Bevor 1930 die Autobahn A3 gebaut wurde, waren Königsforst und Wahner Heide eine durchgehende Naturfläche. Rothirsche, Wildschweine und viele andere Waldbewohner wanderten in jedem Jahr durch die verschiedenen Naturgebiete. „Heute ist der Naturraum durch die Straßen ziemlich zersiebt“, erklärte Laurenz Braunisch vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. Das könne für Tiere und Menschen gefährlich werden. Denn die alten Pfade und Wildwechsel seien bei den Tieren genetisch immer noch verankert. Allein in Nordrhein-Westfalen käme es daher jährlich zu 30.000 Wildunfällen. Verletzt würden dabei nicht nur viele Tiere, sondern eben auch Menschen.


Die Pfeiler der Brücke stehen bereits


Grünbrücke für Menschen verboten
Damit Rothirsche und Wildschweine wieder ihre alten Wege nutzen können, wird nun über die Autobahn A3 in Höhe des Baumschulenwegs in Köln-Königsforst eine Grünbrücke gebaut: Mit knapp 80 Metern wird sie bundesweit zu den größten Grünbrücken gehören. Ein Trichter soll die Tiere aus den Naturschutzgebieten über die Brücke führen und so Königsforst und Wahner Heide wieder miteinander verbinden – trotz der Autobahn, auf der täglich rund 81.000 Autos fahren. Damit beide Naturräume wirklich ungehindert zugänglich sind, wird auch über der Landesstraße 284 eine Grünbrücke gebaut. Denn auch hier fahren täglich etwa 16.000 Autos. Sie wird genauso aussehen, jedoch ein bisschen kleiner ausfallen.  Die Tiere, so ist sich Braunisch sicher, werden die Brücke annehmen. Das hätten bereits andere Grünbrücken gezeigt.

Die Grünbrücke sei inzwischen wichtig geworden, um die genetische Vermischung innerhalb der Populationen aufrecht zu erhalten, erklärte Braunisch heute. Menschen werden die Brücke nicht betreten dürfen. Sie würden das Wild stören, sodass diese den Übergang dann nicht nutzen würden. Um zu verhindern, dass sich Wanderer auf die Grünbrücke verirren, will das Land sogar einige Spazierwege im Königsforst verlegen. Letztlich müsse man jedoch darauf vertrauen, dass die Menschen die Tiere ungestört ließen. Braunisch wies zudem och einmal daraufhin, dass sich etwa 300 Meter nördlich der geplanten Brücke eine Fußgängerbrücke über die Autobahn befinde. Der Wildwechsel der Tiere soll daher über Monitore beobachtet werden.


Visualisierung der geplanten Grünbrücke


„Wir sind gut in der Zeit"
Finanziert wird die Grünbrücke über die A 3 durch Mittel aus dem Konjunkturpaket II. Daher muss die Brücke bis Ende des Jahres fertig werden. Dann läuft nämlich das Konjunkturpaket aus, die Fördermittel könnten nicht abgerufen werden. „Wir sind jedoch gut in der Zeit“, versicherte heute Horst Becker, Parlamentarischer Staatssekretär für Verkehr im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr in Nordrhein-Westfalen. Laut Planung soll die Brücke im November errichtet sein. Mit dem Bau der Brücke über die Landestraße wird im Herbst 2011 begonnen. Sie soll dann im Herbst 2013 fertig sein. Sie wird aus EU-Mitteln finanziert. Über die Gleise der Regionalbahn 25 mitten durch den Königsforst wird es keine Grünbrücke geben, da diese Strecke nicht so stark befahren sei. Beide Brücken zusammen werden rund acht Millionen Euro kosten.

Während der Bauzeit der Brücken wird es vereinzelt noch zu Sperrungen kommen, kündigte der Landesbetrieb heute an. Für die A3 wird dies Mitte 2011 der Fall sein, für die Landesstraße etwa ein Jahr später. Die Sperrungen sollen jedoch rechtzeitig bekannt werden.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung