76 Prozent der Auszubildenden zu unreif
Auch leistungsschwächere Jugendliche haben in der Region Köln bessere Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Dank guter Konjunktur und damit verbundenem Fachkräftebedarf sowie infolge des demografischen Wandels mit rückläufigen Schulabgängerzahlen rückt auch diese Bewerbergruppe in den Fokus der Ausbildungsbetriebe. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Online-Umfrage bei bundesweit rund 14.000 IHK-Ausbildungsbetrieben. "Mehr als ein Drittel der Unternehmen in der Region geben sogar an, dass soziale Kompetenzen wichtiger sind als schulische Leistungen", erläutert Gregor Berghausen, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Köln, das Umfrageergebnis. "Somit haben sich auch die Chancen für lernschwächere Jugendliche merklich verbessert."

Mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger ist für die große Mehrheit (76 Prozent) der Unternehmen ein bekanntes und immer noch aktuelles Problem. Auf fehlende Rechenfertigkeiten und schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen reagieren bereits 54 Prozent der Betriebe mit innerbetrieblichen Nachhilfekursen oder nutzen ausbildungsbegleitende Hilfen der Agentur für Arbeit (26 Prozent). Daneben berichten die Unternehmen von Problemen durch fehlende Disziplin, Leistungsbereitschaft und Motivation sowie von geringer Belastbarkeit der Schulabgänger. Über Praktika, Kooperationen mit Schulen, Einstiegsqualifikationen und ein besseres Ausbildungsmarketing versuchen die Betriebe, geeignete Bewerber zu bekommen. Parallel dazu rücken weitere Zielgruppen, wie Studienabbrecher und lernschwächere Bewerber, in den Fokus.

Unternehmen beklagen Fachkräftemangel
Der Bedarf an qualifziertem Personal ist für 83 Prozent der Unternehmen Anlass, in die Ausbildung zu investieren. Im laufenden Jahr wollen sogar 19 Prozent der Betriebe mehr Ausbildungsplätze einrichten als 2010, im Vorjahr hingegen hatten nur zehn Prozent mit mehr Azubis geplant. Allerdings – auch das brachte die Umfrage zu Tage – gaben fast 80 Prozent der Betriebe an, nicht alle angebotenen Plätze besetzen zu können. Dies liegt zunehmend auch daran, dass die Jugendlichen ihren Ausbildungsplatz nicht antreten (19 Prozent). In der Mehrzahl der Fälle jedoch (55 Prozent) lagen gar keine oder keine geeigneten Bewerbungen vor. "Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz standen in den letzen Jahren noch nie so gut wie jetzt", fasst Gregor Berghausen die Ergebnisse der Umfrage zusammen. "Wir können alle Schulabgänger nur ermutigen, sich weiter zu bewerben und nicht voreilig in bequeme schulische Alternativangebote auszuweichen."

Nicht nur auf dem Ausbildungsmarkt haben die Jugendlichen derzeit gute Karten – auch die Karrierechancen einer beruflichen Ausbildung sind bestens: Der Umfrage zufolge planen mehr als die Hälfte der Unternehmen, 75 bis 100 Prozent ihrer Azubis zu übernehmen. Aktuell haben im IHK-Bezirk Köln 2.301 junge Leute für dieses Jahr einen Ausbildungsvertrag in einem der knapp 200 IHK-Berufe unterschrieben. Das sind 16 Prozent Prozent oder 315 Verträge mehr als zum Vorjahresstichtag.

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