Arbeitsminister Guntram Schneider hat die Wirtschaft aufgefordert, mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund auszubilden. „Die Unternehmen beklagen unbesetzte Ausbildungsplätze, sehen aber oft nicht die besonderen Potentiale von jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“, sagte der Minister heute in Köln beim ersten Prüferkongress der Industrie- und Handelskammern (IHKen) im Rheinland. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund schlechtere Chancen auf eine Ausbildung haben, selbst wenn sie hinsichtlich Schulabschluss, Schulnoten und sozialer Herkunft die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund, beklagte Minister Schneider. Hier müsse dringend ein Umdenken stattfinden. In den Großstädten hätte mittlerweile die Hälfte der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. „Sie sind die zukünftigen Träger unserer Stadtgesellschaften und ein Gewinn für die Unternehmen. Denn sie verfügen über Kompetenzen wie Mehrsprachigkeit und Erfahrungen im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen“, betonte der Arbeits- und Integrationsminister.


Die Landesregierung unterstütze diesen Prozess beispielsweise durch den „Aktionsplan Zukunft durch Ausbildung“, mit dem insbesondere Menschen mit türkischem Migrationshintergrund die duale Berufsausbildung näher gebracht werden solle. Mit der Reform des Übergangssystems von der Schule in den Beruf werde eine frühzeitige Berufsorientierung für alle Schüler ab der achten Klasse erreicht. Schneider würdigte das Engagement der Ehrenamtlichen, die in den IHKen die Abschlussprüfungen der Auszubildenden abnehmen, und fügte hinzu: „Ich würde mich freuen, wenn ich künftig auch mehr Prüfer mit Zuwanderungsgeschichte in Ihren Reihen sehen würde.“ Jenen dankte IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer für ihr Engagement: „Ohne Ihr ehrenamtliches Engagement würde das System der beruflichen Bildung kaum funktionieren." Für das deutsche System der beruflichen Bildung gebe es weltweit Lob und Anerkennung. Einer der Gründe für den nachhaltigen Erfolg sei das Expertenwissen aus der unternehmerischen Praxis, so der IHK-Präsident weiter. Darüber hinaus sei „die bundesweite Vergleichbarkeit der Abschlüsse einmalig – für den Industriemechaniker in Köln gelten die gleichen Prüfungsanforderungen wie für den Industriemechaniker in Hamburg. Dies fördert die Mobilität und stellt sicher, dass jeder Arbeitgeber in Deutschland sich auf das Qualitätssiegel ‚IHK-geprüft‘ verlassen kann."  

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