Der Anfangsverdacht stütze sich unter anderem auf die Aussage eines Zeugen und stellt darauf ab, dass der Lokführer möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben könnte. Nähere Angaben zum Zeugen und zum Inhalt seiner Aussage wurden aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht gemacht. Von den zehn getöteten Personen konnten nach Angaben der Polizei bislang nur zwei zweifelsfrei identifiziert werden. Bei diesen beiden Personen handelt es sich demnach um einen 63-Jährigen sowie um einen 74-Jährigen.

Von den insgesamt 23 Verletzten wurden inzwischen 13 nach medizinischer Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen. Weitere zehn Personen sind noch in Krankenhäusern, zwei davon sind schwerstverletzt. Bei den verletzten ausländischen Personen handelt es sich laut Polizei um zwei georgische, eine portugiesischen und eine brasilianischen Staatsangehörigen. Die Auswertung der sichergestellten Fahrtenschreiber beider Züge dauert noch an. Wann die Bahnstrecke für den Verkehr wieder freigegeben wird, steht noch nicht fest.

Unfallstelle in Hordorf komplett geräumt

Die Unfallstelle ist am Montag komplett beräumt worden. Auch die kriminaltechnischen Arbeiten der Polizei vor Ort wurden abgeschlossen, teilte die Polizei mit. Der Personenzug wurde unter Einsatz schwerer Technik teilweise zerlegt und zur weiteren Untersuchung abtransportiert. Zur Freigabe der Bahnstrecke müssen durch die Deutsche Bahn zuerst alle Schäden aufgenommen und anschließend behoben werden. Bis dahin ist ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

[Aktualisierung um 15:36 Uhr]

Bahn: Unglücksstrecke entspricht Sicherheitsstandards

Die Deutsche Bahn hat die eingleisige Unglücksstrecke zwischen Halberstadt und Magdeburg als "den gültigen Sicherheitsstandards entsprechend" bezeichnet. Zusätzliche überwachende Systeme seien nur auf Strecken mit Streckengeschwindigkeiten von über 100 km/h vorgeschrieben. Die Strecke Halberstadt-Magdeburg sei jedoch für maximal 100 km/h zugelassen. "Erst bei höheren Geschwindigkeiten sind zusätzliche Sicherheitssysteme erforderlich", sagte ein Bahnsprecher. Allerdings baue die Bahn derzeit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus Strecken freiwillig mit zusätzlichen Sicherheitssystemen aus. Es sei bereits vor dem Unglück geplant gewesen, in den nächsten Jahren mehr als 50 Millionen Euro in den Ausbau der Strecke Magdeburg-Halberstadt zu stecken. Ziel sei es, die Strecke für Geschwindigkeiten bis 120 km/h auszubauen und die Betriebsführung auf moderne, elektronische Leit- und Sicherungstechnik umzustellen.

[dts]