Dr. Johannes Kaußen, der das Literarische Komitee leitet, freute sich besonders über das Interesse vieler Präsidenten der Karnevalsgesellschaften und des anwesenden Fachpublikums, dass den Weg in den Ostermannsaal des Sartory gefunden hat. Das Interesse am karnevalistischen Nachwuchs ist groß und das ist gut so. Die Präsidenten bat Dr. Kaußen, dem Nachwuchs Auftrittsmöglichkeiten zu geben, auch an Knubbel- oder Senatsabenden, damit die Jungen genug Auftrittserfahrung sammeln können und die nötige Bühnenhärte bekommen. 

Ein neuer Trend ist zumindest bei den Musikgruppen auszumachen, den man mit „Mix it baby“ überschreiben kann. Frischen Wind bringen Bands wie Schmackes, Knitter un Fründe, und Schnabel.Von hoher Musikalität sind ihre Songs, mischen sie russische Elemente, Elemente der Weltmusik oder neue Instrumentalisierungen wie Violine bei. Es macht Spaß ihnen zuzuhören, denn sie formulieren ihre eigene karnevalistische musikalische Sprache, die sie angenehm von der bekannten Kölschpopwelle abhebt. Das heißt aber nicht, das diese Gruppen abgehoben Musik auf der Bühne zelebrieren, nein sie haben sich zum Ziel gesetzt den Saal in Schwung zu bringen und das gelingt ihnen zu 100 Prozent.


Mit Mitklatschnummern startete die Kindertanzgruppe der KG Lyskircher Junge: „Hellje Pänz“. Alle großen kölschen Hits der Stargruppen, Paveier, Brings und Höhner bilden die musikalische Grundlage für die „Weltpremiere“ des neuen Tanzes „Unser Kölle“. Den 27 Mädchen und Jungen merkt man den großen Spaß an, den sie beim Tanzen zu den kölschen Hits entwickeln. Ganz wie die Großen stecken die „Minis“ in ihren wunderschönen Kostümen, haben ihr Jeckebääntche Björn Nagel dabei, einen voll motivierten Fahnenschwenker Tim Verkeerk und auch den Bauernspitz Dominik Wallpott. Die Leitung hat Barbara Roehl. Kaum sind die Jungen und Mädchen in den Saal eingezogen ist Stimmung im Saal.


Grandios ist, wenn man mit 10 Jahren vor einen vollbesetzten Saal tritt, frisch, frech und frei von der Leber weg, locker aus seiner Schull und seinem Elternhaus verzällt. Wer das kann, das „Marieche us Dellbröck“, Inken Wirths aus Bergisch Gladbach. Fantastisch ist vor allem ihr glasklares und gut verständliches Kölsch, in dem sie ihren Vortrag rüberbringt. Aufgefallen ist Inken bei der Schulsitzung im FWG dieses Jahr. Inken besucht die Erzbischöfliche Ursulinenschule in Köln. Wundervoll wie sie erzählt, als ihr Vater sie versucht aufzuklären. Karnevalistisch hochbegabt könnte man Inken nennen.


Fabian Schallenberg gerade mal ein Jahr älter, kommt auf die Bühne wie ein ganz Alter. „Ich bin ne kleine kölsche Clown“ und „Heut is unser Schull e Aapehuus“. Locker mit kräftiger Stimme singt sich der junge Nachwuchskünstler mit unglaublicher Bühnenfreude in die Herzen des Sartory Saales. Natürlich bringt Fabian Schallenberg in seinen jungen Jahren schon Bühnenerfahrung mit. 2004 war er Kinderprinz in Wesseling und sang schon im Musical „Vom Geist der Weihnacht“ mit. 

Dr. Johannes Kaußen bringt es bei der Abkündigung des ganz jungen Nachwuchses auf den Punkt. Hier zeigt sich wie sich Eltern und Lehrer ehrenamtlich engagieren und kölsche Sprache und kölsche Rede an die Jugend weitergeben, denn sonst könnten die jungen Tänzerinnen und Tänzer, die junge Rednerin und der Sänger nicht so auf der Bühne stehen.


Langsam, im richtigen Tempo legen "Knubbelfutz un Schmalbedaach" los. Die beiden kommen aus dem Kirchenchor in Rhöndorf. Zum ersten Mal dabei sind die beiden beim Literarischen Komitee. Dr. Kaußen kündigt sie als leise Töne an und dem kann man nur zustimmen. Mit einem Witz der auf hohes sprachliches Feingefühl schließen lässt gehen die beiden bei ihrem Zwiegespräch zu Werke. Renate Heymanns ist die Knubbelfutz und im richtigen Leben Ärztin in der Kinderkrebsforschung und Dieter Schmitz ist der Schmalbedaach und Kunstlehrer.

Mit wenigen Utensilien, wie einer Konservendose arbeiten die beiden, auf der Bühne um die sie ihre Geschichten aufbauen. Ihre Geschichten haben Charme und sind zum Zuhören.


Die Techniker kündigen es an, die erste Gruppe kommt auf die Bühne, die Spätzünder. Sie stellen ihr Mottolied „Mir all sin Kölle“ vor. Verstärkt haben sich die Spätzünder um zwei weitere Musiker den Gitarristen Oliver Knuth und den Bassisten Phil Hovorak. Ausgereifter klingen die Spätzünder, kräftiger im Sound und im Gesang. Markant die raue Stimme von Gerd Schiefer. Beim Literarischen Komitee sind die Spätzünder dieses Jahr zum ersten Mal dabei, im Karneval seit drei Jahren aktiv. Stimmung machen die Spätzünder, können aber auch bei den melodischeren Liedern überzeugen.


"Engel Hettwich": Ein Engel mit einem Flügel, der „Türsteher vom Petrus“ verzällt Geschichten von fallenden Kühlschränken und wilden Todesursächlichkeiten, die am Ende alle zusammenhängen. Und warum oder warum man nicht in den Himmel kommt. Stimmgewaltig und optisch auffällig füllt die Pharmareferentin Hedwig Sieberichs aus Mönchengladbach ihre Rolle aus.

Im Karneval in Mönchengladbach ist der Engel mit dem einen Flügel keine Unbekannte mehr.


“Loss mer singe“ – der karnevalistische Mitsingkult. Zwei Gruppen aus der Kneipenkünstlerschmiede präsentierten sich heute im Sartory. Los ging´s mit "Schmackes" und ihrem Sommerhit us Ihrefeld, vom Blücherpark, afrikanischer Linsenzupp und coolen Sonnebrillen im angesagten Stadtteil. Das Stück über den Nubbel, der als multitempi Polka angelegt ist, mit einem Schuss Frechheit in der „Schnüss“, den Songtexten, ist der Saal endgültig auf der Seite von „Schmackes“. Vor allem die Frontfrau begeistert stimmlich.

Mitreißen können die vier den Saal. Beim „Nubbelsong“ ging es richtig ab im Ostermannsaal des Sartory und auch kritische, hartgesottene Karnevalisten zeigten sichtliche Freude. Schmackes bringt eine neue moderne Sicht auf den Karneval und das aktuelle Köln in ihren Songtexten und Beobachtungen zum Ausdruck. 


"Stefan Knittler un Fründe" sind die drei, die als zweite Gruppe aus dem „Loss mer Singe Pool“ antreten. Los geht es mit einem spanischen Coversong „Et schwaze Hemp“, wunderbar interpretiert und ins Kölsche übersetzt. Vor allem durch ihre musikalische Vielfalt und Professionalität überzeugen die Musiker. Der Loss mer Singe Song ist eine Klasse für sich und begeistert das Sartory-Publikum. 

Bei beiden Gruppen aus dem Loss mer Singe Umfeld wird eines sehr schnell klar. Nicht nur professionelles Auftreten ist das, was klasse Musik ausmacht, beide haben das was den Amateur vom Könner unterscheidet: Sie geben ihrer Musik eine eigene Note. Modifizieren nicht nur den Sound der großen angesagten Bands, sondern finden ihren eigenen Weg und drücken so das Gefühl ihrer Generation und ihres Umfelds aus. Klasse, denn das kann nicht jeder.


Achnes Kasulke, „die Zugezogene“ hat es gut raus die einfachsten Wörter sprachlautmalerisch so zu verdrehen, dass allein das schon reicht den Saal lachtechnisch voranzubringen. Familiengeschichten aus Bergheim, von einer Frau die Ruhrpottslang miteinrührt, kommen gut an. Im Karneval ist Achnes Kasulke keine Neue, in den 90er Jahren tanzte sie als Tanzmariechen und seit 1997 ist sie als Rednerin auf den Bühnen unterwegs.

Standing Ovations gab es für die junge Dame aus Bergheim, die mit Schrubber und Kübel die Bühne des Sartorys mit einem Kalauer nach dem anderen reinfegte.


"Die Bönnsche": Zum zweiten Mal beim Literarischen Komitee, hatten heute Pech mit ihrem Sound, zuerst gar nicht zu hören, dann eher matschig, der Techniker hatte den Männern auf der Bühne keinen Gefallen getan. Vor allem der Sänger zu unsauber und unklar rübergekommen. Die Musik, die die Jungs auf die Bühne bringen, ist trotz des schlechten Sounds eingängig und gut arrangiert. Klassischer Kölschpop aber auf hohem Niveau. Ob man allerdings mit dem Namen des Dialekts einer kleinen Stadt flussaufwärts in der großen Stadt flussabwärts reüssieren wird können muss die Zeit zeigen. Verwirrend ist es allemal.


Die Gruppe "Schnabel" verbindet kölsche Töne mit einem Hauch Country Style und Jazz und mixt verschiedene Instrumentierungen ein. Auch hier liegt der Ursprung bei Loss mer singe. 2004 gründete Jörg Schnabel die Gruppe, hatte schon Auftritte bei WDR „Ab in die Bütt“.

Die Musik ist vielfältig gestrickt und breit angelegt. Das ist auch kein Wunder, immerhin sind vier Profimusiker an Bord. Auch hier überzeugt die Eigenart und der eigene Ansatz, kombiniert mit der richtigen Mischung Kölsch. 



"De Veedelsjunge" sind kreativ, letztes Jahr sind sie als die „Prümeplücker von Niederprüm bis nach Ihrefeld“ angetreten und dieses Jahr als Nasenzuhaltgrammophonsänger. „Ävver schön wor et doch“ ist ein Knaller der den Saal mitreißt, vor allem weil der Text natürlich sehr eingängig ist und schon beim dritten Refrain mitzusingen ist. Dirk Sauer und Stefan Schumacher sind zum dritten Mal dabei und damit auch zum letzten Mal. Die beiden machen gute Karnevalsmusik und sind sehr smart mit einer guten Bühnenshow. 


Ne Hausmann, wäscht Wäsche und Hunde. Wie schon im letzten Jahr kommt er hervorragend an. Seine sehr trockene Art Alltag auf komische Art auf die Schippe zu nehmen ist einfach herrlich. Dann kombiniert er einfache Klarheiten mit Ungewohntem, Sprichwörter mit Blödheiten und bringt so den Saal zum Toben. Vor allem die „Hünde“ Nummer ist Lachmuskeltraining pur. Standing Ovations und aus dem Publikum spontane „Schön, Schön“-Rufe. Echt begeisternd. Dr. Kaußen, vom Literarischen Komitee, bringt es auf den Punkt: „Intelligenter Witz hat jetzt auch in Köln einen Namen: Jürgen Beckers“. 



Die Bengels, sind 6 sympathische Jungs die schönen eingängigen Sound machen, die aber von der Saaltechnik von hinten überfallen wurden, schon die Moderationen klangen als wenn der Sänger dringend Wick Medi Night bräuchte so verschnupft klang er. Schade, denn die Jungs können das wesentlich besser, das haben wir schon gehört. 2001 wurde die Band gegründet und ist nun das erste Mal das sie beim Literarischen Komitee dabei sind. Verabschiedet wurden sie als „die kölsche Antwort auf Tokio Hotel“. Die Jungs haben Zukunft!


Tja der Blötschkopp, keiner traut sich so wunderbar alles, jeden respektlos und so gnadenlos durch den Kakao zu ziehen wie Marc Metzger. Und keiner ist so schlagfertig wie Marc Metzger. Der Mann ist kein Eintagesbüttenrednern, oder eine Einjahresredner, sondern das Nachwuchstalent des Kölner Karnevals. Klar waren die Standing Ovations am Ende. Der Mann is joot, auch im schwierigen zweiten Jahr. Und da ja keine Rede so schön ist, wenn man sie zum zweiten Mal hört sei nur gesagt, atmen sie kräftig durch bevor der Blötschkopp auf die Bühne kommt. Denn danach werden sie Dauergrinsen, Dauerlachen und sich ihre Bauchmuskeln halten. Wir denken wir werden Marc Metzger noch das ein oder andere Mal in dieser Session begegnen…


Rubbedidub: Zu dieser Gruppe passt das Motto dieses Jahr sicher wunderbar. Sängerin Songül Wiesmann, ein kölsches Mädchen türkischer Abstammung bringt gute Stimmung in jeden Saal. Musikalisch wirkt die Gruppe „Rubbedidupp“ gereifter, vor allem in den Vocals wirken die vier Männer und ihre Frontfrau gut aufeinander abgestimmt. Auch Rubedidub ist im dritten Jahr und wird somit das Literarische Komitee verlassen. Die Band ist sehr schön poppig aufgestellt ohne dabei zu sehr in den reinen Schlager zu wechseln. Die kölschen Wurzeln sind eindeutig da und werden gepflegt. 

Zu dieser Gruppe passt das Motto dieses Jahr sicher wunderbar. Sängerin Songül Wiesmann, ein kölsches Mädchen türkischer Abstammung bringt gute Stimmung in jeden Saal. Musikalisch wirkt die Gruppe „Rubbedidupp“ gereifter, vor allem in den Vocals wirken die vier Männer und ihre Frontfrau gut aufeinander abgestimmt. Auch Rubedidub ist im dritten Jahr und wird somit das Literarische Komitee verlassen. Die Band ist sehr schön poppig aufgestellt ohne dabei zu sehr in den reinen Schlager zu wechseln. Die kölschen Wurzeln sind eindeutig da und werden gepflegt.  –

Jürgen Wunderlich, der schon mit dem Höhner als Superhohn auf der Bühne stand machte das Finale des Abends beim Literarischen Komitee des Festkomitees Kölner Karneval. „Wat is dat schön“ die zweite Nummer von Wunderlich a capella angestimmt und dann mit dem Sartory Saal intoniert. Auftritte in der närrischen Hitparade machten den Sänger aus Heiligenhaus auch einem breiteren Publikum bekannt. 


Dr. Johannes Kaußen konnte wieder einmal ein ausgezeichnetes Programm präsentieren.


17 Nummern, jede auf ihre Art einmalig, die eine für den ganz großen Saal geeignet, die andere für den kleineren. Da waren Nummern dabei für ein aufmerksameres Publikum, aber auch für die lautere Kostümsitzung. Dr. Johannes Kaußen und den Mitgliedern des Literarischen Komitees ist es gelungen eine gute Mischung zu präsentieren und zu zeigen das es hochtalentierten Nachwuchs in der Kölner Szene gibt. Jetzt liegt es an den Verantwortlichen in den Gesellschaften den Mut zu haben, diesem Nachwuchs eine Chance zu geben, mit dem sie sicherlich keinen Fehler machen. Der richtige Mix ist es sicherlich, der den Erfolg guter und gutbesuchter Sitzungen ausmachen wird. Denn auch das breite Publikum wird sich darüber freuen Neues zu entdecken und am nächsten Tag darüber Kollegen, Freunden und Nachbarn berichten zu können.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung