Udo Bockemühl, Galerie u27 Frankfurt hielt die Einführung zur Ausstellung, Bürgermeister Josef Müller, Künstlerin Marina Naprushkina, Bezirksbürgermeister Josef Wirges, Dieter Wolf, Kunstverein Köln 30 und Bürgermeisterin Elfie Scho Antwerpes.

Ein Ort der nahen Kölner Geschichte
Dieser Teil der Körnerstrasse ist ein Ort an dem Geschichte der letzten hundert Jahre erzählt werden kann, und vor allem auch muss. Direkt neben dem Hochbunker, der heute noch Teil des Zivilschutzkonzeptes ist, stand bis zur Progromnacht 1938 eine Synagoge und eine jüdische Schule. Ohne nennenswerten widerstand durch die Ehrenfelder Bevölkerung wurde die Synagoge zerstört. Neben baurechtlichen und feuerwehrtechnischen Schwierigkeiten war vor allem die Einbindung in den Zivilschutz ein Problem der weiteren Nutzung als Ausstellungsfläche. Denn die Kölner Feuerwehr nutzt das Gebäude auch aktuell noch als Lagerraum. Aber und das betont Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Wirges Kölns Feuerwehrchef Neuhoff war immer sehr kooperativ.


Große Propaganda in kleinen Bildern projeziert

In den 80er Jahren fanden sich im Umfeld des Hochbunkers vermehrt Schmierereien von Hakenkreuzen und rechtsradikalen Parolen. Im politischen und künstlerischen Ehrenfeld wurde sehr schnell klar, dass man dagegen Position beziehen muss. Der Verein "Gestaltwechsel", die Bezirksvertretung und die evangelische Kirche engagierten sich und postulierten den Ehrenfelder Bunker als Gedenkstätte gegen das Progrom an den jüdischen Mitbürgern, gegen Gewalt und Rassismus. Am 1. September 1989 war es dann endlich so weit und man konnte mit der Ausstellung "Ich habe Anne Frank ermordet", einem acht Meter langen Scherenschnitt von Felix Droese die erste Vernissage feiern. Großartige Ausstellungen erlebte der Hochbunker, Dieter Wolf vom Kunstverein Köln 30 bringt es auf den Punkt, die stärksten Ausstellungen waren die, die sich mit Ort auseinandergesetzt haben und für den Ort konzipiert wurden.


Porträts zwischen einem Abluftventil des Kölner Bunkers

Auch Bürgermeister Josef Müller ist froh, dass es diesen Ort der Begnung und Kultur hier im Veedel wieder gibt und überbrachte die Grüße des Kölner Rates und der Kölner Verwaltung. Dieter Wolf vom Kunstverein Kultur Köln 30 brachte es sehr lyrisch zu Papier: "Es ist ein tolles Gefühl wieder diese charakteristische Bunkerluft einzuatmen". Die Künstlerin die jetzt die erste Ausstellung bei der Wiedereröffnung bespielt wird von der Frankfurter Galerie u27 vertreten. Kennengelernt hatte man sich auf der Art Fair. Marina Naprishkina konzipierte ihre Ausstellung "60 Jahre Sieg" über ein Jahr lang. Das Thema ihrer Arbeit ist Propaganda, Propaganda im Krieg, aber auch 60 Jahre danach. Ihre Arbeiten zeigen Bilder, Plakate, Texte, Videos, Audiobotschaften aus der Sowjetunion und aus dem heutigen Weißrußland. "Minsk, Stadt als Held" zeigt Ausschnitte aus dem heutigen Leben, den Veteranen des II. Weltkriegs und den Propagandaplakaten aus der damaligen Zeit. Das erstaunliche ist, das von der Propaganda vor allem die Bilder übrig bleiben, sich ins kolletkive Gedächtnis einschreiben und nicht so sehr die sprachlichen Slogans. Marina Naprushkina erzählt, daß ihre eigene Familie von der Propaganda bewegt wurde, die Großeltern überzeugte Kommunisten, die Eltern schon ein bischen kritischer und selbst die Kinder, unsere Generation davon beeinflusst ist. Die Ausstellung zeigt wie Propaganda über drei Generationen hin funktioniert.

In Zukunft will man wieder 2-3 Ausstellungen im Hochbunker an der Körnerstrasse wahr werden lassen. Abgestimmt wird die Ausstellung im Kulturarbeitskreis der Bezirksvertretung. Bezirksbürgermeister Wirges und Dieter Wolf ist dabei gemeinsam eines wichtig, das die Ausstellungen eine bestimmte Flughöhe erreichen und Qualität und Kontinuität im Vordergrund steht. Schon für den November hat man eine weitere Ausstellung geplant, eine Ausstellung die sich mit dem Thema künstliche Polizei auseinandersetzen wird. Besonders spannend daran, dass es parallel auch eine Ausstellung im Bezirksrathaus geben wird. Für Ehrenfeld und Köln ist der Hochbunker, gerade auch weil er ein Ort ist an dem sich Künstler mit politischen Themen, aktuell und historisch auseinandersetzen, ein wichtiger Ort. Es ist auch ein Ort der fragil ist und zeigt das Frieden in jeder Form keine Selbstverständlichkeit ist, denn Bunkerluft schmeckt anders als die vor den großen Eisentüren. 

MARINA NAPRUSHKINA, "60 Jahre Sieg"
Hochbunker, Köln-Ehrenfeld
Körnerstrasse 101
04. Mai bis 03. Juni 2007

Öffnungszeiten: Freitag 16:00-20:00 Uhr
Sa. und So. 14:00-18:00 Uhr
 

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung