Im Gegensatz zu den weißen Kojen der Galeristen zeigte sich der Open Space Bereich in Pappschachtel Optik

Weniger Aussteller

Der erste Eindruck täuscht nicht, weniger Aussteller sind gekommen. Zählt man die Ausstellerliste der Kataloge 2005 und 2006 durch so sind es 55 Aussteller weniger die 2006 ihre Kojen aufgeschlagen haben. Statt 305 nur noch 250 Aussteller. Das ist ein sechstel Aussteller weniger. Dafür gibt es mehr Möglichkeiten zu entspannen, alle 100 Meter spätestens eine Verpflegungsstation der gehobenen Art, die Italian Coffee Bar, die Champagner Bar, die Kölsch Bar, die Sushi Abteilung… Macher Godrow nennt diesen Effekt „Verschlankung“ um die Qualität zu erhöhen. Die Reduzierung wurde bewußt von der Jury, die die Galerien auswählt, umgesetzt. Auch erhofft Godrow sich, dass der Frühjahrstermin nächstes Jahr wieder mehr internationale Galerien nach Köln spült. Bei dieser Art Cologne haben es, aus der in den neunziger Jahren so viel beschworenen Kunstachse Köln-New York, gerade mal vier Galerien vom Big Apple nach Köln geschafft.



Die nächsten Fotos zeigen Julien Berthiers Arbeit "No Print" aus dem Jahr 2006. Gezeigt von der Galerie Allsopp Wedel, London. Im Hintergrund der volle Barbereich der Open Space Area gut zu erkennen.

 

So richtig Neues findet sich nicht.

OK, der Open Space Bereich in Kartonoptik mit den jungen Künstlern birgt die ein oder andere Überraschung. Lustig ist der überdimensionale Kartoffelstempel Julien Berthier auf Streichhölzern, der in riesigen Lettern das Wort No an jede Hauswand druckt. Nur will man sich auf die Kunst besinnen, klimpert das Besteck des Barbereichs der Open Space Area. Ob das ein gutes Konzept ist, wir wagen es zu bezweifeln. Sicher kommt es einem Teil des Eventverwöhnten Shopping-Publikums entgegen, dem konzentrierten Kunstgenuss ist es abträglich. Natürlich findet man Warhols, natürlich findet man einen Dieter Krieg, natürlich findet man einen Gerhard Richter, das ließe sich jetzt so fortsetzen… 


Kunst-Kinderschaukel mitten in der Messe


Tobias Rehberger, "Fuck you Mr. Bear", 2005, gezeigt von Galerie Bärbel Grässlin aus Frankfurt


"Beach… Das traurige Eiland" von Martin Wöhrl, gezeigt von Sprüth Magers Projekte

Hatte man letztes Jahr noch das Gefühl in Abgrenzung zu anderen Messen, die ArtCologne ist eine intellektuellere Messe, so verwischt sich dieser Eindruck nun völlig. Viel Realistisches hängt neben wenig Informel und Abstraktem, lustige Experimente der realistischen Roboterkunst neben hyperrealistischer Fotografie. Alle zwei Sekunden können die Augen des Betrachters in eine andere Kunstgattung zappen. Das irritiert und man hätte sich gewünscht wenigstens eine Stringenz in der Konzentration der Stilrichtungen in der Kojenbelegung zu finden. Eigentlich Aufgabe des Machers, aber wo ist der? Nun schreibt die FAZ, das der Markt momentan so ist, da hat sie sicherlich recht. Neben viel Geld für Exquisites, eben auch viel Geld für Wohnaccessoires die sich geadelt durch die Präsentation in Kojen teuerer als beim Upperclass Möbelhändler verkaufen lassen?


Besonders angesagt auf der Art Cologne 2006: Esskultur, hier der italienische Tempel.


Die Champagner Bar…


Der VIP Tempel

Nabelschau auf Köln

Das Konzept der Themenausstellungen des Art Cologne Machers Godrow scheint sich auf Köln zu fokussieren. Da sind die kunstnahen Projekte, was auch immer der Begriff „kunstnah“ signalisieren soll im Open Space Bereich, die man alle der Kölner Szene entnommen hat. Da ist die Sonderschau in den ehemaligen Galerieräumen Zwirners die sich mit den frühen Jahren des Kölner Kunstmarktes und Rudolf Zwirner selbst beschäftigt. Gezeigt werden Fotos die Zwirner in seinem Umfeld 1967 zeigen, eine historisierende Ausstellung die lokal gezeigt sicher als großartig zu empfinden ist, im internationalen Umfeld zu klein und provinziell gerät. Ist es wichtig einen Snapshot von Zwirner und Ludwig im New Yorker Coffeeshop international zu zeigen? Daneben werden Werke aus dem Museum Ludwig gezeigt. Rudolf Zwirner jedenfalls erhält auch den Art Cologne Preis 2006.


Werk von Andy Warhol


"Ohne Titel", vom Düsseldorfer Akademie Professor Dieter Krieg

Wo sind die Künstler?

Auf dieser Messe fehlen die Künstler. Nur mal so zum Vergleich, auf der Frankfurter Buchmesse treffen sie die Schriftsteller, können mit ihnen diskutieren und diese untereinander. Nix da auf der Art Cologne, keine Künstler, kein Dialog. Dafür gibt es abgeschirmte VIP Bereiche eines großen deutschen Bankhauses dessen Chef in der Regel negative Schlagzeilen macht. Die Außenfassade hat man zwar hübsch bunt anmalen lassen, aber rein kommt nur ein erlauchter Kreis, die dann offen sprechen können. So wie man das von jeder x-beliebigen Schraubenausstellung auch gewohnt ist.



Galerie Elisabeth und Klaus Thoman zeigen eine Arbeit von Herbert Brandl aus dem Jahr 2003, ohne titel


Wang Mai, "Gas STation in the Bamboo Forest", 2006


"Cage for Saimiri Boliviensis", 2006 von Wesley Meuris, gezeigt von Anne Gentils


Warum in all dem Kunsthandel nicht wenigstens an einer Stelle die Künstler zu Wort kommen lassen. Warum nicht an einem Platz nach dem Neuen in der Kunst suchen, oder ist es wirklich endgültig für die Kunst verloren? Wenn ja, warum dann nicht postulieren? Das wäre Mut zur Größe gewesen. Oder sieht Messemacher Godrow gar nicht?

Gespannt sein kann man auf das nächste Jahr, ob all das was sich Macher Godrow von der Terminverlegung erhofft, auch eintreten wird. Immerhin, der neue Termin ist eine Neuigkeit.

Infobox:

Art Cologne 2006

Öffnungszeiten: 12:00-20:00 Uhr

Eintrittspreise: 20,00 Euro / 2 Tage 30,00 Euro

Abendkarte: 14,00 Euro [17:00-20:00 Uhr]

Art-Walks und Art-Talks

Bieten Führungen über die Art Cologne an: 0171.5408064

Oder www.kunstvermittlung.com

Unter der gleichen Webadresse ist auch das Themenangebot zu vertiefenden Talkrunden auf der Art Cologne aufgelistet und man bekommt nähere Informationen.

 

Infos im Netz: www.artcologne.de
 

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung