"Das Ende naht"
In den kommenden Wochen hat Jörg Holzhäuser, Projektleiter für das Bergungsbauwerk im Auftrag der Stadt Köln, noch viel zu tun. Bis dahin will er die Grube am Waidmarkt auf 28 Meter Tiefe ausgehoben haben. Im nördlichen Teil der Baugrube sei diese Tiefe bereits erreicht, sagte er heute. Im südlichen Teil fehlte noch etwa ein Meter. "Das Ende naht", freute sich Holzhäuser heute. Am 20. August will Holzhäuser die Baugrube dann an Hans-Georg Kempfert, dem vom Landesgericht Köln beauftragten Sachverständigen, übergeben. Er wird dann die Schlitzwand mit eigenem Gerät untersuchen. Für die Analyse der Schlitzwand wird er rund 30 tage benötigen. Anschließend wird die Baugrube wieder an Holzhäuser übergeben, der dann mit dem Bau des Besichtigungsbauwerk beginnen soll. Dies soll dabei helfen, die Ursache des Einsturzes feststellen zu können.

Die Arbeiten finden derzeit hauptsächlich unter Wasser statt. Dafür wird ein Taucher eingesetzt. Er erkundet, wo in der Baugrube überall noch Fundamente von dem Stadtarchiv liegen. Insgesamt wurden 39 große Betonblöcke entdeckt, die jeweils bis zu 30 Tonnen wiegen. Die genaue Lage der Blöcke wird nicht nur durch den Taucher erkundet. Weil die eine sehr schlechte Sicht unter Wasser haben, werden darüber hinaus ein so genanntes Unterwasser-Sonarium eingesetzt. Das erkundet per Schall die Ausmaße der Blöcke und kann so ein genaues Bild von der gefluteten Baugruppe erzeugen. Dabei entdeckte Holzhäuser, dass das Archiv auf Trümmer aufgebaut worden war. Denn unter dem Fundament des Archivs selbst wurden weitere Trümmerteile gefunden. Bis auf drei Betonblöcke konnten inzwischen alle Fundament-Stücke aus der Grube gezogen werden. Unter diesen letzten Blöcken könnten nun auch noch Archivalien entdeckt werden. Mit dem Ende des Aushubs soll auch die Bergung der Archivalien beendet werden.

Archivalien weniger beschädigt als befürchtet
Insgesamt wurden seit dem vergangenen Sommer bislang rund 925 Regalmeter Archivgut aus der Baugrube geborgen, sagte heute Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Historischen Archivs der Stadt Köln. Dabei werden aus dem Becken auch heute noch immer wieder Archivalien heraus geholt. Erst in der vergangenen Woche konnte sogar ein Dokument geborgen werden, das fast unversehrt war, berichtete Schmidt-Czaia. Insgesamt seien viele Archivalien, die seit dem Einsturz im März 2009 in dem Grundwasser liegen, weniger schlimm beschädigt als zu nächst befürchtet. Der Zustand der Archivalien hat sich laut Schmidt-Czaia durch die lange Zeit im Wasser nicht verschlechtert. Zudem hätten "sehr viel mehr Archivalien im trockenen Zustand geborgen werden können als befürchtet", so die Archiv-Leiterin. Sie rechnet damit, dass etwa 95 Prozent aller Archivalien geborgen werden können. Die restlichen fünf Prozent wären wohl für immer zerstört.

[cs]