Ein Meer aus Gold empfängt den Besucher in den unteren Räumen der Domschatzkammer: ein reich verzierter sechseckiger Turm  zieht als erster alle Aufmerksamkeit auf sich. Dabei handelt es sich um das „Reliquiar der Dompatrone“, das im Jahre 1409 in Hildesheim gefertigt wurde. Die ungewöhnliche turmartige Form des Reliquiars, das Reliquien aller Dompatrone enthält, ist eine freie Nachbildung des spätromanischen Vierungsturmes des Hildesheimer Domes, erfährt man von Michael Brandt, dem Direktor des Dom-Museums in Hildesheim. Ins Auge springt auch unmittelbar eine rundum vergoldete Büste: Das Kopfreliquiar geht auf die Jahre zwischen 1200 – 1250 zurück und ist dem heiligen Bernward gewidmet, dessen Grab sich in der von ihm gegründeten Klosterkirche St. Michael in Hildesheim befindet. Ihren Glanz erhält die Büste nicht zuletzt von der aufwendigen Restaurierung und Überarbeitung im Jahre 1780.


Foto: "Kopfreliquiar des hl.Bernward", Hildesheim, 1200-1250


Ein Ensemble aus Schüssel und Kelch
Einige Schritte später stößt der Besucher über ein Ensemble von zwei Kelchen und einer großen Schüssel: die Kennzeichnung verrät, dass es sich hier um den „Sogenannten Hezilokelch“, einen „Kelch mit Emailmedaillons“ und eine „Oblatenschüssel“ handelt. Die reich verzierte Kuppa des Hezilokelchs zeigt unter Rundbögen die zwölf Apostel – den Fuß zieren Darstellungen aus dem Alten Testament.  Der Kelch mit den Emailmedaillons beeindruckt mit Darstellungen von Christus am Kreuz, Maria mit dem Kind, einem Heiligen mit Lanze und Schild sowie einem anderem mit Kreuz und Buch. Er ist mit einer römischen Gemme aus dem ersten Jahrhundert nach Christus besetzt und ist somit eine Rarität. Die Oblatenschüssel ist eine silberne Fertigung aus dem 15. Jahrhundert und hat in ihrer Mitte ein Medaillon mit der gravierten und emaillierten Darstellung der Gottesmutter mit Kind.


Foto: "Reliquienmonstranz der Heiligen Drei Könige", 2. Hälfte des 15.Jahrhunderts

Die Finger zeigen nach oben – gen Himmel
Der Höhepunkt der glanzvollen Schau bildet allerdings die „Reliquienmonstranz der Heiligen Drei Könige“, die als einzige Ausnahme neben den Kölner Schätzen in den oberen Räumen der Domschatzkammer – der Heiltumskammer – Platz nimmt. Der gotische Turm birgt die Zeigefinger der Heiligen, die durch den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel von Mailand nach Köln übertragen wurden und im Jahre 1147 durch seine Stellung als Dompropst in Hildesheim in den Besitz des Hildesheimers Domes übergegangen war. Die Zeigefinger, die nach oben gen Himmel zeigen, so Brandt und der Dompropst des Kölner Doms Norbert Feldhof, sei ein Symbol für die  Jenseitsgerichtetheit der Heiligen Drei Könige. Die Positionierung des Drei-Könige-Reliquiars neben den Kölner Domschätzen verdeutliche dabei die enge Beziehung von Hildesheim zu Köln, die mit Rainald von Dassel im Mittelalter ihren Anfang fand und mit dem jetzigen Bischof des Hildesheimer Bistums, der zuvor Bischof in Köln gewesen ist, noch ins Heute überdauert.   

Infobox:
Himmlischer Glanz – Schätze aus dem Hildesheimer Dom zu Gast in Köln
16.Dezember bis 13. Januar 2013
Domschatzkammer, Kölner Dom

Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr

[il]