Die kölsche Big Band swingt den Tanzbrunnen an

Die armen Domstädter, denn die hat man wie eine drittklassige Schülerband auf Stühle aus dem Altersheim hingesetzt. Schade, denn wer die Kölner Big Band kennt weiß, das die auch ein Super-Show-Programm drauf haben. Trotzdem heizten die Domstädter dem vollen Tanzbrunnen gehörig ein und kamen bei dem doch recht gemischten Publikum gut an, wurden nicht ausgebuht, übersungen oder sahen gar die Rücken der Talentprobengäste. Ganz im Gegenteil das Publikum swingte sich zu 99 Luftballons ein für den Big Bang: die Talentprobe Nr. 1 in diesem Jahr. 

Punkt 20:00 Uhr

Relaxt gleitet Linus, ganz großer Entertainer, die neue Showtreppe hinab, dicht gefolgt von den neuen Dancers… Die neuen „Eurobienen“, zumindest die blonde Dame 300% Sexappeal + 150% Körpereinsatz + 200% erotischer Tanz lässt den anwesenden Herrn doch ab und wann eine leichte Gänsehaut über den Rücken streichen. Die brünette Dame dagegen kommt überhaupt nicht an, der Tanzstil steif, die Mimik, ähm. Melanie und Christian aus Solingen, seit 2 Jahren leidenschaftliche Talentprobenfans: „ Die Brünette geht gar nicht, der fehlt der Hüftschwung. Die Bühne ist klar besser“. Von hinten ruft noch einer „die Brünette kaut auch noch Kaugummi, iiii – ich will Angela wieder.“ Vor allem eines müssen die Damen noch lernen, die Tafeln 1-3 sind nicht dazu da die nächsten Talente anzukündigen, sondern um die Wertung abzufragen und dann muss man die auch hochhalten, im richtigen Augenblick… aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.


Kam gut an die neue Tänzerin in Blond…


überzeugte noch nicht die neue Dame in Brünett…


Und dann ging es los mit Talentin Nummer 1-2006:

Viola Plonetka > Die Eisbrecherfrau der ersten Talentprobe 2006 erwischte es auch gleich eiskalt. Das Publikum zeigte Zähne und war von den Gesangeskünsten der hübschen Kölnerin nicht wirklich überzeugt. Vor allem beim ersten Song „Baby one more time“ von Britney Spears. Allerdings muss man Viola zu Gute halten, daß sie von den Mischpultlern in Grund und Boden geregelt wurde. Ihre zarte Stimme kaum zu hören, die Band überpräsent. Bei „Bitch“ von Meredith Brooks bekam sie dann noch Unterstützung von einem jungen Mann der erst einmal strippte, ok nur obenherum.


Markus Bilke > Darf man ihn schon Urgestein nennen? „Ich will keine Schokolade“ – damit begeisterte er schon vor zwei Jahren. Heute trat er mit „Männer“ von Herbert Grönemeyer an, na ja das war solalala, aber dann. Schuhe aus, kurz mit dem Hintern gewackelt und ab ging die Post. Runter mit den Männerklamotten, im langen Braunen, mit Perücke als Lucie Electric „Weil ich ein Mädchen bin“… Markus Bilke aus Saarbrücken rockte den Tanzbrunnen und knutschte Linus dem das aber wohl nicht so 100% gefiel…


Sara Köhlings > die Stimme des Abends. Ok Sie nimmt seit Ihrem 16. Lebensjahr Gesangsunterricht, das merkte man, aber ihr Cover auf Bonnie Tylers „Holding out for a hero“ und Kelly Clarksons „Because of you“ waren sensationell. Das Publikum begeistert. Und wenn man die Sprechchöre richtig interpretierte, wollte man die junge Dame nicht mehr von der Bühne lassen.



Allan Taylor > Was haben Dusiburg und Manchester gemein, in der einen Stadt ist Allan geboren in der anderen lebt er. Der gebürtige Manchesterraner räumte dann mit seinen Cowboy-Songs auch mächtig ab, vor allem brachte er die Tänzerinnen so richtig auf Trab. „Achy breaky heart“ von Billy Ray Cyrus und „Amarillo“ von Tony Christie entwickelten sich zu richtigen Megakrachern. „Zugabe“, „Zugabe“ Rufe zeigten deutlich die Sympathiewerte die Allan hier erreichte.


Andrea Offer > war tapfer. So und nicht anders muss man das sagen, auch sie wurde von den Jungs am Mischpult gnadenlos niedergemacht zwar (Sorry aber die Dame war fast nicht zu hören!), aber auch gesanglich spielte sie, vor allem nach dem Manchester-Cowboy, eher in der Kreisklasse. „Together again“ von Janet Jackson und „Someday“ von Lisa Stansfield wurden mit einem so selten gehörten Pfeifkonzert des kritischsten Publikums des Erdkreises belohnt.


Tonio Panucci > der Italian Stallion, ok nicht von der Körpergröße. Punkten konnte er vor allem wegen des Bonuses des Latin Lover bei den Damen, auch wenn er mindestens genauso Kreisklasse sang wie Andrea Offer. Auch er war nicht austariert im Sound. Und wie kann es für einen Italiener aus Bochum anders sein, zweimal Eros Ramazotti auf dem Programm: „Fuoco nel Fuoco“ und „Cose della Vita“.


Sabine Gad > fiel mit dem ersten Song komplett durch, „Nur ein Wort“ von Wir sind Helden. Aber beim zweiten da sentimentalisierte sie den Tanzbrunnen zur späten Stunde und irgendwie war nicht mehr klar wer eigentlich gesanglich performte, Sabine Gad oder das Publikum, so laut sangen alle mit bei Juliane Werdings Klassiker „ Conny Kramer“.

And the winners are…
Platz 3 > Der Mann, der ein Mädchen ist, Markus Bilke aus Saarbrücken. Mit seinem herzzerreissenden T-Shirt „Milchbubi“ machte er einen Riesensatz auf der Bühne als er von seinem dritten Platz erfuhr. Der Mann war glücklich und prophezeite sein Wiederkommen mit dem Willen zum dann 2ten Platz.

Platz 2 > Der ging, das muss aber haarscharf gewesen sein, an Sara Köhlings aus Saarbrücken. Die freute sich sehr und nahm das silberne Mikro in Empfang. 


And the Winner is: Allan Taylor, Cowboys aus Duisburg habens dann doch leichter, aber er war auch Extraklasse, was Show und Gesang anging.


Linus – Teamchef – relaxt und gut drauf…


Wehrmutstropfen:
Schlechter Sound und schwache Mittelmoderation

Hat man zwar in Bühnenbild und überbordendes Feuerwerk investiert, so kredenzte man furchtbaren Soundmatsch. Wenn man an 35 Jahre Tanzbrunnen und 15 Jahre Linus Talentprobe denkt, hat man fast den Eindruck die Boxen haben das gleiche Alter. Vorne gibt es Ohrenschmerzen, damit die hinten auch noch was hören und für alle keine klaren Töne. Die Sänger kaum zu hören, meist zu dumpf und untersteuert und die Band viel zu laut. Vor allem bei den leiseren Frauenstimmen war dies ein dicker Minuspunkt. Da hat der Mann am Mischpult gepennt. Wenn man dann noch bedenkt, das man auch noch Probleme mit den Anwohnern hat ist es unverständlich, daß hier nicht mehr getan wird. Der Sound ist nicht State of the Art! Auch die Zwischenmoderation, nichts gegen weisshaarige Bürgermeister und Geschäftsführer, aber das paßt doch eher auf den Seniorennachmittag. Und anstatt von Nicole zu sprechen, wäre es spannender gewesen sie kurz auf der Bühne zu interviewen… oder eine Multi-Media-Show mit Original-Sound aus 15 Jahren Talentprobe… ein bischen origineller hät´s beim Jubiläum schon sein dürfen…


Das musiksynchrone Höhenfeuerwerk, war an Opulenz kaum zu überbieten, fast konnte man meinen kölnkongress will hier den Kölner Lichtern Konkurrenz machen, so üppig ballerte man in den nachtschwarzen Himmel, superschön anzusehen, so 100% musiksynchron war man aber nicht… irgendwie muss die Musiktechnik wirklich üben, das klappte an diesem herrlichen ersten Sommer-Samstag, weder bei den Domstädtern, noch bei der Talentprobe und beim Feuerwerk erst recht nicht, aber immerhin hat man den Anschaltknopf gefunden… 

Nichts für ungut, die Talentprobe und Linus, 100% empfehlenswert.

Mehr Infos zur Talentprobe gibt es auch hier:


Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung