Gewinnzone soll aus eigener Kraft erreicht werden
„2008 stand die Koelnmesse an einem Scheideweg“, erinnerte sich heute Messe-Chef Gerald Böse. Damals schien es, als müsse die Messe auf Zuschüsse der Stadt Köln zurückgreifen, die zu 80 Prozent Gesellschafter der Messe ist. „Das wollten wir jedoch mit aller Macht verhindern“, so Böse. Daher legte sich die Koelnmesse selbst ein Sparprogramm auf. Die Krise ließ das Unternehmen jedoch weiter in den roten Zahlen verbleiben. Darum wurden in den vergangenen vier Monaten nun zwei externe Beratungsunternehmen beauftragt. Die nahmen die Koelnmesse unter die Lupe und entdeckten „rund 300 Stellschrauben, an denen wir für die Zukunft drehen können“, so Böse. Auch die Mitarbeiter selbst seien in den Prozess mit einbezogen worden.

Heute verkündete der Messe-Chef nun stolz: „Ich bin überzeugt, dass wir aus eigener Kraft wider die Gewinnzone erreichen können.“ Bereits im vergangenen Jahr hätte man deutlich weniger Verluste als erwartet verbuchen können. Geplant hatte die Messe mit einem Minus von über 30 Millionen Euro. Die genaue Bilanz für 2010 will die Messe im Sommer vorstellen. Bereits 2013 will die Koelnmesse wieder Gewinne verzeichnen können. Ab da erwartet die Messe zumindest in den starken Jahren schwarze Zahlen. Zwar könne es sein, dass es in schwachen Jahren auch Verluste gäbe, diese sollen jedoch durch Gewinne in den starken Jahren ausgeglichen werden. „Das hängt mit dem Messe-Zyklus zusammen und funktioniert so auch an anderen Standorten“, erklärte Böse. Denn viele große Messen finden nur alle zwei Jahre statt.

Mehr Wirtschaftlichkeit statt Förderung für die Region
Um diese Ziele zu erreiche, will sich die Messe nun in den kommenden Jahren neu aufstellen. So will sich die Koelnmesse im Messeprogramm künftig auf vier Themenschwerpunkte konzentrieren: Einrichtung, Ernährung, digitale Medien und Kommunikation sowie Haus, Garten und Freizeit. In diesen Bereichen würde Köln schon heute global wahrgenommen, beteuerte Böse. Dabei soll künftig das gesamte Messeprogramm auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit geprüft werden. „Es geht nicht darum, Messen um jeden Preis nach Köln zu holen“, betonte Böse. Daher habe man sich im vergangenen Jahr etwa auch von der Interkarneval getrennt. Vorstellbar sei es etwa künftig mehr kleinere Messen von externen Partnern durchführen zu lassen. Die Koelnmesse würde dann nur noch als Vermieter der Hallen auftreten.

Dennoch, so versicherte Böse heute, stünde derzeit keine Messe vor der Streichung – auch wenn sie nicht in das neue Konzept passe. „Die wirtschaftlichen Kennzahlen sind stärker zu gewichten als es in der Vergangenheit passiert ist“, so Böse. Dennoch wolle man sich nicht aus der Verantwortung ziehen, die Wirtschaft in der Region zu fördern. Als Beispiel nannte Böse etwa die Art Cologne, die für die Messe selbst in den vergangenen Jahren  zwar wenig wirtschaftlich gewesen, für die Region und das Image dennoch sehr wichtig sei. „Das ist unser Beitrag zur Wirtschaftsförderung“, sagte Böse.

Koelnmesse will nach Asien
Mit diesen vier Themen will die Messe in den kommenden Jahren auch international stärker auftreten. Dabei hat Böse vor allem die Märkte in Indien und China, aber auch in Vietnam oder Thailand im Blick. Denn hier könne die Messe bereits auf erste Erfolge aufbauen. Derzeit macht die Durchführung von Messen im Ausland sechs Prozent am gesamten Umsatz der Messe aus. Darüber hinaus soll die Effizienz der Koelnmesse selbst gesteigert werden. Ab 2013 will das Unternehmen in jedem Jahr 10 Millionen Euro einsparen. Mögliche Effekte durch eine Mietsenkung wurden dabei noch nicht berücksichtigt. Ein weiterer Personalabbau sei damit jedoch nicht verbunden. Allerdings hatte die Messe erst im vergangenen Jahr den Abbau von 80 Stellen beschlossen. Davon wurden bereits 60 Stellen abgebaut – im Rahmen der natürlichen Fluktuation.

Neuer Geschäftsführer gesucht
Die Effizienz soll zudem über Veränderungen in der Organisationsstruktur gesteigert werden. Dazu gehört unter anderem eine neue Zuteilung der drei Geschäftsführer. So wird das operative Messegeschäft für das Inland künftig einem der drei Geschäftsführer zugeteilt. Hierfür sucht die Messe nach dem „auch für uns überraschenden Ausstieg“, so Böse über den Weggang von Oliver P. Kurth, einen neuen Geschäftsführer. Die Stelle soll schnellstmöglich neu besetzt werden. Dazu hat die Koelnmesse ein Personalbüro beauftragt. Gerald Böse selbst wird künftig als Vorsitzender der Geschäftsführung unter anderem die Bereiche Corporate Development und International sowie die Unternehmenskommunikation betreuen. Finanz-Geschäftsführer Herbert Mahner übernimmt die Führung des Managements der gesamten Infrastruktur und weitere Zentralbereiche.

Eine Trennung der Koelnmesse in zwei Gesellschaften – jeweils eine zur Veranstaltung der Messen und eine zur Vermietung der Messehallen – wird zunächst nicht stattfinden, sagte Böse heute. Allerdings sei der Gedanke damit nicht aufgegeben. Eine sofortige Trennung hätte zusammen mit den Umstrukturierungen jedoch wohl die Organisationsstruktur überstrapaziert, so Böse.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung