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22:30 Uhr > Bundesnetzagentur: Bau neuer Stromleitungen lässt sich deutlich beschleunigen
Der Bau neuer Stromleitungen lässt sich nach Auffassung der Bundesnetzagentur deutlich beschleunigen. "Wenn wir das straffen, sind Bauzeiten unter fünf Jahren erreichbar", sagte Behördenchef Matthias Kurth der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). So könne der Ausbau des Stromnetzes auch mit dem der Windenergie Schritt halten. Nötig seien dazu neue Regeln, wie sie Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am Montag in Brüssel vorstellte. Die Netzagentur soll danach künftig einen "Bundesnetzplan" aufstellen, der den Ausbau koordiniert. "Bisher werden viele Fragen doppelt geprüft", so Kurth. Dies könne dann wegfallen. Rechte der Bürger würden nicht beschnitten. Der Vorstoß zählt zu den Bemühungen der Bundesregierung, den Atomausstieg zu beschleunigen.

20:25 Uhr > Betreiber Tepco hat AKW-Notsysteme nicht ausreichend gewartet
Die Notsicherungssysteme im japanischen Kernkraftwerk Fukushima I sind im Vorfeld des verheerenden Erdbebens vom 11. März dieses Jahres nicht ausreichend überprüft worden. Wie japanische Zeitungen am Montag berichteten, hatte der Betreiber Tepco bereits Ende Februar in einem internen Antwortschreiben an die japanische Atombehörde Mängel bei der Wartung eingeräumt. Demnach seien insgesamt 33 Geräte und Maschinen seit längerer Zeit nicht untersucht worden. Darunter zentrale Elemente des Kühlsystems für die sechs Reaktoren und die Abklingbecken sowie ein Motor und ein Notstromaggregat. In einem Antwortschreiben soll die Atombehörde dem Kraftwerkbetreiber bis Anfang Juni Zeit gegeben haben, die fehlenden Inspektionen durchzuführen. Der Ausfall der Stromversorgung im Anschluss an das Erdbeben und den folgenden Tsunami, gilt als Ursache für die kritische Situation im Kraftwerk. Die Rettungsaktion wurde am Montag derweil durch ein erneutes Aufsteigen von Rauch und Dampf über Block 3 und 2 erschwert. Die Arbeiter auf dem Gelände mussten daraufhin evakuiert werden. Wie es zu dem Zwischenfall kommen konnte, ist unklar. Laut Angaben der japanischen Atomsicherheitsbehörde sei die Radioaktivität jedoch nicht "dramatisch" gestiegen.

19:00 Uhr > Der Hauptausschuss des Kölner Rates diskutierte auch das Thema Gesundheitgefahren aus dem Unglück in Fukushima. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters rief die Mitglieder auf, eine Schweigeminute einzulegen. Die Luftqualität in NRW oder in Köln sei nicht von Radioaktivität in Japan betroffen, stellte die Kölner Umweltdezernentin Reker fest. In Weidenpesch wird bei der Berufsfeuerwehr gemessen und dort seien keine erhöhten Werte festgestellt worden. Auch Lebensmittel seien nicht betroffen und Importe aus Japan werden vom LANUV, der NRW Behörde untersucht, wie report-k.de bereits berichtete.

17:00 Uhr > Website will Privat-Unterkünfte für Japaner vermitteln
Eine Gruppe von Menschen aus Berlin hat die neue Website "love4japan.com" eingerichtet. Mit ihr wollen sie die Aufnahme von Menschen, die Japan verlassen möchten, koordinieren. Jeder, der weltweit ein Zimmer oder eine Wohnung anbieten möchte, kann sich dort melden. Bisher haben sich laut der Websites bereits über 250 Gastgeber gefunden. Zudem seien schon die ersten Gäste aus Japan auf dem Weg nach Berlin. Angeboten werden die Unterkünfte derzeit für Menschen, die ihren Flug aus Japan selbst organisieren und bezahlen. Die Seite ist auf Englisch, Deutsch und Japanisch verfügbar.

16:39 Uhr > EU-Energieminister befürworten zusätzliche Sicherheitsprüfungen für AKW
Die Energieminister der Europäischen Union (EU) haben am Montag in einer außerplanmäßigen Ministerratssitzung zusätzliche Risiko- und Sicherheitsüberprüfungen an den Kernkraftwerken in der EU befürwortet. Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte, stellten die Energieminister fest, dass die Energieversorgung Europas durch die Vorfälle in Japan und in Libyen nicht bedroht sei. Gleichzeitig unterstrichen sie, dass sie Sicherheitsprüfungen von Kernkraftwerken befürworten. "Das Ziel ist klar: Wir brauchen auf EU-Ebene möglichst einheitliche Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau", erklärte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und fügte hinzu, dass die Kernkraft lediglich eine "Übergangstechnologie" sei.

16:00 Uhr > Deutsche Bauernverband (DBV) holt Praktikanten zurück
In der vergangenen Woche hat der Deutsche Bauernverband (DBV) fünf junge Gärtner und Landwirte nach Deutschland zurückgeholt, die ihr Praktikum in japanischen Betrieben abgeleistet haben. Zugleich hat sich in Deutschland eine Reihe von landwirtschaftlichen Betrieben bereiterklärt, die zurzeit in Deutschland befindlichen japanischen Praktikanten auf Wunsch länger zu beherbergen, bis sich die Lage in Japan normalisiert hat. Dies gab der BDV heute bekannt, der bereits seit mehreren Jahern einen deutsch-japanische Praktikantenaustausch organisiert. Zugleich klärt der DBV gegenwärtig mit dem Japanischen Bauernverband („JA-ZENCHU“) Hilfsmöglichkeiten für die durch den Tsunami und unter Umständen auch den Fall-Out der Reaktoren in Fukushima betroffenen land- und ernährungswirtschaftlichen Betriebe. Sobald konkrete Projekte unterstützt werden können, wolle sich der DBV einbringen.

9:45 Uhr > In der Folge wurden alle in dem Werk befindlichen Arbeiter in Sicherheit gebracht, teilte der Betreiber Tepco mit. Im Reaktorblock 3 war der Druck zuvor so stark gestiegen, dass ein Ablassen des Drucks nötig werden könnte. Dies gilt allerdings als gefährlich, weil dabei auch radioaktive Strahlung entweicht und es zu Gasexplosionen kommen kann. Zuletzt war es gelungen, die Reaktoren 5 und 6 wieder an das Stromnetz anzuschließen und die automatische Kühlung in Gang zu setzten. Auch die Reaktorblöcke 1 und 2 sollen wieder mit dem Stromnetz verbunden sein. Die am schwersten beschädigten Reaktoren 3 und 4 müssen aber weiterhin von außen gekühlt werden. Unterdessen geht die japanische Polizei davon aus, dass die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe mindestens 18.000 Menschenleben gefordert hat. Alleine in der Provinz Myagi rechne man mit mindestens 15.000 Toten, teilte ein Sprecher mit. Bisher bestätigt wurden offiziell 8.450 Todesfälle. Erschwert werden die Rettungsarbeiten durch anhaltenden, starken Regen. Wegen des schlechten Wetters musste auch Regierungschef Naoto Kan einen geplanten Besuch in der Katastrophenregion absagen.

9:30 Uhr > Experte befürchtet Strahlentod von Fukushima-Arbeitern
Der renommierte Strahlenbiloge Edmund Lengfelder geht davon aus, dass die Hälfte der Männer, die seit Tagen in den japanischen Unglücksreaktoren Fukushima arbeiten, am akuten Strahlentod sterben wird. "Zuerst wird es den Menschen übel und schwindlig", erklärt er in der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgabe). Dann "brechen lebenswichtige Funktionen zusammen. Man kann versuchen, diese Menschen auf Intensivstationen noch eine Weile am Leben zu erhalten. Sie werden aber in der Regel nicht mehr gesund." Bei der anderen Hälfte der Männer sinke die Leistungsfähigkeit und "ihr Krebsrisiko steigt massiv". Lengfelder, der vor 20 Jahren den Deutschen Verband für Tschnernobyl-Hilfe und eine Klinik für Schilddrüsenerkrankungen in Weißrussland gründete, warnt in der "Frankfurter Rundschau" außerdem vor der Verstrahlung im Pazifik. "Die Nuklide, die vom Festland weggeblasen werden, senken sich irgendwann auf die Wasseroberfläche, werden von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen und gelangen über die Nahrungskette wieder zum Menschen." Das sei "fatal" für eine Nation wie Japan, die sich überwiegend von Fisch ernähre. "Nie wieder Sushi, könnte man sagen", so Lengfelder.

Atomkonzerne wollen Zahlungen an Ökofonds aussetzen
Nach der vorübergehenden Stilllegung der sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke droht neuer Streit zwischen Bundesregierung und AKW-Betreibern. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" prüfen AKW-Betreiber, ob sie die als Gegenleistung für die Laufzeitverlängerung eingeführten Zahlungen in den Förderfonds für erneuerbare Energien für die Dauer des Moratoriums stoppen. "Wir zahlen nur für Reaktoren, die laufen", heißt es aus der Führungsetage eines der vier großen Atomkraftbetreiber. "Wir prüfen aktuell, inwieweit sich die geänderten Umstände auf die Leistung der Förderbeiträge auswirkt und werden dies mit unserem Vertragspartner erörtern", sagt auch ein Sprecher von Vattenfall. Damit droht ein neuer Konflikt zwischen Betreibern und Politik. Denn die Bundesregierung pocht auf die Gelder. "Alles andere wäre ein Vertragsbruch", heißt es im Bundesfinanzministerium. Ende September hatten sich die Beteiligten darauf verständigt, einen solchen Fonds einzurichten, gewissermaßen als Gegenleistung für die Laufzeit-Verlängerung. Er soll von 2017 an die Brennelementesteuer ablösen, wird aber auch jetzt schon befüllt: mit "nicht rückzahlbaren Vorausleistungen", genau aufgeschlüsselt für jeden Meiler. In diesem und im nächsten Jahr sollen so je 300 Millionen Euro zusammenkommen, in den Jahren 2013 bis 2016 jährlich 200 Millionen Euro. Die insgesamt 1,4 Milliarden Euro will der Bund in den Klimaschutz stecken. Nun aber drohen Löcher. Zunächst könnten jene 27 Millionen Euro fehlen, die nach dem Vertrag zwischen Bundesregierung und Energiekonzernen in den drei Monaten des Moratoriums auf die sieben Altmeiler entfallen. Die Situation könne vollends eskalieren, wenn Atomkraftwerke ganz abgeschaltet würden, heißt es aus Branchenkreisen. Dann stünden Zahlungen in größerem Umfang in Frage.

Ehemaliger Umweltminister Töpfer fordert Revision der AKW-Laufzeitverlängerung
Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke wieder rückgängig zu machen. "Wir müssen die Laufzeiten der Atomkraftwerke wieder verkürzen", sagte Töpfer der "Rheinischen Post". "Schlimm wäre es, wenn die Regierung jetzt nur versuchen würde, ihr Gesicht mit Blick auf frühere Entscheidungen zu wahren", sagte der ehemalige Umweltminister. Die Deutschen hätten den großen Vorteil, dass sich alle gesellschaftlichen Gruppen einig seien, dass die Kernenergie eine Brückentechnologie sei. "Ich meine: Wenn wir nun diese Katastrophe in Japan sehen, müssen wir die Brücke verkürzen", sagte Töpfer.

Mehr zum Thema:
Die Mahnwache vor dem Kölner Dom am Montag, 14.3.2011 >

Unsere Liveticker zur Lage in Japan:

Liveticker und Berichte vom Samstag 12.3.2011 lesen

Liveticker und Berichte vom Sonntag 13.3.2011 lesen

Liveticker und Berichte vom Montag 14.3.2011 lesen


Liveticker und Berichte vom Dienstag 15.3.2011 lesen

Liveticker und Berichte vom Mittwoch 16.3.2011 lesen


Liveticker und Berichte vom Donnerstag 17.3.2011 lesen


Liveticker und Berichte vom Freitag 18.3.2011 lesen


Liveticker und Berichte vom Sonntag 20.3.2011 lesen

[dts; ag; cs; Foto: Tepco/PR]