"Erinnern – eine Brücke in die Zukunft"
Dröhnende Instrumentalmusik erstickte heute jeden Laut in der Aula der Könign-Luise-Schule, als die Katharina-Henoth-Gesamtschule ihr Bewegungstheater zur Aufführung brachte. Dabei prügelten schwarz gekleidete Wärter auf eine verschreckte Gruppe von Schülerinnen ein – teils mit und ohne Kopftuch, mit und ohne Migrationshintergrund. In starken Gesten verharrten die Schüler immer wieder zu verstörenden Bildern, bis die zusammengepferchte Gruppe am Boden zusammenbrach. In der Aula selbst war kein Laut mehr zu hören. Und erst einige Sekunden nach Abbruch der Vorstellung konnten sich die Schüler im Saal mit lautem Applaus etwas Erleichterung verschaffen.

Das Bewegungstheater der Gesamtschule war heute eine von vielen phantasievollen und tollen Darbietungen Kölner Schüler. Einmal im Jahr präsentieren sie am 27. Januar 1945 in Gedenken an die Befreiung des Auschwitzer Konzentrationslager ihre Projekte zum Thema Nationalsozialismus. Unter dem Motto "Erinnern – eine Brücke in die Zukunft" nähern sie sich in ganz unterschiedlicher Weise diesem Thema – ob mit einer Lesung, Recherche, Musik oder Theaterstück. Fünf Schüler der Gesamtschule Weilerswist lasen etwa ihre ausgesuchten Passagen aus dem Anne Frank Tagebuch vor. Und das Gymnasium Kreuzgasse recherchierte zu ihrer eigenen Geschichte. Die Schüler versuchten die Schicksale von zwei jüdischen Mitschülern aus der NS-Zeit aufzudecken.

Pflicht nicht zu vergessen
Großes Lob verteilte auch Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes an die Kinder. "Es ist richtig und wichtig, dass wir uns jedes Jahr aufs Neue erinnern", betonte sie. In ihrer Schulzeit sei die NS-Zeit totgeschwiegen worden. Die Pflicht der heutigen Generation sei es, sich gegeneinander an das Vergessen zu erinnern. Die Taten der rechtsterroristischen "NSU" hätten gezeigt, dass auch heute noch Fremdenhass in Deutschland herrsche. "Und die Geschichte hat uns gezeigt, wohin das führen kann", sagte Scho-Antwerpes. Sie wünschte sich daher, dass es zur Pflicht aller Schulklassen in Köln wird, das NS-Dokumentationszentrum zu besuchen. Denn schon allein ein Gang durch das ehemalige Gefängnis der Geheimpolizei könne die Schrecken viel näher bringen als mancher Unterricht. Zugleich appellierte sie an die Schüler, immer wachsam zu sein und die Augen vor Rassismus nicht zu verschließen.

[cs]