Grund für Kündigung: Mängel in technischer Abwicklung
Die Moschee, so der Vorstandsvorsitzende des DITIB Dachverbandes, Prof. Ali Dere, "ist ein bedeutendes Bau- und Kunstwerk gleichermaßen, das weit über Ehrenfeld und Köln hinaus seine Wirkung entfaltet". Gerade das fordere von der DITIB eine besondere Verantwortung. Daher habe die DITIB seit einiger Zeit externe Gutachter beauftragt, um die Qualität der bisherigen Leistungen zu überprüfen. Die Gutachter hätten mit dem Architekturbüro und anderen Gewerken zusammengearbeiten, "um die Konformität von Vertrag und bisherigem Bau bereits vor der Abnahme sicherzustellen und eventuell notwendige Mängelbeseitigungen zu gewährleisten", schreibt die DITIB in einer öffentlichen Stellungnahme. Weiter heißt es dort: "Aufgrund unüberbrückbarer Differenzen jedoch sahen wir uns jetzt veranlasst, das Vertragsverhältnis mit dem Architekturbüro Paul Böhm für das Bauvorhaben in Köln-Ehrenfeld mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund zu kündigen."

Zwar sei Böhm ein künstlerisch anspruchsvoller Entwruf gelungen, in der technischen Abwicklung würde der Architekt den eigenen gestalterischen und qualitativen Anforderungen nicht mehr gerecht. Zudem seien die Kosten für die Moschee immer weiter angestiegen, während zugleich immer mehr Mängel festgestellt worden seien. Die DITIB habe sich daher nun gezwungen gefühtl, "die Notbremse zu ziehen", so ein Schreiben der DITIB. Weiter will sich die DITIB dazu zunächst nicht äußern. Zuvor seien Beratungen mit entsprechenden Sachverständigen und Juristen nötig.

Böhm wollte selbst kündigen
Mit der Kündigung, so erklärte heute das Architekturbüro Paul Böhm, sei die DITIb einer vom Architekturvüro angedrohten und auch ausgesprochenen Kündigung des Vertrages zum 24. Oktober 2011 zuvorgekommen. "Beginnend mit dem Wechsel des Vorstandes der DITIB im August 2010 ist das für eine weitere Vertragsabwicklung notwendige Vertrauensverhältnis massiv erschüttert worden", schreiben die Arckitekten Böhm in einer schriftlichen Stellungnahme. Als problematisch habe sich erwiesen, dass damit auch ein Austausch sämtlicher projektbeteiligten Mitarbeiter der DITIB stattgefunden habe. Hierdurch wäre die Kontinuität nicht mehr gewährleistet gewesen. Zugleich sei mit dem Wechsel auf Seiten der DITIB ein erheblicher Informations- und Know-How-Verlust eingetreten, so das Architekturbüro.

Differenten bestehen laut Böhm vor allem über die Gestaltung der Fassaden und den Innenausbau. Seit Monaten würde die DITIB keine nötigen Entscheidungen treffen. Zudem würde die Zahlung von fälligen Vergütungen verweigert. Gleichzeitig würde die Einhaltung von Terminvorgaben postuliert, deren Einhaltung durch den Bauherrn selbst unmöglich gemacht werde. Die von der DITIB genannten bautechnischen Probleme stellen aus Sicht des Architekturbüros Böhm sicherlich keinen Grund für eine außerordentliche Kündigung dar. Diese hätten sich in einem üblichen Rahmen für Großbauprojekte bewegt. "Vielmehr dürften kulturpolitische und finanzielle Erwägungen eine Rolle gespielt haben", so das Arhcitekturbüro. Nicht nachvollziehen könnehn die Architekten die Behauptung, dass die Kosten aus dem Ruder gelaufen seien. Die DITIB sei jederzeit über die zu erwartenden Baukosten informiert gewesen. Das Büro erwartet nun langwierige Rechtsauseinandersetzungen. Dennoch will sich  Böhm auch künftig für die gestalterische Qualität des Gesamtentwurfes einsetzen.

Infobox: Der Weg zur Moschee
Das Architekturbüro Bähm war im September 2006 mit seinem Entwurf für den ersten Platz im Architektur-Wettbewerb der DITIB ausgezeichnet worden. Rund ein Jahr später wurde 2007 der Bebaunngsplan offen gelegt. Insbesondere die Größe der Moschee sorgten in Politik und Öffentlichkeit für Diskussionen. Im Januar 2008 legte die DITIB zusammen mit der Stadt einige Änderungen vor – unter anderem wurde der Bau um ein Viertel seiner Größe reduziert. Im August 2008 beschloss dann der Rat der Stadt den Bebauungsplan für die verschlankte Moschee. Im November 2009 feierte die DITIb die Grundsteinlegung der Moschee.

Aktualisiert 26.10.2011
Haus der Architektur Köln vermisst verantwortungsvolles Krisen-Management
Christian Schaller, Vorstandsvorsitzender im Haus der Architektur Köln und Mitglied im Moscheebaubeirat, hat heute sein Bedauern über das Ende des Vertrages ausgesprochen. Zugleich kritisierte Schaller, die DITIB ließe ein verantwortungsvolles Krisenmanagment vermissen. "Warum informiert die DITIB, die immer wieder ihre Offenheit und Dialogfähigkeit betont, vor einem solche Schritt den Beirat nicht? Warum legt die DITIB die Gründe, die sie zu einem solch schwerwiegenden Vorgehen veranlassen, nicht nachvollziehbar offen und warum holt sie die Stellungnahme des Beirats nicht vorher ein? Wozu sonst – wenn nicht für solch einen Konfliktfall – ist der Beirat eingerichtet worden, dessen Mitglieder ehrenamtlich ohne jede Vergütung tätig sind? Dieses Vorgehen muss die Beiratsmitglieder brüskieren", schreibt Schaller im Namen des Hauses für Architektur in einer schriftlichen Stellungnahme. Unverständlich sei zudem, warum die DITIB das Gutachten, dass die Kündigung begründen solle, den Architekten nicht vorlegt. Das würde den Anschein erwecken, als würden die wahren Gründe für die Kündigung nicht vorgelegt.

27.10.2011, 10:15 Uhr > CDU: Ditib muss Moscheebeirat sofort ins Boot zurückholen
„Wir sind wegen der kolportierten Meldungen und Geschehnisse rund um die Ditib irritiert“, so Jürgen Hollstein, Vorsitzender der CDU Köln. „Bei den Verantwortlichen der Ditib weiß und wusste man, dass das Großprojekt Ehrenfelder Kulturzentrum und Moschee nicht nur Freunde in der Stadt hat. Akzeptanz gewinnt man nur durch Transparenz. Wenn – wie jetzt geschehen – die Schotten dicht gemacht werden und der Moscheebeirat von personellen Umbesetzungen im Projektmanagement und von angeblichen Baumängeln aus den Medien erfahren muss, droht mehr als nur ein Imageschaden. Wir appellieren eindringlich an den neuen Vorstand der Ditib, den Weg der Transparenz nicht zu verlassen und den Moscheebeirat sofort ins Boot zurückzuholen.“

Die DITIB kündigte heute [26.10.2011] an, die Öffentlichkeit morgen über die Baumängel zu informieren.

[il, cs]