Ein Zug ohne Polizei und AWB
Erstaunlich viele junge Menschen fanden sich gestern Abend nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Neptunplatz in Köln-Ehrenfeld ein, um hinter dem Piratenschiff, Markenzeichen des Ehrenfelder Geisterzuges, durch die kleinen Straßen zu ziehen. Dazu brauchte es keine Polizei und auch keinen Großeinsatz von Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben, die beide auch zumindest zu Beginn nicht zu sehen waren. Piratenschiff, dazu eine Mülltonne in der eine Trommel eingelassen war, wegen der besseren Resonanz und klare politische Aussagen zur Situation des Heliosgeländes kennzeichneten den Zug von rund 500 Aktiven. Ein Jeck kostümiert mit Gasmaske und weißem Overall trug ein Wendetransparent mit sich. Auf der einen Seite stand: "Keine Shopping Mall – lieber ein AKW" und die Begründung des absonderlichen Wunsches auf der Rückseite: "fallende Mieten". Ein anderer Geist trug als Logo auf dem Rücken "bauwens – real klüngel group", wieder andere schwammen als Immobilienhai mit und nicht wenige trugen Investorenanzüge mit dicken selbstgebastelten Zigarren und das Gesicht zum Totenkopf geschminkt durch die Straßen.

Der Hintergrund ist, dass IHK Präsident Bauwens Adenauer mit seinem Unternehmen das Heliosgelände erworben hat und dort nun mit der mfi, der Gesellschaft die auch die ehemaligen Kalk, heute Köln-Arkaden betreibt in Ehrenfeld eine Shopping Mall mit über 20.000 Quadratmeter Einkaufsfläche errichten will. Derzeit ist das Verfahren, zumindest nach außen hin, in einer Bürgerbeteiligung. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Mehr Informationen findet man hier im Netz: www.buergerinitiative-helios.de/

Von einem Geisterzug, wie dem "Großen" der einst politisch gestartet ist, hätte man sich mehr kommunalpolitische Einmischung, wie dies der kleine Zug in Ehrenfeld eindrucksvoll vormachte, gewünscht, vor allem im Hinblick auf die vielen sehr kontrovers diskutierten Themen in der Stadt. Auch alleine schon durch die Wahl des Zugweges.

[ag]