„Trollmanns Kampf“ – Das Leben der Sinti damals und heute
Johann Rukeli Trollmann errang 1933 den deutschen Meistertitel im Mittelschwergewicht. Der in Hannover geborene Boxer war weit über die Stadtgrenze hinaus in Deutschland beliebt. Doch wenige Tage nach seinem Meisterkampf wurde ihm der Titel aberkannt. Der Grund: Trollmann war Sinti und hatte laut der Nationalsozialisten „undeutsch“ gekämpft. Im Zweiten Weltkrieg wurde er von der Wehrmacht eingezogen und kämpfte für Deutschland an der Ostfront. Von dort wurde er schließlich in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert, wo er für die Aufseher Schaukämpfe veranstalten musste. Bei einem dieser Kämpfe starb Trollmann.

„Auch heute noch leben die Sintis in Hannover am Rande der Gesellschaft“, sagte Björn Bicker, Produzent des Theaterstückes „Trollmanns Kampf“. Zusammen mit dem Jungen Schauspiel Hannover begab er sich in der eigenen Stadt auf eine Spurensuche. Das Theater näherte sich den Sintis an, die den Schauspielern zunächst mit einigen Vorbehalten entgegen traten. Schließlich „werden sie seit Jahrzehnten hier aus der Gesellschaft ausgeschlossen“, so Bicker. Einige junge Sinti aus Hannover konnte er jedoch für das Projekt begeistern. Zusammen mit den professionellen Schauspielern des Theaters brachten sie nun das Leben von dem Boxer Trollmann auf die Bühne. Zugleich beleuchtet das Stück die Lebenssituation der Sinto und Sintiza in Hannover heute. „Erstmals können die Sinti auf einer städtischen Bühne von ihrem Leben berichten“, betonte Bicker.

Theater will nicht länger Parallelwelt sein
„Trollmanns Kampf“ ist eines von sechs Gastspielen, das das Theaterfestival „Heimspiel 2011“ in Köln präsentiert. Das Stück wurde von der Kulturstiftung der Bundesrepublik im Rahmen des Programms „Heimspiel“ gefördert. Das Programm hat seit 2006 über 50 Projekte unterstützt, die vor der eigenen Haustür auf Spurensuche nach Stoffen für die Bühne gegangen sind. Entstanden sind aktuelle Stücke, in denen Schauspieler und Laien gemeinsam auftreten und die sich der heutigen Geschichte und den Milieus vor Ort auseinandersetzen. In dem Prozess befragen sich die Theater dabei selbst, was mit ihnen passiert, wenn sie sich nicht mehr als Parallelwelt verstehen, sondern sich dem aktuellen und wirklichen Leben zuwenden.

Theater im U-Bahnhof
Die Stücke entwickeln dabei teilweise auch ganz eigene Formen, die mit einer konventionellen Theateraufführung nur noch wenig gemein haben. Dazu gehört etwa das aus Argentinien stammende Stück „Sometimes I think, I can see you“ von Mariano Pensotti. Das Stück wird in Köln im U-Bahnhof Rudolfplatz am 2. April von 17 bis 20 Uhr aufgeführt. Dazu werden über den Köpfen der Passanten Bildschirme angebracht. Auf denen laufen in Echtzeit Texte von vier Kölner Autoren ein, die im Bahnhof versteckt sitzen und über das schreiben, was gerade passiert – zufällige Begegnungen mit Passanten, poetische Einfälle oder historische Fakten. Die Passanten in der U-Bahn werden so Teil eines Theaterstückes, das sich selbst während des Prozesses erst erfindet.

Insgesamt präsentieren vom 29. März bis zum 3. April 2011 106 Künstler aus 15 Ländern ihre Stücke in Köln. Neben den Gastspielen beinhaltet das Festival auch sechs Workshops sowie Lecture Performances und ein Symposium. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage nach aktuellen Strömungen des Theaters. Das Festival ist die dritte und letzte Veranstaltung er Kulturstiftung des Bundes zum Fonds „Heimspiel“. Karten für die Vorstellungen können über das Schauspiel Köln erworben werden. Der Eintritt zu den Gastspielen kostet 15 Euro, ermäßigt10 Euro.

Infobox: Heimspiel 2011
29. März bis 3. April 2011
Karten für die Gastspiele: 15 Euro, erm. 10 Euro
Das komplette Programm finden Sie unter www.heimspiel 2011.de

Die Gastspiele in Köln im Überblick
Fuck My Life (Cork)
Pol Heyvaert
Eröffnung, 31. März, 19.30 Uhr mit Publikumsgespräch
Deutsche Erstaufführung
Schauspielhaus

Der Dritte Weg. Eine theatrale Demonstration (Jena)
Nina Gühlstorff & Dorothea Schroeder
1. April, 19.00 Uhr mit Publikumsgespräch
2. April, 18.00 Uhr
Antoniterkirche

Trollmanns Kampf – Mer Zikrales (Hannover)
Björn Bicker & Marc Prätsch
1. April, 20.30 Uhr mit Publikumsgespräch
2. April, 20.30 Uhr
Halle Kalk

Susan & Darren (Manchester)
Quarantine & Company Fierce
1. April, 21.00 Uhr
2. April, 21.00 Uhr mit Publikumsgespräch
3. April, 19.00 Uhr
Schlosserei

Sometines I think, I can see you (Buenos Aires)
Mariano Pensotti
2. April, 17.00 – 20.00 Uhr
U-Bahn-Station am Rudolfplatz

Gardenia (Gent)
les ballets C de la B / Alain Platel & Frank Van Laecke
2. April, 19.00 Uhr mit Publikumsgespräch
Schauspielhaus

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung