Die Kölner Polizei spricht in der offiziellen Meldung, die soeben veröffentlicht wurde, von „brutaler sinnloser Gewalt gegen einen Kölner Polizisten (50) und einen Mitarbeiter der Kölner Sportstätten“. So seien etwa eine Stunde nach dem Spiel Kölner „Problemfans“, so ein Ausdruck der Polizei, über die beiden Männer hergefallen. Dabei seien der Polizeibeamte und der städtische Mitarbeiter so schwer verletzt worden, dass sie nach der Erstversorgung durch den Vereinsarzt des 1. FC Köln mit Rettungswagen in eine Klinik gebracht werden mussten. Beide hätten bereits am Samstagabend die Krankenhäuser wieder verlassen können. Remmert ist laut Polizei bis auf weiteres jedoch nicht dienstfähig.

Zwei Fans der "Wilden-Horde 96" festgenommen
Laut Polizei haben Augenzeugen berichtet, dass die Fans zahlenmäßig weit überlegen gewesen seien und den Polizeibeamten zu Boden getreten hätten. Zudem seien mehrere Fans auf Remmert gesprungen, als er am Boden lag. Die Fans hätten von dem 50-Jährigen erst abgelassen, als alarmierte Beamte der Einsatzhundertschaft im Sichtfeld aufgetaucht wären. Daraufhin seien die Fans geflohen. Zwei der Fans wurden laut Polizei festgenommen. Dabei habe es sich um Angehörige (19, 20) der Ultra-Gruppierung "Wilde-Horde 96" gehandelt. Beide seien bereits als "Gewalttäter Sport" bei der Polizei bekannt. So wäre der 19-Jährige 2010 während des Trainingslagers der 1. FC Köln an einer Schlägerei im österreichischen Tröpolach beteiligt gewesen. Auch bei den Ausschreitungen nach dem Spiel des FC St. Pauli gegen den 1. FC Köln Ende Januar 2011 habe ihn die Polizei in Gewahrsam genommen. Gegen beide wurde bislang noch kein bundesweites Stadionverbot verhängt.

Eskalierte Fotoaktion mit Fans?
Medienberichte und auch ein Sprecher der Kölner Polizei berichten eine etwas andere Version des Vorfalls. So soll Remmert auf Wunsch von Fußball-Fans ein Foto mit diesen gemacht habe. Dabei habe ein Fan die Dienstmütze des Beamten tragen dürfen. Andere Fans hätten dann jedoch die Dienstmütze gestohlen und seien damit weggerannt. Bei dem Versuch, die Dienstmütze zurückzuerhalten, sei es dann zu einer Schlägerei gekommen. Untersucht wird der Vorfall nun von der Polizei Köln selbst. Es gäbe keinen Grund, dass der Vorfall von jemand anderem untersucht würde, erklärte heute ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministers gegenüber Report-k.de, Medienberichte, dass Innenminister Ralf Jäger den Vorfall in die Sitzung des Innenausschusses am kommenden Donnerstag einbringen will, konnte der Sprecher nicht bestätigen.

„Übergriffe auf meine Beamten werde ich allerdings nicht dulden“
Die Polizei Köln wertet den Vorfall als Rückschlag im Dialog mit den Fangruppierungen. "Wir werden die Gespräche weiter suchen, damit der Sport im Vordergrund steht und nicht die Eskalation der Gewalt. Übergriffe auf meine Beamten werde ich allerdings nicht dulden. Gegen diejenigen, die Sportveranstaltungen nutzen, um Aggressionen abzubauen, werden wir entschlossen vorgehen", erklärte Polizeipräsident Klaus Steffenhagen in einer offiziellen Stellungnahme.

Stimmen zum Vorfall
Polizeigewerkschaft sieht auch Verein in der Verantwortung
"Wenn ein Verein Ultras öffentlich hofiert, obwohl bekannt ist, dass es aus ihren Reihen in der Vergangenheit wiederholt zu massiven Gewalttätigkeiten gekommen ist, stellt sich die Frage nach der Mitverantwortung des Vereins", sagte heute Frank Richter, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die GdP redet mit allen Fans, auch mit den Ultras. Aber bei brutaler Gewalt gibt es null Toleranz. Das erwarten wir auch von den Vereinen", so Richter weiter. Bereits in der Vergangenheit habe es laut GdP mehrfach Gewalttaten von Mitgliedern der "Wilden Horde" gegeben. Die Gewerkschaft kritisiert, dass sich der Klub trotzdem "bislang nicht konsequent genug" von der Gruppe distanziert habe. „Wenn ein Fußballstar wie Lukas Podolski die Fahne der Wilden Horde im Stadion schwenkt, beim Training eine Mütze mit deren Logo aufsetzt und deren Spielführerbinde trägt, nachdem sie ihm medienwirksam überreicht worden ist, kann der Verein bei brutalen Gewaltübergriffen nicht tatenlos wegschauen", sagte der GdP-Landesvorsitzende Richter.

Fan Projekt 1. FC Köln: „Das sind keine FC-Fans“
Mit großer Bestürzung hat heute der Vorstand des Fan-Projekts 1. FC Köln 1991 e.V. auf den Vorfall reagiert. Das Verhalten sei nicht hinnehmbar und „es spiegelt nicht ansatzweise das Bild der wahren FC-Fans wieder“, erklärte der Vorstand in einer offiziellen Stellungnahme. Die Fans distanzierten sich ausdrücklich von den so genannten „Problemfans“. „Das sind keine FC-Fans“, betonte der Vorstand heute. „Wir alle sind auf ein sicheres Stadionumfeld angewiesen, um unsere FC-Leidenschaft zu leben. Ein solcher Angriff stellt gleichzeitig einen Angriff gegen unseren Verein und unsere Gemeinschaft dar“, heißt es in dem Schreiben weiter. Ärgerlich sei auch, dass Fans durch derartige Vorfälle in ihren Möglichkeiten und Freiheiten weiter eingeschränkt würden. „Die Skepsis gegenüber der gesamten Anhängerschaft des 1. FC Köln wächst und das Bild in der Öffentlichkeit ist wieder einmal negativ“, so der Vorstand des Fan-Projekts. Der kündigte an, mit der Unterstützung der Mitglieder daran arbeiten zu wollen, „dass Täter und Gedankenlose in der Fangemeinschaft keine Bühne und auch kein Versteck mehr finden. Wir sind gerne bereit mit Verein und Behören zusammenzuarbeiten, um solche Taten zukünftig zu vermeiden“, heißt es in dem Schreiben.

Kölner DGB kritisiert Gewalt
„Das brutale und rücksichtslose Vorgehen der Hooligans zeigt ihren mangelnden Respekt vor anderen Menschen und ihre Unberechenbarkeit. Insbesondere wurde ein Beamter so brutal zusammengetreten, dass nur eine herbeieilende Hundertschaft noch Schlimmeres verhindern konnte. Ich bedauere sehr, insbesondere auch als Mitglied des 1. FC Köln, dass die fröhliche Stimmung während und nach dem Spiel von Hooligans so ausgenutzt und missbraucht wurde.
Wir dürfen nicht zu lassen, dass Polizeibeamte bzw. städtische Bedienstete in der Ausübung ihr Tätigkeit solchen Gefahren ausgesetzt sind. Der Vorfall vom vergangenen Wochenende macht nochmals deutlich, wie wichtig die aktuelle politische  Debatte  um die zunehmende Gewalt gegenüber staatlichen Institutionen und ihren Amtsträgern ist. Wir müssen als Gesellschaft ein klares Stoppzeichen gegenüber solchen Gewaltexsessen  setzen“, erklärte heute Andreas Kossiski, DGB-Vorsitzender der Region Köln-Bonn.

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