Selbstgebauten Trommeln schmückten gestern die Bühne in Odonien: erst auf den zweiten Blick war zu erkennen, dass die Trommeln aus Müllresten gefertigt sind. Gebaut worden waren die Trommeln von Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis 12 Jahren im Rahmen des Projektes „Auf den zweiten Blick“ des Veedelsmanagements Ehrenfeld. Die hätten sich den Müll-Trommeln gegenüber zunächst skeptisch gezeigt, bereichtet Projektleiterin Karin Piesch. Schnell hätten sie dann jedoch gemerkt, dass man auf nahezu allem trommeln kann. Innerhalb von drei Monaten stellten sie ihre Instrumente nicht nur selbst her, sie lernten auch auf ihnen zu trommeln. Angeleitet wurden dabei sie von den Musikpädagogen Oliver Giefers und Fabian Menz, die sich ein Mal die Woche Zeit nahmen, um mit den Kindern im Jugendtreff Bocklemünd ein Orchester der besonderen Art auf die Beine zu stellen. Im Vordergrund stand dabei weniger die Trommeltechnik, die als vielmehr der Spaß und das Gruppengefühl, erzählte Projektleiterin Karin Piesch.


Die selbstgebauten Trommeln der Kinder des Rhythmus-Orchesters

Modekreationen aus alten Stoffresten
Neben dem Trommel-Orchester organisierte das Veedelsmanagement eine zweite Gruppe zum Thema Mode. Acht Mädchen und zwei Jungen fertigten darin in „nahezu meditativen Stunden“, so Piesch, aus Stoffresten oder nicht mehr getragenen Kleidungsstücken ganz neue Modekreationen, die sie gestern den Zuschauern präsentierten. Unterstützt wurden sie dabei von der Modedesignerin Eva Grondberg, die sich mit der Idee der Wiederverwertung in der Mode bereits einen Namen gemacht hat, und der Schneiderin Petra Greweling. Die Jugendlichen nutzten die Arbeit in der Gruppe nicht nur für die kreative Handarbeit. Sie sprachen auch über ihnen wichtige Themen wie Aggression oder Liebe, so Piesch.

„Drei Monate sind zu wenig“
Das Projekt will Kinder und Jugendliche an Kunst und bekannte Künstler-Persönlichkeiten heranführen. Die meisten der Kinder und Jugendlichen hätten aufgrund ihrer Lebensumstände meist nur wenig Bezug dazu. Das Projekt „Liebe auf den zweiten Blick“ will das ändern – unter anderem mit einer Präsentation ihrer Werke. Zunächst wären die Kinder und Jugendliche noch schüchtern und auch ein bisschen ängstlich vor ihrem Auftritt gewesen. Bei der Modenschau entpuppten sich manche dann aber als wahre Model-Talente und probten mutig erste Posen. Traurig waren am Ende denn alle Kinder nur darüber, dass das Projekt nun beendet ist. "Drei Monate sind einfach zu wenig", betonte Jutta Müller, Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs in Bürgerschaftshaus Bocklemünd.

[il]