"Außerdem wäre der konjunkturelle Effekt einer Zinssenkung für die Euro-Zone insgesamt gering." Das sieht Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) ähnlich: "Die Probleme sind durch eine expansivere Geldpolitik nicht zu lösen." Der EZB-Rat kommt am Donnerstag zu seiner monatlichen Sitzung zusammen. Trotz Befürchtungen, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte weiter so schwach entwickelt wie zuletzt, lehnen Ökonomen eine Zinssenkung als Konjunkturhilfe ab: "Es hapert derzeit nicht an einer lockeren Geldpolitik", sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus. "Schließlich sind die Realzinsen in der Euro-Zone negativ und dürften es mit Blick auf die erwartete Inflationsentwicklung auch noch für einige Zeit bleiben." Vielmehr seien die Finanzmärkte angesichts des Vertrauensverlusts in die Politik verunsichert. Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Dekabank pflichtet ihm bei: "Die gegenwärtige Paralyse an den Märkten kommt nicht von der Konjunktur, sondern von den Unsicherheiten um den Euro. Dem ist mit dem Zinsinstrument aber nicht beizukommen." Carsten Breszki, Leitender Volkswirt bei der belgischen Bank ING, hält einen Zinsschwenk sogar für kontraproduktiv: "Die EZB sollte jetzt nicht in falschen Aktionismus verfallen. Eine Zinssenkung könnte die Glaubwürdigkeit der EZB gefährden. Sie könnte als ein Eingeständnis interpretiert werden, dass die Zinserhöhungen im April und Juli ein Fehler waren." Auch Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz glaubt, dass die EZB die Märkte mit solch einem Schritt noch nervöser machen würde: "Eine Zinssenkung könnte sogar verunsichern, da sie ein negatives Konjunkturbild der EZB suggerieren würde."

[dts]