Die positiven Zahlen von 2010 bestätigen noch einmal den Aufwärtstrend seit dem Tiefpunkt 2005. Damals hatten nur 645 Handwerker die Meisterprüfung bestanden. Dieser massive Einbruch war vor allem durch eine Entscheidung des Gesetzgebers entstanden, die Meisterprüfung in vielen Handwerksberufen nicht mehr zur Voraussetzung für den Weg in die Selbstständigkeit zu machen. Damals wurden aus 91 Berufen 40 herausgenommen. Inzwischen ist laut Peter Panzer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, jedoch die Einsicht gestiegen, dass berufliche Qualifikation die Basis für beruflichen und geschäftlichen Aufstieg ist. Und so absolvieren viele jetzt wieder die Meisterprüfung – auch in Berufen, wo es eigentlich keiner bedarf, wie zum Beispiel beim Beruf des Goldschmiedes. „Das ist einfach ein Qualitätssiegel, das der Kunde sehen will“, so Panzer. Das zeige sich auch in der hohen Zahl der Neugründungen. So wollen sich nun 55 Prozent der Absolventen nach ihrer Meisterprüfung selbstständig machen.

Energieberater sind gefragt
Auch bei den von der Handwerkskammer angebotenen Fortbildungsprüfungen gibt es einen Aufwärtstrend. Viele haben die Zeit der Wirtschaftskrise genutzt, um sich weiterzubilden und können jetzt im Aufschwung davon profitieren. Immer wichtiger und stark nachgefragt werden die Lehrgänge im Bereich Energieeffizienz und regenerative Energien. Die Handwerkskammer bietet einen Lehrgang zum „Gebäudeenergieberater“ und Lehrgänge in der Solartechnik an. Auch sie wurden gut besucht. 2010 fand zudem erstmals die Fortbildungsprüfung zum „Servicetechniker für Windenergieanlagen“ statt. Hier bestehe durch den Ausbau der Windenergie ein hoher Bedarf an Fachkräften. Bisher musste der praktische Teil des Lehrgangs in Husum stattfinden, da in Köln kein Windrad zur Verfügung stand. Das soll sich in diesem Jahr jedoch ändern. Die „Aufnahmeprüfung“ soll laut Panzer sein, einmal „auf so ein Ding raufzuklettern und ohne schlotternde Knie wieder runterzukommen“.

Neue Lehrgänge 2011
2011 gehen ganz neu entwickelte Lehrgänge an den Start. Zum Beispiel können sich ab Mai Raumausstatter, Tischler, Maler und andere Handwerker zum „Wohnberater“ weiterbilden lassen und so ihren Kunden ein Komplettpaket in Sachen Wohnkonzept anbieten. Da dem demographischen Wandel Rechnung getragen werden muss, startet im Herbst erstmals die Weiterbildung zur „Fachkraft für barrierefreies Bauen und Wohnen“. Auf dem Gelände des Bildungszentrums Butzweilerhof soll bald ein Schulungsgebäude eigens für diesen Bereich und für regenerative Energien errichtet werden. Da die Handwerkskammer laut Panzer versucht „voraus zu denken, wie sich bestimmte Berufe entwickeln werden“ und von einer künftigen Zusammenlegung der Berufe des Dachdeckers und des Zimmerers ausgeht, wird bereits ab 2011 den Meistern dieser Berufe ein „Zweitmeisterkurs“ im jeweils anderen Beruf angeboten, so dass der Zimmerer auch Dachdeckermeister ist und umgekehrt.

Zusammen mit der FH des Mittelstandes hat die Handwerkskammer das „triale Studium“ entwickelt, das im Herbst 2010 erstmals an den Start ging. Bei dieser 4 – 4 ½ Jahre dauernden Ausbildung werden drei Bildungsabschlüsse miteinander kombiniert: die Gesellenprüfung in einem Handwerksberuf, die Weiterbildung zum Meister und der Bachelor-Studiengang „Handwerksmanagement“. Dieser innovative Bildungsgang erhält schon jetzt viel Zuspruch. Bereits 19 Teilnehmer begannen die Ausbildung im Herbst und die Handwerkskammer wurde dafür mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet: dem Innovationspreis des Bundesinstituts für Berufsbildung und einem Preis beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“.

Julia Grahn für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
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