„Ich habe immer gedacht, dass ich nicht auf so etwas hereinfalle“
„Ich habe immer gedacht, dass ich nicht auf so etwas hereinfalle“, erzählte heute eine Kölnerin Report-k.de. Irgendwie sei es dann doch passiert. Sie habe einen Anruf von einem unglaublich freundlichen Mitarbeiter erhalten. Der wollte sie davon überzeugen, dass sie bei einem Gewinnspiel gewonnen habe. Auch wenn sich die Kölnerin sicher war, an keinem teilgenommen zu haben, ließ sie sich schließlich überzeugen, dass ihr das Unternehmen Informationen zuschicken dürfe. Dafür, so der Anrufer, seien „nur“ einige Daten nötig. „Trotz besseren Wissens hab ich ihm dann Namen, Geburtstag und Adresse genannt. Ich weiß auch nicht warum“, berichtete die Kölnerin. Und nur wenige Tage später erhielt sie dann Post: Sie müsse 10 Euro zahlen. „Gezahlt habe ich natürlich nicht. Ich habe das erst einmal einfach ignoriert“, so die Dame.

Immer wieder sei sie daraufhin angerufen worden, bis das vermeintliche Gewinnspiel-Unternehmen schließlich 400 Euro von ihr verlangte und mit einem Inkasso-Verfahren drohte. Daraufhin meldete sich die Kölnerin bei der Verbraucherzentrale. Die schickte einen Brief an das Unternehmen. Seitdem hat die Dame nichts mehr gehört. „Ich habe noch einmal Glück gehabt und daraus gelernt“, so die Kölnerin heute. Inzwischen weiß sie: “Unbekannten am Telefon sagt man niemals ja“. Seit dem Vorfall sei sie nun sensibilisiert. Denn alle paar Wochen kämen vergleichbare Anrufe. Inzwischen legt sie dann einfach auf oder fragt nach Ansprechpartner Nummer und dem genauen Namen des Unternehmens. „Meistens legt dann der Anrufer ganz schnell auf“, so die Seniorin.

„Kontodaten und Geburtstage sind die neue Währung“
Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Allein in Köln meldeten sich im vergangenen Jahr über 3.000 Menschen, die von betrügerischen Gewinnspiel-Unternehmen „abgezockt“ wurden, berichtete heute Annette Bobbert, Leiterin der Verbraucherzentrale Köln. In Nordrhein-Westfalen wurden 2010 insgesamt über 20.000 derartige Fälle bei der Verbraucherzentrale NRW registriert. Dabei waren etwa zwei Drittel der Betroffenen über 60 Jahre alt. Die Methoden der Betrüger seien perfide, warnte heute Bobbert. Über einen Anruf würden sich die vermeintlichen Unternehmen die Kontodaten der Menschen geben lassen. „Kontodaten und Geburtstage sind die neue Währung“, erklärte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Statt des versprochenen Gewinns würden dann jedoch hohe Summen von den Konten abgebucht. „Teilweise bringt das die Menschen in existentielle Nöte, so viel wird abgebucht“, berichtete Bobbert.

Eine ganz neue Methode würde derzeit in Köln aufkommen. Hier würden Unternehmen nun Gewinnbenachrichtigungen per Nachnahme versenden. Wer den Brief entgegen nehme, müsse dann direkt 70 Euro zahlen. Statt eines Gewinns lägen dann jedoch nur Infos im Umschlag. „Nehmen Sie den Brief niemals an“, betonte Bobbert, „denn das Geld ist dann weg“. Anders als bei Lastschriftbetrug könne man das Geld im Nachhinein nämlich nicht zurückfordern. Sollte man einem Betrüger aufgesessen sein, sollte man unbedingt Strafanzeige stellen, erklärte heute der Kölner Kriminalhauptkommissar Uwe Bredthauer. „“Sie brauchen sich da nicht zu scheuen und zu schämen“, betonte Bretdhauer.

Gesetze müssen besser werden
Um die Menschen künftig besser vor derartigen Gewinnspiel-Betrügern zu schützen, forderte die Verbraucherzentrale NRW heute gesetzliche Änderungen. So sollten telefonische Verträge erst dann gültig werden, wenn sie textlich bestätigt würden, forderte Müller. Zudem appellierte er an Banken, dass sie die Kunden informieren sollten, wenn ein Gewinnspiel-Unternehmen größere Summen von dem Konto abbuchen würden. Und auch Telefonbetreiber sollten prüfen, ob die Gewinnspiele überhaupt eine Einwilligung besäßen, um Summen über die Telefonrechnung abbuchen zu dürfen. Doch auch der Verbraucher selbst müsse besser aufpassen. So sollte jeder Mensch mindestens einmal im Monat seine Kontoauszüge und die Telefonrechnung prüfen.


Tipps der Verbraucherzentrale
Zurückhaltung am Telefon: Niemals sollten persönliche Daten wie Name, Adresse, Geburtstag und Kontonummer preisgegeben werden. Denn an das Geld auf dem Konto kommen die Betrüger nur,, wenn sie die persönlichen Daten haben. „Trauen Sie sich auch unhöflich zu sein und legen Sie einfach auf“, rät Annette Bobbert, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Köln.

Vertragsnachweis fordern: Wenn eine Zahlungsaufforderung für die Teilnahme an einem Gewinnspiel-Abo ins Haus flattert, sollten Betroffene, die keinem Angebot zugestimmt haben, dieses schriftlich zurückweisen. Der Gewinnspiel-Absender muss nachweisen, dass überhaupt ein Vertrag zustande gekommen ist. Die Verbraucherzentrale NRW ist Ratsuchenden behilflich, sich gegen unberechtigte Rechnungen zu wehren. Wer trotz aller Umsicht eine Mahnung erhält, muss auf eine solche Mitteilung erst reagieren, wenn es sich hierbei um einen Mahnbescheid vom Gericht handelt. Betroffene müssen der darin erhobenen Geldforderung unbedingt innerhalb von 14 Tagen widersprechen, um weiteren Ärger zu vermeiden.

Kontoauszüge und Telefonrechnungen prüfen: Viele Betrüger halten sich mit aufwendigem Schriftkram jedoch gar nicht erst auf. Sind sie im Besitz persönlicher Konto- oder Telefonnutzerdaten, wird der illegal geforderte Betrag gleich vom Konto oder über die Telefonrechnung eingezogen. Abbuchungen ohne Einzugsermächtigungen sind verboten. Über das so genannte Lastschriftverfahren sind solche Geldtransfers der Einfachheit halber dennoch möglich. Kontrollen, ob die Abbuchungen berechtigt sind, finden meist nicht statt. Bei einer unzulässigen Kontoabbuchung kann die Hausbank angewiesen werden, den abgezogenen Betrag zurückzubuchen. Wurde Geld für dubiose Posten über die Telefonrechnung eingesackt, sollten Betroffene die Abrechnung um den verschwundenen Betrag kürzen. Sie dürfen aber nicht versäumen, das Telefonunternehmen über den illegalen Vorgang und ihre Reaktion schriftlich in Kenntnis zu setzen.

Strafanzeige stellen: Bei unerlaubten Kontoabbuchungen sollten Opfer sich auch nicht scheuen, bei der Polizei Strafanzeige zu stellen – und zwar wegen Betrugs.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung