"Carmen hat fertig" – das sympathische Logo der Tunnelbohrmaschine. Illustration: KVB

Oben klein – unten rießig
Wenn man zur Zeit oben auf dem BreslauerPlatz unterwegs ist, dann merkt und sieht man zwar, daß hier eine große Baustelle ist, mit welchen Dimensionen man es aber hier zu tun hat, das sieht men erst wenn man ca 20 Meter tief hinabsteigt. Denn dort unten ist eine eigene Welt entstanden und der Platz ist fast komplett ausgehölt. Ein LKW steht dort unten, große Kranwagen und alles wird vorbereitet um eine Bodenplatte aus Beton zu gießen. Wir Menschen, die dies alles mit zwar großen Maschinen vollbringen, wirken wie Zwerge im künftigen Bahnhof Breslauer Platz.


Leckeres Essen für das Team: Martin Schlicht, Manfred Schlicht und Gudrun Mayer, Mediensprecherin der KVB, hintere Reihe und Wolfgang Kolodziej mit KVB Vorstand Walter Reinarz, vordere Reihe (v.l.n.r.)

Der schwierigste Teil ist geschafft – eine bautechnische Glanzleistung
Wenn man auf den Plänen verfolgt wie die Ingenieure und Arbeiter, man möchte fast schon schreiben waghalsig, unter und mit dieser Monstermarschine um Fundamentgründungen, Tiefgaragen und die Widerlager des Kölner Hauptbahnhofes gekurvt sind, dann erkennt man die minutiöse Planung, denn die war Vorraussetzung für den jetzt zu vermeldenden Erfolg.


Der Plan zeigt den Bahnhof Breslauerplatz, grün eingezeichnet sind die neuen Massnahmen, das rot-bräun liche ist die Form des alten Bahnhofes

Wie wenig Platz teilweise nur blieb, zeigt dieses Beispiel: So hat die neue Röhre zum Beispiel unter der Tiefgarage des Kommerz Hotels nur 1 Meter Abstand. Hier muss man von einer bautechnischen Glanzleistung sprechen. KVB Vorstand Walter Reinarz war denn auch sichtlich erleichtert, dass dieser schwierige Bauabschnitt ohne nennenswerte Komplikationen ablief. Nicht auszudenken, wenn zum Beispiel der nationale und internationale Verkehr am Kölner Hauptbahnhof gestört worden wäre oder ein Arbeiter sich schwer verletzt hätte. Von all dem ist nichts eingetreten. Zwar hat man geringfügige Verzögerungen, 11 Tage, in Kauf nehmen müssen, unter anderem weil z. Bsp. unerwartet ein Stahlträger in den Schildvortrieb ragte und die Abbauwerkzeuge von "Carmen" beschädigte, aber insgesamt hat man den Zeitplan einigermassen einhalten können.

Jetzt wird Carmen abgebaut, bis auf den Schildmantel und das Schneiderad, das bleibt am Kurt Hackenberg Platz stehen. Denn das ist ja größer als der hinterliegende Tunnel, der mit Beton ausgekleidet ist. Carmen hatte auch schon die erste Röhre unter dem Hauptbahnhof gebuddelt und war nach vollbrachter Arbeit auseinandergebaut und mit neuem Schild und Schneiderad in die zweite Röhre gesetzt worden. Ein Novum in der Geschichte der Tunnelbohrungen vollbrachte man mit der "Fliegenden Schildanfahrt". Die war nötig geworden, da die Platzverhältnisse am Breslauer Platz sehr beengt waren. 260 Meter ist der östliche "Alexandra-Tunnel" jetzt lang, 172 Betonringe a 1,50 Meter. Die Weströhre, der "Ursula-Tunnel", die 241,50 Meter und 161 Ringe lang ist war am 9. Februar 2007 um 14:00 Uhr fertiggestellt. Die letzten Teile von Carmen sollen im August am Kurt-Hackenberg-Platz geborgen werden, dann ist auch mit einer Totalsperrung des Platzes zu rechnen.

Der Bahnhof Breslauer Platz
Eigentlich entsteht der Bahnhof an der gleichen Stelle wie zuvor, nur größer. Dazu musste man den alten Bahnhof völlig abreißen, Teile stehen zur Zeit noch. Bis zur endgültigen Fertigstellung im Jahr 2009 wird aber noch einige Zeit vergehen. Der Ausbau dauert so lange, weil ab Sommer wieder Züge durch den Bahnhof fahren sollen, damit der Betrieb der bestehenden KVB Linien, wie der Linie 5 wieder gewährleistet ist. Dies verzögert und erschwert dann natürlich die Arbeiten.

Der Südliche Teil
Auch hier gehen die Arbeiten gut voran, viele Baustellen konnten oberirdisch fertiggestellt und somit auch schon verkleinert werden, auch wenn unter der Erde noch fleißig gearbeitet wird, wie zum Beispiel in der Severinstrasse. Damit kommt man auch dem Rosenmontagszugweg entgegen und an der Haltestelle Severinstrasse können wieder Tribünen stehen. Über 400 Häuser unterqueren die Tunnelbohrmaschinen "Rosa", die zur Zeit in Höhe am Perlengraben buddelt und "Tosca", die den Waidmarkt erreicht hat. In allen Häusern entlang der Strecke kommt die KVB ihrer Beweissicherungspflicht nach. Anfang August sollen die Maschinen dann auch am Kurt-Hackenberg-Platz angekommen sein.

Bis alles fertig sein wird, wird es bis 2009 dauern, aber dann können sich die Kölner auf ein technisches Meisterwerk des Tunnelbaus freuen und ganz schnell von Nord nach Süd mit der KVB brausen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung