Ein Windkraftwerk hat Probleme. Kein Luftzug weht über das Land und so bleiben die riesigen Räder stehen. An eine Stromerzeugung ist nicht zu denken. Automatisch registrieren Sensoren die ausbleibende Energieversorgung und senden ihre Daten an eine Software, die den Strom zusammengeschalteter Photovoltaikanlagen in das Netz einspeist. Der Verbraucher merkt von alledem nichts. Seine Stromversorgung bleibt gewährleistet. Dieses Szenarie entwirft zumindest das Kölner Unternehmen QSC, die gestern ihr Konzept und eine Software für intelligentes Energiemanagement NRW- Innenminister Harry K. Voigtsberger vorstellte. Das IT-Unternehmen, welches seinen Schwerpunkt bisher im Telekommunikationssektor hatte, sieht in den Technologien der IT-Branche ein wichtiges Werkzeug, um den Herausforderungen von Atomausstieg und Klimaschutz gerecht zu werden.

Die Antwort liegt in der „Cloud“
Als eine der Schlüsseltechnologien soll die sogenannte „Cloud“ dienen. Dabei werden Daten nicht auf einem örtlichen, physischen Datenträger gesammelt und abgelegt, sondern virtuell im Internet. Zentral gesammelt und verwaltet dienen diese Daten dann zur Analyse der aktuellen Ströme im Stromnetz. Kommt es zu einem Überschuss oder fällt eine Energiequelle aus, sorgt die Software dafür, dass eine andere Quelle einspringt bzw. der überfällige Strom nicht verloren geht. Eines der größten Probleme der regenerativen Energien seien schließlich die Schwierigkeiten einer Speicherung, sagte Dr. Bernd Schlobohm, Vorstandsvorsitzender der QSC. Hier ergäben sich bei einer intelligenten Verteilung große Spielräume.

Zudem mache die zentrale Datenverwaltung den Energiemarkt transparenter. Menschen, die Wert darauf legen, dass sie nur Öko-Strom beziehen, könnten selbst überprüfen, auf welche Art ihr Anbieter den Strom erzeugt und ins Netz speist. Mit der neuen Technik könnten Angebot und Nachfrage von regenerativen Energien in Einklang gebracht werden, betonte Schlobohm. Statt nur langsam zu koordinierende klassischer Kraftwerke, solle in Zukunft ein virtuelles Kraftwerk entstehen. Eine zentrale Sammelstelle, die dank der eingehenden Daten und Werte in Echtzeit auf die Erfordernisse reagieren kann.

Bürgerbedenken zerstreuen
Der Wirtschaftsminister zeigte sich angetan von den Ideen, gab aber zu bedenken, dass eine konkrete Umsetzung noch vor einigen Hindernissen stehe. Vor allem die Frage des Datenschutzes sei nicht zu unterschätzen. Die Bürger und Unternehmen müssten erst überzeugt werden,  ihre Daten im Dienste der Allgemeinheit zu Verfügung zu stellen. Darüber ist man sich auch bei QSC bewusst und betonte, eines der Hauptanliegen sei es,  die Verbraucher von der Sicherheit der „Cloud“ zu überzeugen. Schon der Standort in Deutschland sei für viele Menschen ein beruhigendes Argument. Es müssten vor allem die Transparenz und die Notwendigkeit betont werden.

Weite Schwierigkeiten sah der Minister bei den aktuellen Photovoltaikanlagen, die nicht über die notwendige und teils kostenintensiven Steuerungselemente verfügen. Diese fielen dann für ein aufzubauendes Netz von regenerativen Energiequellen  weg. Um die möglichen Stromschwankungen auszugleichen, ohne auf den Strom aus klassischen Kraftwerken zurückzugreifen, brauche es daher ein möglichst großes System.

Zusammenarbeit möglich
Generell sei eine mögliche Zusammenarbeit mit der QSC jedoch vorstellbar. Daher soll zunächst ein weiteres Konzeptpapier erarbeitet werden, in dem die zu überwindenden Schwierigkeiten festgehalten werden. Zudem sicherte Wirtschaftsminister Viogtsberger zu,  bei der Vermittlung von Kontakten zu in Frage kommenden Partnern in der Energiebranche behilflich zu sein. Für die politischen Fragen, etwa der sensiblen Datenschutzthematik bedürfe es ohnehin weiterer politischer Überzeugungsarbeit.

[bb]