„Die Selbsthilfe stellt inzwischen ein eigenständiges und weithin anerkanntes Hilfsangebot für Menschen in schwierigen Situationen und Notlagen dar“, so Elfi Scho-Antwerpes, Vorsitzende des Paritätischen in Köln und Bürgermeisterin der Stadt Köln. So gab es allein im letzten Jahr rund 6.000 Anfragen: etwa 2.200 von Kölner Bürgeren, 1.700 von Selbsthilfegruppen und 2100 von Einrichtungen.
Die 1986 gegründete Institution beschäftigt inzwischen 7 Mitarbeiterinnen, die Selbsthilfegruppen im Raum Köln unterstützen. Mit rund 1.000 registrierten Selbsthilfegruppen und rund 10.000 Gruppenmitgliedern ist die Selbsthilfe-Kontaktstelle Köln die größte Einrichtung ihrer Art in NRW.
 
Früher belächelt, heute anerkannt
Die meisten Selbsthilfevereine befassen sich mit den Themen Depression, Krebserkrankungen und Essstörungen. Aber auch für Existenzgründer oder Eltern von Zwillingen bzw. Drillingen gibt es Unterstützung. Seit 2001 besteht ein Beratungsangebot für türkischsprachige Migranten. Öznur Naz, Fachkraft in der Selbsthilfe-Kontaktstelle, bedauert, dass sich gerade Betroffene mit Migrationshintergrund scheuen, sich an eine Selbsthilfegruppe zu wenden. Diese hätten oft den Anspruch, die eigenen Probleme allein bewältigen zu müssen. Der gemeinsame kulturelle Hintergrund gibt vielen Betroffenen Halt und erleichtert die Kommunikation mit ‚Fremden‘.
 
Finanziert wird die Selbsthilfe-Kontaktstelle Köln überwiegend von der Stadt Köln und den Krankenkassen. So wurde 1996 zur Weitergabe der städtischen Fördergelder an Selbsthilfegruppen der „Selbsthilfetopf“ eingerichtet, der im Jahr 2010 54.127 Euro betrug. Anders als noch vor 25 Jahren wird der Beitrag der Selbsthilfegruppen heute nicht mehr belächelt, sondern geschätzt. „Krankenhäuser und Ärzte erkennen, dass ihre Arbeit mit Selbsthilfegruppen unterstützt werden kann“
, so Monica Dierksmeier, Geschäftsführerin der Kontaktstelle. Einer Statistik von 2009 zufolge sei außerdem die Männerquote der Hilfesuchende von etwa 25 auf über 30 Prozent gestiegen.

"Haus der Selbsthilfe" gewünscht
Für die Zukunft wünscht sich die Selbsthilfe-Kontaktstelle Köln ein „Haus der Selbsthilfe“. Dieses soll einen Großteil der Selbsthilfegruppen beherrbergen und somit den Zugang zum Angebot für Interessierte erleichtern. Außerdem soll zukünftig noch mehr präventive Arbeit geleistet werden. Eine Hilfe stellt dabei die enge Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, so wie z.B. dem Uni-Klinikum dar.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums lädt die Selbsthilfe-Kontaktstelle Köln am Donnerstag, den 29. September 2011, von 11 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Neben einem breiten Beratungsangebot für Selbsthilfevereinsgründer und Interessierte wird eine Ausstellung zum Thema „Selbsthilfe (m)eine Chance“ aus Coburg gezeigt. Beraten wird unter anderem zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und die Nutzung von kostenlosen Räumen.

Infobox:
Tag der offenen Tür
Donnerstag 29.9.2011, 11-18 Uhr
Selbsthilfe-Kontaktstelle Köln
Marsilstein 4-6
50676 Köln

[Irina Loginov für report-k.de | Kölns Internetzeitung]