Paul Kremps Zuckerstückchen

10 Jahre Galerie Jürgen Bahr
35 Künstler der Galerie von insgesamt 38 waren der Aufforderung gefolgt zum Jubiläum der Galerie ein Werk einzureichen. Darunter einige wirklich bemerkenswerte Stücke. Die Galerie Jürgen Bahr ist keine Galerie im klassischen Sinn, was soviel heißt wie ein Ladenlokal im hippen Beglischen Viertel zu besitzen mit mindestens einer Banane an der Tür. Eine Banane hat Jürgen Bahr auch. Mit dem Aufzug fährt man in den dritten Stock des Wohn- und Geschäftshauses. Dort erwartet den Kundigen kleinformatige Kunst. Kunst die meistens auch den Begriff Kunst verdient hat, Kunst die mitdenkt und die zum Denken anregt. Mag sein, dass das kleine Format und hier gerade die Zeichnung sich besonders anbietet. Da hängt ein Scheuerlappen auf dem mit Pailletten-Glitter genäht steht: "Full of Warhol Piss". Eine Arbeit von Sven Giessmann. Oder die Puzzlefotos von deutschen Politkern aus den letzten zehn Jahren auf denen im Kirmes-Lebkuchen-Herzen-Design, ein rosa Zuckergußherz prangt und mit weissem Zucker bei Gerhard Schröder zum Beispiel "toller Hecht" geschrieben steht. Diese künstlerischen Kabinettstückchen sind von Paul Kremp. Oder der Glückskeks als Inkjetprint auf Multiplex von Misha Gerwick auf dem das Wort "Hans" geschrieben steht.


Misha Gerwick´s Arbeit


Wunderbare Arbeit von Sven Giessmann





Der Vorhang hinter dem die Küche ist
Es rumort hinter dem weißen Vorhang, ab und an geht der Galerist hinter den Vorhang und kommt mit einer Flasche Rotwein zurück. Die Garderobe der Künstler, die Athmo ist entspannt, man hört Lachen. Dann geht es los und jetzt wird einem sofort klar warum Alexander Hergert am Klavier und Thorsten Klein sich den namen Duo SchelLack gegeben haben. In ihrer musikalischen Darbeitung fehlt nur das Kratzen des Tonabnehmerkopfes, so authentisch kommt ihre Musik an. Seit 2002 produzieren die beiden Herren ihre Liedprogramme. Kennengelernt haben sich die beiden Musiker bei Arbeiten zu Operette "Die lustige Witwe". Vor allem den vergessenen Stücken der Operettengeschichte widmet sich das neue Programm des Duos. Komponisten die heute kaum mehr jemand kennt bringen Klein und Hergert auf die Bühne, abgemischt mit einer herrlichen Anmoderationsshow: Bruno Granichstaedten, Ralph Benatzky, Emmerich Kálmán und Paul Abraham sind einige der Namen. Es ist die Zeitspanne 1912 bis 1935, die die große Blütezeit der Operette in Europa ist, die beide Herren in ihrem Reperoire abbilden: Es sind Lieder wie das "Zigarettenlied", 1925, das "Lied von der Arbeitsbiene", 1941 oder "Mach mir eine Liebeserklärung", dass das kleine erlesene Publikum in der Helmholzstrasse begeisterte. Nachdenklich und angeregt tritt man dann auf die finstere Helmholzstrasse und sehnt sich nach gleißendem Bühnenlicht und eben großer Operette. Es ist ein Muss sich nach diesem Abend in das Nachtleben der kleinen Metropole Köln zu wühlen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung