Vier Wochen sind die Zwillinge alt und erfreuen sich bester Gesundheit. „Sie sind topfit und die Mama kümmert sich prächtig um die zwei“, erzählt ein sichtlich zufriedener Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos. Sie kommen jetzt in die Phase, in der sie beginnen aktiv ihre Umgebung zu erkunden. Da das Entfernen von der Mutter nach so kurzer Zeit möglichst verhindert werden soll, kann das Geschlecht noch nicht mit allerletzter Sicherheit bestimmt werden. Aber wahrscheinlich handelt es sich um Weibchen, so Pagel. Vorerst gaben die Pfleger ihnen die Namen Masy und Holy.


Maso und Holy – Europas wichtigster Nachwuchs
Obwohl die Geburt von Zwillingen bei Gürtelvaris keine Seltenheit darstellt, liegt der offizielle Bestand in Europa lediglich bei 41 Tieren, verteilt auf 15 Zoos. Die meisten dieser Tiere gehen auf lediglich vier „Gründertiere“ zurück und sind somit miteinander zum Teil sehr eng verwandt. Dies gilt nicht für das frisch gebackene Elternpaar des Kölner Zoos. „Timo, der Papa, ist ein waschechter Kölner“, erzählt Pagel. „Er wurde 2007 bei uns geboren.“ Die Mama, Tongasou, sei vor einem Jahr aus dem CERZA Zoo in Frankreich gekommen. Seitdem leben die beiden zusammen. Da sie nicht miteinander verwandt sind, gelten sie derzeit als genetisch wichtigstes Paar Europas. Deswegen sei man nach Pagel im Kölner Zoo besonders froh und stolz auf den quicklebendigen Nachwuchs. „Das Zuchtprogramm soll später einmal zu einer Auswilderung führen“, erklärt Pagel.

Von der nun beginnenden aktiven Phase war heute während des Fototermins jedoch nicht viel zu sehen. Die vielen Kameras schienen heute weder die Beiden noch die Mutter sonderlich zu interessieren. Unberührt vom Trubel vor der Glasscheibe lagen die Drei – Papa Timo ist zurzeit von ihnen getrennt – träge im hinteren Teil ihres Geheges herum.

Infos zu Gürtelvaris
Gürtelvaris gehören zu der Gruppe der Lemuren. Sie kommen ursprünglich nur in Madagaskar vor und bewohnen dort die Regenwälder des Hoch- und Tieflandes. Sie ernähren sich vollkommen vegetarisch von Samen, Blättern, Nektar und Früchten. Ausgewachsen bringen sie ein Gewicht von knapp 3,5 Kg auf die Waage. Als eine der wenigen Primatenarten tragen sie ihre kaum 100 g schweren Jungtiere nicht ständig am Körper, sondern legen diese, vermutlich aus Zwecken der Energiesparung, während den ersten Lebenswochen in Nester oder Baumhöhlen ab. Sein direkter Verwandter ist der Schwarzweiße Vari – das ehemalige Logotier des Kölner Zoos –, unterscheidet sich von ihm jedoch durch seinen namensgebenden „Gürtel“, ein weißer Streifen, der seinen Rücken ziert.

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung