Besser keine Oper als eine schlechte
"Ich werde an den Pranger gestellt", kommentierte Laufenberg heute die Meldung des Kölner Stadtanzeigers. Der hatte in einer Ausgabe auf Seite 1 geschrieben, Laufenberg sorge mit seinem "Finanz-Gebaren" für Unmut innerhalb der Bühnen. "Will man mich hier weg haben?", fragte Kölns Opern-Intendant heute sichtlich ergriffen. Bereits zum dritten Mal in seiner Zeit fühlte er sich von der Kölner Öffentlichkeit unbegründet angeprangert. Die vom Stadtanzeiger verbreitete Meldung, die Oper habe in der vergangenen Spielzeit fünf Millionen Euro Defizit gemacht, sei eine Falschmeldung. Auch rechtliche Schritte gegen die Meldung wollte Laufenberg nicht ausschließen.

Kritik übte Kölns Opernintendant auch an der Kölner Politik und Verwaltung. Die Oper sei ihm mit unmöglichen Strukturen  und in einer ungeklärten finanziellen Situation übergeben worden. Zudem habe er aufgrund der verzögerten Haushaltsdebatten keine finanzielle Planungssicherheit. Köln, so Laufenberg, müsse sich grundsätzlich entscheiden, ob die Stadt eine Oper haben will oder nicht. "Es ist besser keine Oper zu haben, als eine schlechte", betonte Laufenberg. Entscheide sich die Stadt für die Oper, müsse sie diese auch mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausstatten. Zugesagt worden sei der Oper ein Zuschuss von 31,5 Millionen Euro zuzüglich etwa 10,5 Millionen Euro als künstlerischem Etat. Mit den 31,5 Millionen Euro könnten jedoch gerade einmal die Fixkosten des Hauses bezahlt werden.

Bühnen 6 Millionen Euro im Minus
Tatsächlich stehen die Kölner Bühnen vor einer finanziell schwierigen Situation. Wie Bühnen-Chef Patrick Wasserbauer heute erklärte, könnten die Bühnen künftig ihre Qualität nur erhalten, wenn die Stadt die Kürzungen der vergangenen beiden Jahren zurücknehme. Das Minus der Bühnen sei nicht von den Intendanten verschuldet worden, so Wasserbauer. Der Rat hatte für den Doppelhaushalt 2010/ 2011 beschlossen, den Etat der Bühnen um rund 1,2 Millionen Euro zu senken. Weil zu dieser Zeit die Spielpläne von Oper und Schauspiel jedoch bereits verabschiedet waren, wurde beschlossen, das Geld aus den Rücklagen der Bühnen zu entnehmen. Zudem seien die Zuschüsse gegen Ende der Spielzeit noch einmal um weitere 800.000 Euro für das Jahr 2010 gekürzt worden. Dies sei den Bühnen von der Kölner Kämmerei jedoch nicht mitgeteilt worden. Das Geld hätten die Bühnen daher bereits ausgegeben gehabt. Es musste also ebenfalls aus der Rücklage entnommen werden. Mit weiteren 825.000 Euro aus der Rücklage wurde mit ausdrücklicher Zustimmung des Stadtrates die Shanghaireise der Oper bezahlt.

Zusätzliche 700.000 Euro mussten die Bühnen der Rücklage entnehmen, um die Tarifausgleiche für die rund 700 Beschäftigten zahlen zu können. Für die Aufführungen im Gerling-Quartier als Ausweich-Spielstätte für das Opernhaus mussten weitere eine Millionen Euro investiert werden. Denn das Haus durfte von der Oper zwar kostenlos genutzt werden, hatte jedoch weder Wasser- noch Strom, und musste daher zunächst saniert werden. Zuletzt gab Laufenberg darüber hinaus weitere eine Millionen Euro über seinem künstlerischen Etat aus, um die Uraufführung der Stockhausen-Oper zu realisieren. Dies sei mit Kölns Kulturdezernent Georg Quander vereinbart gewesen. Das Geld sollte dann in den kommenden beiden Spielzeiten eingespart werden. Insgesamt müssen die Bühnen nach derzeitigem Stand für die vergangenen Spielzeit rund sechs Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen. Damit wäre diese, die insgesamt sieben Millionen Euro umfasst, fast aufgebraucht.

Schauspiel muss Produktion streichen
Schon jetzt lassen sich erste Auswirkungen der finanziellen Misere an den Bühnen feststellen. So hat Schauspiel-Intendantin Karin Beier etwa eine ihrer eigenen Produktion für die kommenden Spielzeit aus dem Programm gestrichen. Und auch in den anderen Stücken soll gespart werden. So will Beier verhindern, dass das Schauspiel in der kommenden Spielzeit ein Minus erwirtschaftet. Denn das könne nun nicht mehr durch Rückgriff auf die Rücklagen ausgeglichen werden. "Ich will das Haus sauber übergeben", so Beier. Dennoch erwartet sie von der Stadt, dass ihr auch in den kommende beiden letzten Spielzeiten in Köln ein genauso großer Etat zur Verfügung gestellt wird wie in den vergangenen beiden Jahren. Sie sei  ihr von Quander und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters zugesichert worden. Dem Schauspiel stehen in jeder Spielzeit rund 18,2 Millionen Euro an städtischen Zuschüssen zur Verfügung. Weitere 7,7 Millionen Euro erhält Beier als künstlerischen Etat.

Umbruch an den Bühnen
Künftig sollen Schauspiel und Oper noch mehr voneinander getrennt sein, kündigte Quander heute an. Derzeit würde an einer Umstrukturierung gearbeitet. Zum einen soll für jedes einzelne Haus ausführlicher geklärt werden, welche Mittel aus welchem Etat bezahlt werden. Zum anderen sollen die Etats der Häuser stärker getrennt werden. Etwa sollen künftig die Einnahmen direkt Oper und Schauspiel selbst zufließen. Eine vollständige Trennung der Häuser werde jedoch nicht erwünscht. Schließlich könnten durch die gemeinsamen Werkstätten mehrere Millionen Euro gespart werden. Insgesamt, so Quander, müsse die Stadt die Bühnen in den kommenden Jahren finanziell besser ausstatten. Nur so könne die gute Qualität der Häuser erhalten werden. So forderte Quander heute, dass die Kürzungen zurückgenommen und die Personalkosten künftig wie bei allen anderen städtischen Mitarbeitern aus  den Betriebskosten bezahlt werden sollen. Passiere das nicht, würden die Bühnen vermutlich in den kommenden Jahren tatsächlich ein Defizit aufweisen. Das müsse dann laut Vertrag mit der Stadt spätestens nach fünf Jahren von der Stadt ausgeglichen werden.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung