Report-k.de.: In diesem Jahr veranstalten Sie im Rahmen der Passagen zum 5. Mal den Design Parcours Ehrenfeld. Was erwartet die Besucher 2012?
Sabine Voggenreiter, Initiatorin der Passagen und der Designzone Ehrenfeld: Es ist das bislang dichteste und größte Programm des Design Parcours Ehrenfeld. Auf dem Heliosgelände haben wir „nachverdichtet“: hier findet jetzt auch die DESIGNERS FAIR statt und erstmals, bei artrmx, das Hochschulforum mit 12 Hochschulpräsentationen. DQE präsentiert u.a. die Arbeiten seiner Stipendiaten, die in der letzten Zeit in Ehrenfeld entstanden sind. In Kooperation mit Utensil präsentiert DQE auch die neue Utensil Kollektion.

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
Bei den PASSAGEN rechnen wir mit insgesamt 150.000 Besuchern, in Ehrenfeld mit 50.000.

Was sind die neuen Trends im Bereich Design? Setzen Menschen mehr auf Bequemlichkeit, Funktionalität, Aussehen oder Nachhaltigkeit?
Einen größeren Trend-Sprung kann ich nicht feststellen. Allerdings beobachte ich eine gewisse „Sehnsucht“ nach „normalen“ alltagstauglichen funktionalen verständlichen Produkten, durchaus auch im Sinne von „Design for All“, ohne Chichi, womöglich stattdessen mit etwas Humor und Sinn für Nachhaltigkeit, ein Schuss „Do it Yourself“ (DIY, bei der Bewegung kann man allerdings von einem Trend sprechen) kann auch dabei sein.

Ist die Designzone in Ehrenfeld weiter gewachsen? Gibt es inzwischen gar einen "Ehrenfelder Stil"?
Gewachsen ist sie, aber wie ich finde, solide. Eine Tendenz zu einem Ehrenfelder Stil sehe ich schon, das geht in die Richtung der oben beschriebenen Ansätze, also „normal“, nachhaltig, DIY und Humor. An der Utensil Kollektion könnte man auch eine „Ehrenfelder Tendenz“ ausmachen.

Erstmals wird die Designers Fair, eine Messe für junge und internationale Kreative, im Heliosgelände präsentiert. Warum dieser Standortwechsel?
Die DESIGNERS FAIR hat im letzten Jahr im Barthonia Forum. 2012 haben wir die Messe für junge Designer und Produzenten, die wir zusammen mit Heimatdesign aus Dortmund veranstalten, auch auf das Heliosgelände geholt. 2012 gibt es eine komplett neue Auswahl an Ausstellern, man darf gespannt sein.

Neu ist auch das Hochschulforum der Passagen auf dem Heliosgelände in Ehrenfeld. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Hochschulen haben natürlich schon immer auf den PASSAGEN ausgestellt, neu ist, dass wir einen zentralen Ort, und zwar in Ehrenfeld, anbieten wollten. Da gibt es jetzt die Kooperation mit artrmx in der Rheinlandhalle. Die 12 Hochschulen sind von der imm Messe, die die Hochschulen nicht mehr aufnehmen konnte, komplett zu den PASSAGEN „migriert“.

Einmal ganz praktisch: Im Rahmen der Passagen 2012 werden viele unterschiedliche Projekte präsentiert – vom Designparcours über die Designers Fair bis hin zum Hochschulforum und der Cologne Music Week. Gibt es ein Ticket für alle Veranstaltungen oder sind sie kostenfrei?
Im Prinzip sind alle PASSAGEN-Ausstellungen frei. Wenn es einmal anders ist, wird das im Katalog und auch online angegeben. Alle vorgenannten Projekte haben freien Eintritt, nur eben einige Konzerte der Cologne Music Week nicht, aber auch hier gibt es „freie“ Konzerte, wie im Stadtgarten Restaurant oder im Scheuen Reh, siehe gesondertes Programm im PASSAGEN-Katalog.

In den ersten Jahren wurde die Designzone Ehrenfeld von der zeitgleich stattfindenden Möbelmesse IMM wenig beachtet. Hat sich die Zusammenarbeit inzwischen Jahr intensiviert?
Die Messe und auch die Stadt Köln haben natürlich inzwischen realisiert, welche Power von diesem Quartier und der Veranstaltung ausgeht. Die imm wird inzwischen von einer neuen, tendenziell jungen, Crew organisiert und die sieht, wie auch der Messechef Gerald Böse, die PASSAGEN und auch den Design Parcours Ehrenfeld nicht mehr als Konkurrenz, sondern als eigenständigen Partner in Augenhöhe. Sie „bewundern“ sogar  insbesondere, wie viel breites Publikum unsere Veranstaltungen erreichen und auch begeistern.

Wie ist der Stand des EU-Projektes "Designquartier Ehrenfeld"?
Wir haben das Projekt DQE verlängert und werden in diesem Jahr noch andere wichtige Projekte realisieren, Spin Offs auf den Weg bringen und Zwischenergebnisse präsentieren. Anlässlich der PASSAGEN zeigt DQE einzelne Projekte, insbesondere Arbeiten der Stipendiaten. Die Entwicklung ist mehr als erfreulich, manchmal denke ich: glücklich, und eben eine große Chance für die alternative Stadtentwicklung in Ehrenfeld.

Was unterscheidet Ehrenfeld von anderen Design-Standorten in Köln und Deutschland?
Dass Ehrenfeld ein besonderes Potential hat, sowohl räumlich als auch „menschlich“ und kreativ, war von Anfang an klar: Es gibt einen Zusammenhalt, eine permanente Diskussion, die Orientierung an Qualität und auch an „Gemeinwohl“, das ist nahezu einmalig, dazu kommen die „offenen“ Situationen, wie die Zukunft des Heliosgeländes und anderer Brachen, die Möglichkeiten kreativer Zwischennutzungen und urbaner kultureller und sogar agrikultureller Entwicklungen für alle.

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