Ein „Kreißsaal“ für den Rennsport-Nachwuchs
1924 gründete Peter Paul Mülhens das Gestüt Röttgen in Rath-Heumar. Nach seinem Tod übernahm seine Tochter Maria Mehl-Mülhens die Leitung und führte das Gestüt als ihr Lebenswerk fort. Heute umfasst die Zucht rund 30 Mutterstuten und zwei Deckhengste. Jährlich kommen so rund 20 bis 25 Fohlen in Köln auf die Welt. Sie alle werden auch heute noch im „Kreißsaal“ des Gestüts geboren – einem hellen, großzügigen Stall mit insgesamt 16 Boxen. Hier erblickten schon bekannte Pferde wie etwa Star Appeal, der bis heute einzige deutsche Sieger im Arc de Triomphe, das Licht der Welt.

Heute hofft das Gestüt auf die Nachfahren von den beiden Deckhengsten Kallisto und Soldier Hollow. Soldier Hollow selbst war ein bemerkenswertes Pferd. Er lief fast vier Jahre lange Rennen ohne schwere Verletzungen zu erleiden. In diesem Jahr ist er für 30 Stuten gebucht. Beide Hengste leben in einem separaten Stall auf dem Gestüt. Hier können sie sich frei im Stall oder auf der Koppel bewegen. Dort wohnt auch ihr Pfleger direkt über dem Stall. Der Vorteil: Die Pfleger sind 24 Stunden am Tag mit den Tieren in Kontakt.

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Der Rennstall im Gestüt Röttgen


Rennstall: Pferde dürfen auf die Koppel
Neben dem Gestüt beherbergt das Schloss auch den Rennstall „Gestüt Röttgen“, in dem Markus Klug trainiert. Durchschnittlich sind hier etwa 30 Pferde im Training. Sie alle werden täglich etwa eine halbe Stunde lang bewegt. Dazu reiten die angestellten Reiter mit ihren Pferden zu der eigenen Rennbahn des Gestüts bei Gut Leidenhausen. „Bis sie dort angekommen sind, haben die Pferde genau die richtige Betriebstemperatur“, erklärte Klug heute. Dort absolvieren die Rennpferde dann je nach Alter und Trainingsstand eine halbe oder ganze Runde auf der Bahn. Die ist mit ihrer zwei Kilometer langen Gerade sogar noch länger als die Rennbahn in Köln-Weidepesch. Die Pferde können hier entweder auf einer schmäleren Sand-Bahn oder einer etwas breiteren Gras-Bahn trainiert werden. Anschließend geht es für alle wieder gemeinsam zum Gestüt zurück.

Einige Pferde erhalten dort dann noch ein Extra-Training in der Führungs-Anlage. Dort werden einige von ihnen auch sonntags bewegt. Anders als in vielen anderen Gestüten arbeitet der Rennstall in Rath-Heumar derzeit daran, für alle Rennpferde eine Koppel einzurichten. Viele verzichten darauf, weil ihnen die Pferde zu wertvoll sind. Trainer Klug erhofft sich durch einen größeren Auslauf jedoch ausgeglichenere und damit auch fittere Pferde. Damit die Tiere auf die Koppel können, muss die nicht nur sicher sein. Es muss auch gewährleistet sein, dass die wertvollen Pferde sich darauf nicht verletzten können.

Schloss Röttgen – Mitten im Erholungsgebiet
Gestüt und Rennstall gehören heute der Mehl-Mülhens-Stiftung, die nach dem Tod von Maria Mehl-Mülhens 1985 gegründet wurde und die ihren Sitz im Schloss Röttgen hat. Bekannt wurde das Schloss auch dadurch, dass Bundeskanzler Konrad Adenauer hier im Jahr 1953 den „Deutschlandvertrag“ mit den Siegermächten aushandelte. Von 1945 bis 1953 diente das Schloss der britischen Militärverwaltung als Sitz, danach wurde es wieder der Familie Mehl-Mülhens zurückgegeben.  Das Schloss liegt direkt an der Grenze zu dem Naherholungsgebiet Gut Leidenhausen. Das Gelände umfasst heute nicht nur unzählige Ställe und Koppeln, sondern auch große Waldflächen. Mit seiner grünen Lage und seiner enormen Größe gehört es heute laut Benedikt Fassbender, Geschäftsführer des Kölner Rennvereins, zu den außergewöhnlichsten Gestüten in Deutschland.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung