Hintere Reihe: Günter Ott, Vorstand GAG, Dr. Joachim Schmalzl, Sparkasse KölnBonn und Kassierer des Fördervereins, Burkhard von der Mühlen, Tasso von Kölln, RAK Rheinisches Assekuranzmakler-Kontor, Klaus Franz, vordere Reihe Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Direktorin des Historischen Archivs und Restauratorin Sabine Güttler. (v.l.n.r.)

Von allen Bänden war besonders das dritte Buch gefährdet. Hermann von Weinsberg schrieb über 12 Jahre an dem Buch, einer Art Tagebuch und über die Jahre verwendete er unterschiedliche Tinten. Tinten die man im 16. Jahrhundert häufig noch selbst anrührte und die von unterschiedlicher Qualität waren. Restauratorin Sabine Güttler konnte bei der Restaurierung auch feststellen, dass sich die Konsistenz der Tinte über die Jahre änderte. Wenn die Tinte im Verhältnis 1:1 von Gallussäure und Eisensulfat richtig angemischt ist, dann greift sie nicht das Papier an. Stimmt das Verhältnis nicht, dann bildet sich unter ungünstigen Bedingungen Schwefelsäure und die zerstört das Papier. Daneben gab es Schwierigkeiten aus früheren Restaurierungsversuchen. So war starres Transparentpapier auf manchen Seiten aufgeklebt. Bei mechanischen Bewegungen kam es so zu noch größeren Zerstörungen des Papiers.

Jetzt ist die Restauratorin andere Wege gegangen, das Papier wurde ausgewässert, gepuffert und die Fehlstellen angefasert. Damit konnten die schädlichen Substanzen sozusagen ausgewaschen werden und das Papier, das durch die Schwefelsäure im PH-Wert sauer war, wieder neutralisiert werden. Die Fehlstellen wurden mit Papiermasse angefasert und mit dünnem Japanpapier stabilsiert. Dadurch können die Blätter jetzt wieder mechanisch bewegt werden, ohne das die betroffenen Papierstellen weiter in Mitleidenschaft gezogen werden, denn jetzt ist das Papier flexibel und wieder stabil. 150 Stunden arbeitete Restauratorin Sabine Güttler an dem Buch, das sie komplett auseinandernehmen musste und dann wieder zusammenfügte.

Das das Buch wieder in einem solch hervoragendem Zustand ist verdankt das Historische Archiv der Stadt Köln dem eigenen Förderverein, der erst vor einem halben Jahr gegründet wurde, denn der sammelte 7.000 Euro Spenden für die Restaurierung. Der Vorsitzende Burkhard von der Mühlen fand schnell großzügige Spender: Das Ehepaar Franz, die GAG Immobilien AG, die Rheinische Assekuranzmakler-Kontor GmbH. Vier Bände des Weinsbergschen Werkes befinden sich im Historischen Archiv der Stadt Köln und ein Band im Diözesan Museum. Für Geschichtsforscher ist diese Arbeit eine einzigartige Quelle und die Direktorin des Archivs Dr. Bettina Schmidt-Czaia betonte dass die Epoche des 16. Jahrhunderts nur durch dieses Werk so lebendig erzählt werden kann bis heute. Und wenn man die Buchstaben, eng und fein säuberlich in einer Art Humanistischer Kursive flott geschrieben entziffert öffnen sich schon nach wenigen Sätzen ganze Welten. Der dritte Band endet am 27. Februar 1597, danach folgen leere Blätter mit Seitennummerierung, die hatte Vielschreiber Hermann von Weinsberg schon angelegt, aber dann verstarb der Kölner Ratsherr.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung