Kunst im Wert von bis zu 300 Millionen Euro
Es ist die wohl größte und wertvollste Schenkung einer Bürgerin an eine Stadt in den vergangenen zehn Jahren, betonte heute Kölns Kulturdezernent Georg Quander. Und auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters erklärte: „Dies ist ein großer Tag für Köln als Kunst- und Kulturstadt. Köln und seine Museen wurden reich bedacht.“ Denn heute konnte er verkünden, dass Kölns erste weibliche Ehrenbürgerin Irene Ludwig der Stadt insgesamt 528 Werke vermacht hat. Die meisten Werke sind dabei dem Museum Ludwig und dem Museum Schnütgen bereits als Dauerleihgaben übergeben wurden. Dazu erhalten die Sammlungen der Häuser noch weitere Arbeiten. Insgesamt schätzte Quander den heutigen Wert der Schenkung auf rund 250 bis 300 Millionen Euro – Minimum.

Als einzige Auflage hat Irene Ludwig festgelegt, dass die Werke für immer den Sammlungen, denen sie nun geschenkt wurden, zugeordnet bleiben. Selbst wenn die Häuser einmal umstrukturiert werden sollten, sind die Werke dann an die Sammlungen gebunden. Auch können die Werke weder von den Museen noch von der Stadt jemals verkauft werden. „Ziel ihrer [Irene Ludwigs] zur Kunst war es auch, andere Menschen am Erlebnis Kunst teilhaben zu lassen“, sagte Roters. Dies zeige auch diese großzügige Schenkung. „Als ich ihr handschriftliches Testament zum ersten Mal gelesen habe, ging mir das Herz auf“, so Kölns Oberbürgermeister weiter.


(von links) Kölns Kulturdezernent Georg Quander,
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Vorsitzende des Kuratoriums der Peter und Irene Ludwig Stiftung, Kasper König, Direktor des Museum Ludwig, Dagmar Täube, kommissarische Direktorin des Museum Schnütgen, und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters.


Gesamte russische Avantgarde für das Museum Ludwig
Zu der nun einmaligen Schenkung gehören unter anderem sämtliche Werke der vor und nachrevolutionären russischen und sowjetischen Avantgarde, die bereits jetzt schon als Dauerleihgabe im Museum Ludwig überlassen wurden. Diese Sammlung umfasst insgesamt bereits 450 Werke. Zudem erhält das Museum 26 weitere Werke aus der Ausstellung „Von Matisse bis Morimura“ aus dem Herbst 2010 und acht Gemälde – darunter Arbeiten von Paul Klee, Henri Matisse, Jasper Johns und Edgar Degas. Als Dauerleihgabe vererbte Irene Ludwig dem Haus weiter acht Gemälde und eine Zeichnung, die bislang in ihrem Privatbesitz waren. „Das ist ein Zeichen des ganz besonderes Vertrauens“, so Quander.

Dem Museum Schnütgen vermachte Irene Ludwig zudem 20 Werke, die dort bislang als Dauerleihgaben zu sehen waren. Dazu gehört unter anderem eines der Highlights des Museums Schnütgen: ein Memento Mori aus der Schweiz um 1520. Das aus Ebenholz geschnitzte Kästchen enthält eine den Tos symbolisierende Figur aus Elfenbein. Zudem wurden dem Haus die Glasmalereien geschenkt, die das Museum derzeit bereits als Dauerleihgabe in seinem neuen Foyer präsentiert. Mit den insgesamt 19 Scheiben aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters Altenberg verfügt Köln nu über die größte Sammlung dieser Glasmalereien. Insgesamt gab es einmal 97 Scheiben im Kloster.

Schenkung birgt auch Verantwortung für Stadt
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Vorsitzende des Kuratoriums der Peter und Irene Ludwig Stiftung, betonte, dass die Stadt mit der Schenkung auch eine Verantwortung erhalte. Aufgabe der städtischen Museen sei es nun, die Werke „gut zu erhalten, zeitgemäß zu präsentieren und zu erforschen“, so Pfeiffer-Poensgen. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters sagte zu, die Arbeiten sorgfältig zu pflegen. Er konnte allerdings nicht versprechen, dass den Museen dazu weiteres Personal oder weitere Zuschüsse zur Verfügung gestellt würden. Dies sei letztlich eine politische Entscheidung, so Roters.

Infobox: Das Stifter-Ehepaar Ludwig
Im Jahr 1957 begann das Ehepaar Werke für öffentliche Sammlungen zu erwerben. Erste Leihgaben kamen dem Museum Schnütgen bereits im Jahr 1963 zugute. Über ein halbes Jahrhundert danach sammelte und stiftete das Ehepaar danach dem Museum Ludwig und dem Museum Schnütgen in Köln zahlreiche Werke. 1976 gab das Ehepaar mit einer Schenkung von 400 Werken den Anstoß zur Gründung des Museums Ludwig. Dank des Ehepaars verfügt das Haus heute über die bedeutendste Sammlung der Opo Art außerhalb der USA und die drittgrößte Sammlung Pablo Picassos.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung