Warnende Worte fand gestern Wirtschaftsdezernentin Ute Berg: „Die Wirtschaft lebt von hoch ausgebildeten Fachkräften, deswegen muss ein Überblick über die Situation geschaffen werden.“ 2011 würden die Unternehmen in Köln acht Millionen Euro Umsatzeinbußen aufgrund eines großen Fachkräftemangels verbuchen. Diesem heißt es entgegen zu wirken, so Berg. Dafür muss die Wirtschaft alle möglichen Arbeitskräfte rekrutieren, vor allem Menschen mit Migrationshintergrund hätten großes Potenzial, auf das man sich in Zukunft verlagern soll, so Berg.

Jugendliche mit Hintergrund oft benachteiligt.
Der Studie zufolge sind Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt jedoch weiterhin benachteiligt. Sie haben oftmals einen geringerwertigen Schulabschluss und können diese in Ausbildungsverhältnissen auch schlechter umsetzen als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Außerdem gibt es nach Ausbildungsschluss ein höheres Risiko, in die Arbeitslosigkeit zu gelangen. Jedoch sind seit 2005 positive Entwicklungen erkennbar: ausländischen Jugendlichen gelingt nun der Übergang von Schule zur Ausbildung bzw. in den Beruf besser. Die Benachteiligung Jugendlicher mit Migrationshintergrund ist dem Bericht nach vielfach ein soziales Problem. Die Bildungsdezernentin betonte in dem Zusammenhang stark, dass nicht der soziale Hintergrund das eigentliche Problem ist, sondern die sozialen Probleme innerhalb der Familien.

Fast 50 % Migrationshintergrund bei Kindern
Im Jahre 2010 betrug gemäß der Studie der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei Kindern bis zu fünf Jahren annähernd 50 Prozent.  Bei den 20- bis unter 25-jährigen war es noch 35 Prozent. Ballungsräume der jungendlichen Einwohnern mit Migrationshintergrund sind vor allem die Stadtteile Kalk und Mühlheim mit einem Anteil von bis zu 83 Prozent. Solche Ballungsräume sind auch Ehrenfeld und Chorweiler. Der Anteil in den Stadtteilen Lindenthal und Rodenkirchen betrug nur bis zu annähernd 24 Prozent. Ein ähnliches Stadtbild ergibt sich laut Studie bei der Quote für Sozialhilfe-Empfänger. Jedoch gibt es Stadtviertel, zum Beispiel Dünnwald, in denen sichtbar wird, dass nicht der Migrationshintergrund Ausschlag für Arbeitslosigkeit ist.

Deutsche erreichen höhere Schul-Abschlüsse
Im Schuljahr 2009/2010 verließen in Köln die meisten Schüler die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife. Die Zahl derer mit Hochschulreife nimmt seit 2005 sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Jugendlichen stetig zu, wobei der Anteil der Ausländer mit Abitur im vorletzten Schuljahr bei 20,4 Prozent lag (Deutsche mit Abitur: 45,3 Prozent). Sowohl die allgemeine Hochschulreife als auch der mittlere Abschluss liegen bei den deutschen Schülern deutlich an der Spitze der erreichten Abschlüsse, während bei den Schülern ausländischer Herkunft der mittlere Abschluss und der Hauptschulabschluss dominieren. Der Anteil der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss ist laut der Studie sowohl bei den Deutschen als auch bei den ausländischen Jugendlichen zum Vorjahr gestiegen.

„Können noch besser werden“
Agnes Klein sieht in den Ergebnissen positive Trends: „Die Leute werden gesucht. Jetzt müssen sie aber auch richtig eingesetzt werden.“ Um dem wachsenden Fachkräftemangel vorzubeugen, will die Bildungsdezernentin weiterhin in Kindertagesstätten investieren. „Es wird kein Unterschied zwischen Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund gemacht. Bildung ist für alle zugänglich“, sagte Klein. Man werde besonders in den Gebieten mit hoher Arbeitslosen-Quote Programme aufstellen, um besonders Kinder bildungsferner Familien in „Kitas“ zu bekommen. Schon jetzt versuchen spezielle Koordinatoren vor Ort, die Eltern zu beraten. Darüber hinaus werde man auch die Sprachförderung besonders in den Kindertagesstätten verbessern. Dazu werden 1,8 Millionen Euro aus dem Land NRW und insgesamt sechs Millionen Bundesmittel aufgewendet, so Klein. Das Ganztag-Konzept der Stadt Köln soll ebenfalls weiter ausgebaut werden: „Wir stehen bei ungefähr 65% und gehen gegen 100%.“ Lediglich beim Übergangsmanagement sehen die Verantwortlichen noch Verbesserungsbedarf. „Die Hauptschulen sind bereits sehr gut aufgestellt, jedoch können wir vor allem an Realschulen und Gymnasien bezüglich der Berufsorientierungsmaßnahmen noch besser werden“, stellte Klein fest. Hierbei stehe das Land und der Bund gleichermaßen in der Pflicht.

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