22:15 Uhr > Umweltminister Röttgen will Sicherheitsfrage für Atomkraftwerke neu stellen
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will angesichts der Atomkatastrophe in Japan die Sicherheitsfrage für Atomkraftwerke in Deutschland neu stellen. Entweder stelle sich die Sicherheitsfrage für Kernenergie insgesamt, dann müssten alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden. "Also ist es eine Frage des Umgangs mit der Sicherheit", sagte Röttgen im ARD-"Bericht aus Berlin" am Sonntagabend. "Und ich glaube, dass wir dieser Sicherheitsfrage neu nachgehen müssen, sowohl in dem, was wir an Nachrüstungen verlangen, an Überprüfungen jetzt der kritischen Punkte, die in Japan aufgetreten sind, aber auch, was die Annahmen anbelangt." Es müsse darüber geredet werden, ob vielleicht noch größere Sicherheitspolster realisiert werden müssten, so Röttgen weiter. "Es ist nun doch in einem Hochtechnologieland etwas passiert, von dem wir immer gedacht haben, es kann nicht passieren. Das berühmte Restrisiko hat sich realisiert, ist dabei, sich zu realisieren. Das ist eine grundlegend neue Erfahrung. Es ist kein neuer Gesichtspunkt, aber es ist eine neue Erfahrung, die die Welt, die die Menschheit jetzt macht, und die müssen wir aufnehmen", sagte der Minister.

18:32 Uhr > Nach Japan-Katastrophe: Außerbörsliche Aktienverkäufe halten an
Nach der Katastrophe in Japan sind am Sonntag deutsche Aktien im außerbörslichen Handel mit weiteren kräftigen Abschlägen verkauft worden, nachdem es bereits am Samstag für alle DAX-Titel bergab gegangen war und die Börse auch am Freitag Verluste zu verzeichnen hatte. Bei der Wertpapierhandelsbank "Lang und Schwarz" in Düsseldorf wurde die DAX-Indikation am Sonntagabend gegen 18:15 Uhr außerbörslich mit 6.864 Punkten berechnet. Dies entspricht einem Abschlag von 1,7 Prozent auf den Frankfurter Freitagsschluss. Zu den kräftigsten Verlierern gehörten Energiewerte wie EON und RWE. Für eine EON-Aktie wurden am Sonntagabend 20,50 Euro geboten, für 21,50 Euro wurden die Papiere zum Verkauf angeboten. Dies entspricht einem Abschlag von rund 7, bzw. 12 Prozent auf den Freitagsschluss. Bei RWE lag die Ankaufs- und Verkaufsspanne zwischen 43,80 und 44,80 Euro, bei einem Abschlag von 6,5 bis 8,6 Prozent. Auch Versicherungswerte wie Allianz oder Münchener Rück kamen kräftig unter Druck, sämtliche andere DAX-Werte waren ebenfalls außerbörslich im Minus.

17:44 Uhr > Die Internationale Atomaufsichtsbehörde IAEA hat um 13:35 Uhr (MEZ) ein neues Statement veröffentlicht und über die Lage in Japan informiert. Im Reaktor Fukushima Daichi sei um 9:20 Uhr japanischer Zeit kontrolliert Dampf entlassen worden um den Reaktorblock 3 zu stabilisieren und den Druck innerhalb des Gebäudes zu mindern. Zunächst wurde Süßwasser und dann Meerwasser in den Block 3 geleitet um diesen zu kühlen. Dabei könne Wasserstoff entstehen meldeten die japanischen Behörden nach wien. Die IAEA bestätigt das Ausrufen der niedrigsten Warnstufe für den Reaktorblock in Onagawa. Das Betreiberunternehmen Tohoku Electric Power Company habe gegenüber der NISA, der japanischen Aufsichtsbehörde bestätigt, die Prozesse in Onagawa unter Kontrolle zu haben. Der Alarm wurde ausgelöst, weil man im Umfeld des Reaktors erhöhte Radioaktivität bei Messungen ermittelt habe. Man sei dabei die Quelle für die Radioaktivität zu ermitteln.

Japanischer Energiekonzern Tepco kündigt Stromabschaltungen an
In Japan hat der Energiekonzern Tepco Stromabschaltungen ab Montag im Osten des Landes angekündigt. Wie der Energieversorger am Sonntag ankündigte, sind die rationierenden Maßnahmen nötig, um Tokio und die umliegenden Regionen von massiven Stromausfällen zu bewahren. Vorgesehen ist, in fünf Zonen des Versorgungsnetzes jeweils für drei Stunden zwischen 6.20 Uhr und 22 Uhr den Strom abzustellen. Notwendig sind die Maßnahmen geworden, weil zahlreiche Kraftwerke infolge der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom Freitag ausgefallen sind. Von den 50 Reaktoren Japans sind elf abgeschaltet worden. Angaben des Stromversorgers zufolge werden Stromabschaltungen noch bis Ende April nötig sein. Bereits zuvor hatte der Stromversorger Unternehmen und Privatpersonen dazu aufgerufen, Strom zu sparen. Japanische Medien wie nikkei.com gehen davon aus, dass durch die Stromabschaltungen auch der Bahnverkehr und die Wasserversorgung betroffen sein werden.

17:20 Uhr > Japan: Störfall in drittem AKW
In dem japanischen Atomkraftwerk Tokai ist das Kühlsystem ausgefallen. Das teilten am Sonntag die örtlichen Behörden mit. Demnach funktioniere eine Pumpe nicht ordnungsgemäß. Weitere Einzelheiten zu dem Vorfall sind bislang nicht bekannt. Zuvor hatte die Regierung den Notstand für das Kraftwerk Onagawa ausgerufen. Im Umkreis der Anlage waren erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. In dem AKW war nach dem Beben am Freitag ein Brand ausgebrochen. An einem der Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima hatte sich zudem am Freitag eine Explosion ereignet, es wird über eine mögliche Kernschmelze spekuliert.

15:57 Uhr > Japanische Zentralbank will Märkte mit großen Geldmengen stabilisieren
Die japanische Zentralbank, die Bank of Japan, will die Finanzmärkte des Landes mit großen Mengen Geld stabilisieren. Der Chef der Zentralbank, Masaaki Shirakawa, sagte am Sonntag nach einem wirtschaftspolitischen Treffen im Büro des Premiers, dass die Zentralbank am Montag damit beginnen wird, "große Mengen Geld" in die Finanzmärkte zu pumpen. Darüber hinaus sagte Shirakawa, die Zentralbank würde alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um sicherzustellen, dass der nationale Zahlungsverkehr nicht durch Stromausfälle beeinträchtigt wird. Aussagen über mögliche Auswirkungen des Erdbebens vom Freitag auf die japanische Wirtschaft machte der Zentralbank-Chef nicht.

15:16 Uhr > Japan ruft Notstand für AKW Onagawa aus
Die Regierung Japans hat den Notstand für das Atomkraftwerk Onagawa ausgerufen. Das bestätigte am Sonntag die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA). Der Notstand sei demnach aufgrund erhöhter Radioaktivtät ausgerufen worden, die im Umkreis des Kraftwerks gemessen wurden. Die drei Reaktoren der Anlage seien aber "unter Kontrolle". In dem AKW war nach dem Beben am Freitag ein Brand ausgebrochen. Die Lage im Kernkraftwerk Fukushima ist unterdessen weiter unklar.

15:09 Uhr > NRW-Umweltminister Remmel fordert "sofortigen Ausstieg" aus Atomenergie
NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) fordert angesichts der Atomkatastrophe in Japan einen "sofortigen Ausstieg" aus der Kernenergie in Deutschland. "Atomkraft ist die teuerste Energieerzeugung die es gibt, und die Bürgerinnen und Bürger werden Hunderte von Jahren für diese verfehlte Politik zahlen müssen", sagte Remmel im Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montagausgaben). Die von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) angekündigte Überprüfung aller AKWs bezeichnete er als "Placebo-Politik". Röttgen habe zunächst versucht, "die Diskussion über politische Konsequenzen aus dem Japan-Unfall zu unterdrücken." Danach habe er Aktionismus vorgegaukelt. "Das nehmen ihm die Bürger nicht mehr ab", sagte der grüne Minister. Die von CDU und FDP beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke müsse sofort "abgeschafft" werden. Unmittelbare Gefahren für NRW sieht Remmel aufgrund der Katastrophe nicht. Eine mögliche radioaktive Wolke aus den havarierten Kernreaktoren im AKW Fukushima würde bei derzeitigem Wetter über den Pazifik in Richtung der USA abgetrieben. Nur mittelfristig sei mit einer geringen radioaktiven Belastung in Deutschland zu rechnen. Eine ständige Überwachung der Umwelt sei gewährleistet. "Wir sind für den Ernstfall gut vorbereitet", so Remmel.

Kauder will Notstrom-Versorgung aller deutschen AKW überprüfen
CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder hat erste konkrete Konsequenzen aus dem Atom-Unfall in Japan gefordert, warnt aber zugleich vor "politischen Schnellschüssen". "Alle Sicherheitsstandards müssen jetzt im Zusammenspiel von Bund und Ländern auf den Prüfstand – und zwar rasch und gründlich. Besonders natürlich gilt das für die Frage der Notstromversorgung. Alles andere wäre unverantwortlich", sagte Kauder der "Bild-Zeitung" (Montagausgabe). Zugleich betonte Kauder, er habe "volles Vertrauen in die Sicherheit unserer Kernkraftwerke." Dennoch seien die Ereignisse in Japan eine ernste Warnung. "Wir haben immer gesagt, dass die Sicherheit absoluten Vorrang hat. Die Laufzeitverlängerung war auch immer mit der Erhöhung der Sicherheitsstandards verbunden. Jetzt sind Vernunft und Augenmaß angesagt, nicht aber politische Schnellschüsse", so Kauder.

15:08 Uhr > Kontakt zu Einwohnern von Higashimatsushima unterbrochen
Nach dem schweren Beben und dem darauf folgenden Tsunami in Japan vom Freitag ist am Sonntag der Kontakt zu den Einwohnern der Stadt Higashimatsushima abgerissen. Wie japanische Medien berichten, sind demnach etwa 10.000 Menschen ohne Kontakt zur Außenwelt. Zuvor war berichtet worden, dass in Higashimatsushima etwa 200 Todesopfer der Naturkatastrophe gezählt wurden. Higashimatsushima liegt in der Provinz Miyagi. Atomexperten hatten dort zuletzt eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen. Die Experten schätzen, dass die Belastung durch den Wind aus Richtung Fukushima verursacht wurde. Währenddessen ist die Lage im Kernkraftwerk Fukushima weiter unklar. Nachdem es an einem der Reaktoren am Freitag eine Explosion gab, wird über eine mögliche Kernschmelze spekuliert.

15:00 Uhr > Japan: Versorgung mit Benzin wird knapp
In Japan wird die Versorgung mit Benzin und Kerosin in den Katastrophengebieten knapp. Japanischen Medienberichten zufolge seien im Nordosten drei Raffinerien außer Betrieb, überdies sei der Seetransport nur eingeschränkt möglich. Derzeit werde versucht, den Transport über den Landweg aufzunehmen, allerdings könne nicht bestätigt werden, dass Lieferungen auch tatsächlich ankommen. Tankstellen könnten aufgrund der Stromausfälle kein Benzin ausgeben, in manchen Gebieten werde Kraftstoff nur noch an offizielle Stellen wie Polizei und Feuerwehr ausgegeben.

Kirche und Caritas bereiten Hilfe für Katastrophenopfer in Japan vor
Nach dem verheerenden Erdbeben vom Freitag bereiten die katholische Kirche und Caritas Japan die Hilfe für die Opfer der Katastrophe vor. Am Sonntag rief die katholische Kirche Japans ihre rund 500.000 Mitglieder zu einer Kampagne der Solidarität auf, welche von der Caritas Japan koordiniert wird. Wie Caritas-Direktor Daisuke Narui sagte, sollen die Spenden den besonders Hilfsbedürftigen wie Alten, Kranken, Behinderten und Obdachlosen zugute kommen. Erschwert wird die Hilfe weiterhin durch zusammengebrochene Telefonnetze, die die Kommunikation der Hilfskräfte untereinander stark behindert. Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, hat für die Aktivitäten der Caritas Japan bislang 50.000 Euro zur Verfügung gestellt; weitere 25.000 Euro stellt die Hilfsorganisation Malteser International bereit.


12:51 Uhr >
Japans Premierminister Naoto Kan spricht von der schwersten Krise nach dem zweiten Weltkrieg, zeigt sich aber optimistisch, dass das Land die Krise in den Griff bekommen werde. Verschiedene japanische Medien melden, dass am Montag mit der Rationierung von Energie begonnen werde, die knapp wird. Danach wird für bestimmte Zeiträume der Strom in bestimmten Regionen abgeschaltet.

11:51 Uhr > Über 20.000 Gebäude zerstört
Das Internetportal nikkei.com spricht davon, dass japanische Behörden ein sehr schweres Nachbeben für möglich halten. Über 20.820 Gebäude seien in den vom Erdbeben und dem Tsunami betroffenen Gebieten zerstört, über die Zahl der toten und Vermissten herrscht weiterhin Unklarheit, vor allem in der Provinz Miyagi, so die japanische Internetzeitung. Premierminister Naoto Kan will mehr als 100.000 Katastrophenschutzhelfer in die Krisengebiete entsenden, derzeit seien rund 65.000 im Einsatz. Nikkei.com spricht von 19 Personen die radioaktiv verstrahlt seien.

Nach dem Atomunfall, ausgelöst durch das schwere Erdbeben vom Freitag, hat die japanische Regierung am Sonntag Unternehmen aufgerufen Strom zu sparen. Angesichts der Stromknappheit könne eine Rationierung nötig werden, teilte die Regierung mit. Daher sei ein Verbrauch auf das Minimum zu reduzieren, hieß es. Bereits zuvor hatte der Energieversorger Tokyo Electric Power (Tepco) Privathaushalte zum Stromsparen aufgerufen. Tepco solle nun seine Versorgungsregion in fünf Abschnitte aufteilen, die im Rotationsprinzip jeweils drei Stunden lang vom Netz genommen werden sollten, teilte die japanische Behörde für Naturressourcen und Energie mit. Zudem hatte Japan angesichts der Stromprobleme Russland um zusätzliche Lieferungen von Flüssigerdgas gebeten.

10:10 Uhr > Fukushima: Regierung warnt vor weiterer Explosion in AKW
Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I könnte nach Regierungsangaben eine weitere Explosion drohen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich durch eine Ansammlung von Wasserstoff im Reaktor drei eine Explosion ereignen könnte, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Ein Problem soll die Explosion für den Reaktor und die Bevölkerung allerdings nicht darstellen, hieß es weiter. Überdies erklärte die Regierung, dass vermutlich in zwei defekten Reaktoren bereits eine Kernschmelze im Gange sei. Zwischenzeitlich mehren sich die Hinweise, dass sich eine radioaktive Wolke schon ausgebreitet habe.

10:08 Uhr > Arbeiter stirbt bei Arbeiten mit Kran in Fukushima Daini
Die internationale Atomenergie Aufsischtsbehörde IAEA in Wien berichtet in einem Statement von 2:35 Uhr [MEZ] was offizielle japanische Stellen mitgeteilt haben. In den Reaktorblöcken 1,2 und vier des Atomkraftwerkes Fukushima Daini sei kein Druck abgelassen worden. Diese drei Blöcke seien, so die japanischen Behörden, abgeschaltet. Der Reaktorblock 3 in Daini, befinde sich, so  die japanischen Behörden weiter, in einem sicheren, kalten abgeschalteten Zustand. Zudem haben die japanischen Offiziellen ein Statement abgegeben zu verletzten Arbeitern. In Fukushima Daichi seien bei der Explosion am Reaktorblock 1 vier Arbeiter verletzt worden. Drei weitere Arbeiter seien dort in andere Unfälle verwickelt gewesen und einer der Arbeiter sei dabei radioaktiv verstrahlt worden. Das Level der Verstrahlung sei höher als normal. In Fukushima Daini sei ein Arbeiter beim Einsatz eines Kranes gestorben, vier weitere seien verletzt worden.

9:50 Uhr > Erneuter Störfall im Kernkraftwerk Fukushima I
In der japanischen Atomkraftanlage Fukushima I ist es zu einem erneuten Störfall gekommen. Am Sonntagmorgen (Ortszeit) sei nach Angaben der Betreiberfirma Tepco im Reaktor drei die Kühlung ausgefallen. Ob es bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist, bleibt nach wie vor unklar, ein Regierungssprecher hat indes die Möglichkeit einer Kernschmelze im betroffenen Reaktor nicht ausgeschlossen. Seit dem schweren Erdbeben vom Freitag in Japan ist den Informationen zufolge in sechs Reaktoren die Kühlung ausgefallen. Um den Druck zu senken, wurde Dampf freigesetzt. Die Radioaktivitätswerte sind nach Angaben der Regierung doppelt so hoch wie normal. Unterdessen sollen Atomexperten in der Provinz Miyagi eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen haben. Experten schätzen, dass die Belastung durch den Wind aus Richtung Fukushima verursacht habe.

Möglicherweise über 10.000 Tote bei Naturkatastrophe in Japan
Nach dem verheerenden Erdbeben und anschließendem Tsunami in Japan könnte die Zahl der Todesopfer auf über 10.000 ansteigen. Allein in der Provinz Miyagi könne eine solche Zahl möglich sein, bestätigte der Polizeichef der Provinz, Naoto Takeuchi, einen entsprechenden Bericht des japanischen TV-Senders NHK. Offizielle Zahlen gehen bislang von 800 bestätigten Toten aus, viele Tausend Menschen werden noch vermisst. Indes wurde die Stärke des Bebens von 8,9 auf 9,0 auf der Magnitudenskala hochgestuft.

[ag; dts]