„Weniger als ein Viertel aller Waldbäume kann nur noch als gesund bezeichnet werden. Gleichzeitig steigen die deutlichen Schäden an. Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Der Anteil der ungeschädigten Bäume habe sich im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf nur noch 24 Prozent verschlechtert. Seit Beginn der Erhebung im Jahre 1984 sei der Wert sogar um 35 Prozentpunkte gesunken. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume habe um zehn Prozentpunkte auf 33 Prozent zugenommen. Der Bestand der schwach geschädigten Bäume sei um zwei Prozentpunkte auf 43 Prozent gesunken. Wald bedeckt fast ein Drittel der Landesfläche von NRW. Damit stehen jedem Einwohner im Schnitt rund 500 m2 Wald zur Verfügung (Bundesdurchschnitt: 1200 m2).

Im Juli und August 2011 haben Fachleute aus der Forstwirtschaft den Kronenzustand von rund 10.000 Einzelbäumen nach einem vorgegebenen Stichprobenverfahren begutachtet. Unter Einbeziehung von Wetterdaten und der Entwicklung von Schadorganismen wurden die Ergebnisse von Fachleuten ausgewertet und im Waldzustandsbericht zusammengefasst. „Die Folgen des Klimawandels haben offensichtlich stärkere Auswirkungen als wir uns das bisher vorstellen konnten“, erklärte Minister Remmel. Denn die Haupt-Vegetationszeiten würden immer trockener und die Abstände zwischen Mastjahren immer kürzer. Das setze den Wald unter starken Stress. Um die Wälder zu schützen, müsse nun auf Monokulturen verzichtet werden. Darüber hinaus litten die Bäume auch unter den Schadstoffeinträgen der vergangenen Jahrzehnte, die sich in den Waldböden abgelagert hätten.

Entwicklung der vier nordrheinwestfälischen Hauptbaumarten:

  • Die Eiche ist die einzige Baumart, die sich in diesem Jahr leicht erholen konnte. Die deutlichen Schäden sind um neun Prozentpunkte gesunken auf ein allerdings immer noch sehr hohes Niveau von 45 Prozent. Bei den Eichen ohne Schadmerkmale konnte eine Zunahme um zwei Prozentpunkte auf 18 Prozent verzeichnet werden. Der Eiche kam die geringe Fruktifikation zu Gute. Hier spielt sie ebenfalls eine Sonderrolle, da alle anderen Baumarten ein starkes Mastjahr durchlebten.
  • Die Buche hat ein sehr schweres Jahr hinter sich. Die deutlichen Schäden sind sehr stark von 36 Prozent auf 55 Prozent gestiegen. Die Verschlechterungsrate beträgt 19 Prozentpunkte. Auch die gesunden Bäume haben deutliche Anteile verloren, um sechs Prozentpunkte ist der Wert auf nunmehr 22 Prozent gefallen. Vor allem das trockene Frühjahr in Verbindung mit dem starken Mastjahr sind hauptursächlich für den schlechten Belaubungszustand der Buche.
  • Die Fichte hat nun schon im zweiten Jahr hintereinander einen stark verschlechterten Benadelungsstatus. Die deutlichen Schäden sind um acht Prozentpunkte angestiegen und liegen bei 26 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Bäume ohne Schaden markant verringert. Mit 31 Prozent ergibt sich eine Veränderung um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Keine Rolle gespielt hat in diesem Jahr der Borkenkäferbefall. Vor allem das trockene Frühjahr setzte den Fichten stark zu.
  • Die Kiefer ist auch in diesem Jahr der Baum mit dem höchsten Anteil von mittleren Schäden mit 58 Prozent. Zugenommen in diesem Jahr haben die deutlichen Schäden um drei Prozentpunkte auf 18 Prozent. Der Anteil an gesunden Bäumen hat um fünf Prozentpunkte auf nur noch 24 Prozent abgenommen. Insgesamt haben sich die Werte der Kiefer nur geringfügig geändert, der hohe Anteil an mittleren Schäden ist aber ein unübersehbaresWarnsignal.


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