Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union hatten gemeinsam mit dem Europäischen Parlament das Jahr 2010 zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ausgerufen. Damit sollte die Beseitigung der Armut entscheidend vorangebracht werden. Das Jahr und die Projekte sind ausgelaufen, es gab Abschlussveranstaltungen, doch was das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung mit seinen 40 Projekten in Deutschland tatsächlich bewegt hat, wurde nicht überprüft, kritisierte heute die Caritas Köln. Deshalb ließen der Diözesanrat der Katholiken und der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln die Wirkungen des Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung in einer wissenschaftlichen Studie auswerten. „Das zentrale Ergebnis der Studie ist: Es wurde eine große Chance vertan, der voranschreitenden sozialen Spaltung in der deutschen Gesellschaft entgegen zu wirken“, machten Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel und Norbert Michels, Geschäftsführer des Diözesanrates übereinstimmend deutlich.

Weiter kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Bundesregierung mit dem Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung vor allem das Ziel verfolgt hätte, punktuell Projekte als Leuchttürme zur Erfüllung der Anforderungen der Europäischen Union zu finanzieren. „Symbolpolitik ist nicht das, was wir uns von der Bundesregierung im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung wünschen“, kritisiert Hensel. Fragen an Projektverantwortliche ergaben, dass die befristete Förderung von Projekten wenig Wirkung entfaltet. Hensel: „Das bekräftigt die Forderung der Caritas nach einer längerfristig ausgerichteten Unterstützung von sozialer Arbeit, die das Ziel der strukturellen Armutsbekämpfung verfolgt.“ Verfasser der Studie ist Johannes D. Schütte, Doktorand an der Justus-Liebig Universität Giessen. Begleitet wurde die Arbeit von Prof. Dr. Jürgen Boeckh von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel und von Prof. Dr. Ernst-Ulrich Huster von der Evang. Fachhochschule RWL in Bochum/Justus-Liebig Universität Giessen.

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