelbar. Für Frauen mit einem Schuhtick ist der Schuhhänger ein Muss. Anna, die im dritten Semester mit Schuhgrösse 42 studiert, würde ein Wunsch in Erfüllung gehen, wenn sie einen Hersteller für ihre tolle Idee finden könnte.

Für die Kölner Bürgermeisterin Angela Spizig, die die Abschlusspräsentation zum dritten Mal begleitet, hat dieser Abend Kultstatus. Sie lobte vor allem die "große intellektuelle Qualität bei der Diskussion, wie gehen wir mit unserer Erde um". Die grüne Politikerin weiter: "Ökologisches Design trägt dazu bei, dass das menschliche Maß beibehalten wird und die Umwelt so gestaltet wird, dass sie heute und in Zukunft einen lebenswerten Raum darstellt. Dieses konsequente und zukunftsweisende Ausbildungskonzept führt zu ebenso überraschenden, wie auch zu überzeugenden Lösungen und Arbeiten". Angela Spizig verlieh den "Froschkönig" – den Preis der Akademie für eine besonders nachhaltige Arbeit.


War völlig überrascht vom Gewinn des Froschkönigs Markus Wilke

Diesen erhielt ein völlig überraschter Markus Wilke, 31, der für seine Arbeit "Reinszenierende Filmstandbilder" ausgezeichnet wurde. Als Referenz nennt er Cindy Scherman, die aber, anders als er, sich selbst und vor allem Rollenklischees inszenierte. Markus Wilke inszeniert Psychogramme, existenzielle Fragestellungen und Beziehungsproblematiken aus den Filmen der ganz großen, wie: Antonioni, Godard, Bergmann oder FAßbinder. In Kölner Locations stellte er die Szenen nach, mit Modellen. Es ist eine reine Fotoarbeit, an der der junge Fotokünstler 1/2 Jahr gearbeitet hat. Eigentlich wollte er erst einen Roadmovie machen, aber dann reifte dieses Konzept zu voller Blüte heran. Die mit dem Beamer projezierten Arbeiten sind beeindruckend und werden in einer Ausstellung präsentiert.

Neben dem "Froschkönig" gab es noch Sonderpreise die Dr. Hans Laschefski vom Kölner Unternehmen Oktalite vergab. Das Unternehmen bat Studenten sich mit der "Beleuchtung von Produkten in Ökomärkten" auseinderzusetzen. Dem Siegerentwurf räumte Laschefski sogar durchaus eine Chance ein realisiert zu werden. Den hatte Ingo Wick gefertigt, den zweiten Platz erhielt Kathrin Fach und den dritten Sabrina Schmitt. Das Unternehmen Oktalite übernahm sogar schon eine Studentin der ecosign und aus ihren Ideen und Entwürfen entstand ein Produkt, das aktuell vermarktet wird. Oktalite will mit diesen Aktionen eine Brücke zwischen Hochschule und Unternehmen schlagen, wie wichtig diese Symbiose ist, zeigte auch Laschefskis Begeisterung von der Präsentation.

Die Veranstaltung ist eine hervorragende Plattform für die jungen Studierenden, Präsentation zu lernen und direktes Feedback zu erhalten. Köln ist sich nicht bewußt ,welches Kleinod an Designausbildung und innovativem Design sich hier unweit des Neumarktes gebildet hat. In der aktuellen Diskussion um die Designstadt Köln, die sich die Kölner Kommunalpolitik und vor allem Verwaltung so wünscht, muss sie endlich die wirklichen Hot-Spots erkennen und gezielt fördern und international bekannt machen und lokal vernetzen. Die ecosign/Akademie für Gestaltung ist ein solcher Hot-spot. Die studentischen Arbeiten hätten ein größeres Podium verdient.

Mehr Infos zu ecosign gibt es auf der mit einem Reddot-Award ausgezeichneten Website: www.ecosign.net

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung